Knackige Salatköpfe laden zum Abernten ein

Völklingen · Die Vorbereitungen des Projektes „Wir bringen den Garten in die Stadt“ hatten im März begonnen. Im nächsten Schritt hatten die Bürgerarbeiter des früheren Ökogartens in Fürstenhausen Pflanzen in der City gesetzt. Die ersten Salatköpfe warten nun auf Interessenten.

 Gina Reimsbach freut sich über die prallen Salate. Die Casinomitarbeiterin hatte anfänglich mit zerstörten Beeten gerechnet. Foto: jenal

Gina Reimsbach freut sich über die prallen Salate. Die Casinomitarbeiterin hatte anfänglich mit zerstörten Beeten gerechnet. Foto: jenal

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Die Salatköpfe sehen knackig und prall aus, die jungen Kohlrabipflanzen stehen stramm, und auch die Zwiebelgewächse im Hochbeet am Platz Ars-sur-Moselle können sich sehen lassen. Die Ringelblumen dazwischen blühen prächtig in Orange und könnten gepflückt werden. Vor gut zwei Wochen hatte ein 14-köpfiges Team, sogenannte Bürgerarbeiter, rund 100 Pflanzen in vier vorbereitete Baumscheiben und besagtes Beet eingesetzt. Das Projekt "Wir bringen den Garten in die Stadt" wird von Diplom-Pädagogin Ellen Philipp und ihrer Kollegin, Gärtnereimeisterin Susann Gregor, im Auftrag des Burbacher Zentrum für Bildung und Beruf (BBZ) betreut. Mit im Boot sind die Volkshochschule Völklingen mit ihrem Leiter Karl-Heinz Schäffner und das Job-Center mit Stefan Franz.

Kein Vandalismus

Die Idee: In öffentlichen Grünflächen sollen Kräuter, Gemüse und Blumen wachsen, die jeder Bürger ausdrücklich ernten darf und soll. Auch den einstigen Ökogarten der Volkshochschule Völklingen, den jetzigen Bürgergarten, betreut das Team. Pflanzen für das neue Projekt in der City wurden dort teilweise vorgezogen. Ein kurzer Besuch am Freitagmittag (und nochmals am Sonntagvormittag) beweist es: Niemand hat mutwillig Pflanzen aus den Beeten herausgerissen. Die Angst vor Vandalismus in dieser etwas entlegenen Ecke der Völklinger City war zu Anfang des Projektes ein Thema. Anwohner und auch Ellen Philipp waren skeptisch, ob alle Völklinger den Beeten den verdienten Respekt zollten. Hans Martin Derow, der als BBZ-Abteilungsleiter von Anfang an in das Unternehmen involviert war, weiß die Antwort: "Es gibt Untersuchungen darüber, dass, wenn es um die Vernichtung von Essen geht, eine Art Beißhemmung selbst bei problematisch gelagerten Persönlichkeiten einsetzt - eine archaische Entwicklung quasi." Er habe nichts anderes erwartet. Auch in Andernach, der ersten Stadt im Land, die Gemüse und Obst in ihren öffentlichen Anlagen anbauen ließ, sei seit Projekt-Beginn im Jahr 2010 niemals ein Beet mutwillig zerstört worden.

Zur Zeit sieht es in Völklingen am Platz Ars-sur-Moselle aus, als hätten die Bürger zu viel Respekt vor dem Gemüse. Noch kein Salatrumpf deutet darauf hin, dass sich ein Passant den ersten grünen (oder roten) Kopf abgeschnitten hätte, geschweige denn eine Blume gepflückt - was sie ausdrücklich dürfen. Also, liebe Leute, bitte abernten! Das Team vom Bürgergarten wird wieder neue Salatpflanzen setzen. Das hat Ellen Philipp versprochen. Warten müssen die Bürger noch auf die Ernte aus dem ausgestreuten Samen von Ruccola-Salat und Radieschen zwischen den größeren Pflanzen. Sie sind jetzt erst als grüner, dichter Flaum in der dunklen, fruchtbaren Erde zu erkennen.

Zum Thema:

Hintergrund Der Bürgergarten existiert bereits seit knapp 30 Jahren. Als "Ökogarten" diente er lange Zeit der Volkshochschule als Übungswiese für Gartenbau-Kurse, drohte aber nach und nach zu verwildern. Seit Juli 2013 werkeln unter der Obhut des Zentrums für Bildung und Beruf (BBZ) nun Ein-Euro-Jobber als so genannte Bürgerarbeiter in Fürstenhausen. Und betreuen nun auch das Gartenprojekt in der Innenstadt. Allerdings läuft die Förderung der Bürgerarbeit durch den Bund Ende Juni aus. red

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