Kommers mit beschwingter Note

Neuweiler · Das Jubiläum „300 Jahre Neuweiler“ soll an den Bürgern natürlich nicht spurlos vorübergehen. So wurde Ende Juni im Sulzbacher Stadtteil schon ein viel beachtetes Dorffest gefeiert. Und nun, am vergangenen Samstag, stand der Kommers im Jugendfreizeitheim an.

300 Jahre Historie beschwingt, verschmitzt und hintergründig aufbereitet: Wenn einer das kann, dann ist es Karl-Ludwig Jüngst. Das meinten unumwunden auch die vielen Zuhörer im Jugendfreizeitheim, die dem Historiker nach dessen Schlusswort sehr eindrucksvoll Beifall spendeten. Der örtliche Obst- und Gartenbauverein (OGV) mit seinem Vorsitzenden Horst Dieter Hetrich war es, der den Festkommers anlässlich des Ortsjubiläums ausrichtete.

Der Veranstaltung kam leider kurzfristig der Schirmherr abhanden, denn Otmar Schön musste als Geschäftsführer der Firma Hydac andere Aufgaben wahrnehmen. Die versammelten Gäste bedauerten dies.

So auch Bürgermeister Michael Adam. Er, selbst "Neuwillerer", ging in seiner Begrüßungsrede zunächst auf die wirtschaftliche Bedeutung des Sulzbacher Stadtteils ein. Im Industriegebiet, "da tut sich wirklich was", konstatierte der Verwaltungschef und sprach millionenschwere Investitionen etwa von Fraunhofer-Institut und Hydac an. Und er kam zu sprechen auf den ungeheuren Zusammenhalt unter den Bürgern, der auch Auswärtige verblüfft. So gab es etwa vor zwei Jahren eine Benefizveranstaltung zugunsten einer Familie, bei der knapp 20 000 Euro zusammenkamen.

Doch nun zu Karl-Ludwig Jüngst und seinen vorgetragenen Auszügen, die er seinem umfangreichen Buch mit dem Titel "Neuweiler - von den Anfängen bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, Familien- und Sozialgeschichte" entnahm. Erhältlich ist das Werk ab dem Erntedankfest des OGV am 6. Oktober.

Der ehemalige Gymnasiallehrer pickte aus insgesamt 700 Seiten ein paar geschichtlich verbürgte "Appetithäppchen" heraus, kurzum: Er bestrafte sein Publikum weiß Gott nicht mit Langatmigkeit hinsichtlich seiner Wurzel- und Spurensuche. Man erfuhr einiges über Neuweiler als kleines Bauerndorf, über die Entwicklung durch den Bauboom ab 1850 bis zum II. Weltkrieg - nun war man im Bergbaudorf angelangt - und über den späteren Wohn-Stadtteil. Gemeinhin gilt er als gepflegt und freundlich.

Referent Jüngst, der - im Zuge des zweiten Baubooms ab 1950 - eine für heutige Verhältnisse atemberaubende Infrastruktur in Erinnerung rief (zehn Läden für den täglichen Bedarf, bis zu zehn Gaststätten und Cafés, Kleiderboutique, Lichtspieltheater, eine Apotheke, Ärzte etc.) schaute ganz nebenbei auch mal in die Zukunft. Lichtblicke sieht er da, weil eine jüngere Generation sich anschickt, vor Ort neue Versorgungsstrukturen zu etablieren. "Und wenn dazu weiterhin die Gemeinschaft funktioniert, wie bei unserem Dorffest zu sehen war, dann muss uns nicht bange sein auch für die nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte Neuweilers."

Der Festkommers wurde umrahmt vom Kirchenchor der katholischen Pfarrgemeinde St. Hildegard und von Liedermacher Wolfgang Winkler. Elegant weil unaufdringlich führte derweil Peter Bastian für den OGV durchs Programm.

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