König Fußball verhindert Open-Airs

Im vergangenen Jahr haben 60 000 Fans bei den Konzerten von Xavier Naidoo und den Toten Hosen am Bostalsee gefeiert. In diesem Jahr gibt es keine Open-Airs. Über die Gründe dafür sprach SZ-Redakteurin Evelyn Schneider mit Oliver Thomé, Geschäftsführer von Veranstalter Popp Concerts.

 Fans wohin das Auge reicht. So sah das Festivalgelände am Bostalsee im vergangenen Open-Air-Sommer aus. Foto: B&K

Fans wohin das Auge reicht. So sah das Festivalgelände am Bostalsee im vergangenen Open-Air-Sommer aus. Foto: B&K

Foto: B&K

Herr Thomé, in diesem Jahr finden keine Open-Airs am Bostalsee statt. Was sind die Gründe dafür?

Oliver Thomé: Zum einen liegt es daran, dass die Weltmeisterschaft in Brasilien ist. Vier Wochen lang regiert somit König Fußball. Es ist schwierig, in dieser Zeit ein Open-Air zu veranstalten. Das haben wir schon am eigenen Leib erfahren. Die Chance, zu verlieren, ist groß, die Chance, zu gewinnen, klein. Für den Zeitraum nach der WM gab es keinen Künstler, der zu der Location passt. Außerdem buhlen Festivals deutschlandweit um die Künstler. Deshalb dachten wir: Besser ein Jahr pausieren und dann etwas Ordentliches präsentieren.

Gleiches gilt für den Stausee in Losheim?

Thomé: Genau. Auch hier war niemand verfügbar. Wir müssen auch immer schauen, welche Location in welchem Zeitraum verfügbar ist.

Im Amphitheater in Trier veranstalten Sie im Sommer gleich mehrere Konzerte: Adel Tawil, Niedeckens BAP oder Italienische Nächte. Wären diese Veranstaltungen nicht auch am Bostalsee denkbar gewesen?

Thomé: Adel Tawil war ja schon Anfang April in Saarbrücken. Die Italienischen Nächte und BAP sind bestuhlte Veranstaltungen von 1000 bis 1700 Besuchern. Das lässt sich in Bosen "auf der grünen Wiese" nicht so gut darstellen wie in einer gewachsenen Struktur, wie sie das Amphitheater nunmal hat. Dort reden wir mit Bestuhlung von 1700 Zuschauern, unbestuhlt von 3500. Das ist eine andere Hausnummer wie die Open-Airs am Bostalsee. Dort benötigt man schon deutlich mehr Besucher, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Wir bevorzugen jetzt nicht das Amphitheater als Location, aber wir müssen flexibel auf den Markt reagieren.

Auf der Facebook-Seite der St. Wendeler Zeitung haben sich User zu Wort gemeldet und die Vermutung geäußert, dass Center-Parcs gegen Open-Airs am See sei.

Thomé: So etwas wurde mir nicht zugetragen. Es hat sich auch hier niemand von Center-Parcs gemeldet. Ich glaube, dass Großveranstaltungen und Center-Parcs voneinander profitieren können. Der Ferienpark zieht zusätzlich Menschen in die Region, die mitunter erfreut sind, dass sie fußläufig ein Konzert besuchen können. Gleichzeitig kommen Leute gezielt zu den Konzerten, die dann vielleicht auch bei Center-Parcs übernachten. Wir haben nach unseren Konzerten auch keine Beschwerde bezüglich der Lautstärke oder Ähnlichem bekommen.

Mit den drei Konzerten im vergangenen Jahr haben Sie die Latte ziemlich hochgelegt. Ist es schwierig da noch mal ranzukommen?

Thomé: Wir sind uns bewusst, dass ein solcher Start in 2013 ein absolutes Highlight war, dass sich nicht jedes Jahr wiederholen lässt. Das dürfen wir nicht als Basis nehmen. Dass die Toten Hosen so durchstarten, war 2012, als wir das Konzert gebucht hatten, noch nicht zu erwarten.

Gibt es Musikrichtungen, die Sie sich besonders gut oder gar nicht am Bostalsee vorstellen können? Und konzentrieren Sie sich auf die deutsche Musikszene oder können auch US-Stars in die Region kommen?

Thomé: Das Thema US-Stars ist grundsätzlich in Ballungs-/ Medienzentren einfacher umzusetzen, als in unserer Region. Aber wir sind flexibel und zu allen Schandtaten bereit. Ob Hip Hop, Rock oder Folk - wir sind für alles offen. Es muss eben in die Region passen. Wir wollen über die Jahre verschiedene Zielgruppen bedienen. Das machen wir auch in Losheim so. Aber auch dort gab es mal eine Saison ohne Open-Air. Wir denken, es ist besser, auf Qualität zu achten, als jedes Jahr zwanghaft ein Open Air anzubieten.

Zum Abschluss noch ein Blick in die Open-Air-Zukunft. Ist schon etwas Konkretes für 2015 am Bostalsee geplant?

Thomé: Wir sind optimistisch, was 2015 angeht. Die Gedanken an bestimmte Künstler sind da. Es sind auch schon Gespräche geführt worden. Aber spruchreif ist noch nichts!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort