Klaus Töpfer: Regionale Wirtschaft ist wichtig für die Energiewende

St Wendel · Regionale Wirtschaft und globale Märkte hängen enger zusammen, wie mancher auf den ersten Blick meint. Das machte Professor Klaus Töpfer deutlich. Er war Festredner bei der Veranstaltung „10 Jahre Wirtschaftsförderungsgesellschaft St. Wendeler Land“.

 Klaus Töpfer trinkt bei seinen Vorträgen gerne Bier aus der Region. Hans-Josef Scholl erfüllt ihm den Wunsch. Foto: B&K

Klaus Töpfer trinkt bei seinen Vorträgen gerne Bier aus der Region. Hans-Josef Scholl erfüllt ihm den Wunsch. Foto: B&K

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1938, als Klaus Töpfer geboren wurde, lebten 2,7 Milliarden Menschen auf der Welt. Heute sind es 7,2 Milliarden. 2050 werden es neun Milliarden sein. Zwei Milliarden Menschen werden dann in Armut leben und das gerade in den Ländern, die am stärksten wachsen. Der Anteil der Deutschen an der Weltbevölkerung liegt dann unter einem Prozent. Mit diesen Zahlen machte Klaus Töpfer in seinem Vortrag "Regionale Wirtschaft und globale Märkte" die Dramatik der Veränderungen deutlich. Töpfer war Festredner bei der Veranstaltung "10 Jahre Wirtschaftsförderungsgesellschaft St. Wendeler Land" im Kulturzentrum Alsfassen.

Diese Bevölkerungsentwicklung führt Klaus Töpfer zur Frage: "Wie kann der Wohlstand nachhaltig erhalten bleiben." Die Antwort ist für ihn klar. In dem die wirtschaftliche Entwicklung in den armen Ländern auch von Deutschland aus gefördert wird. Töpfer betonte: "Wir brauchen die wirtschaftliche Entwicklung global. In unserem ureigensten Interesse. Wenn die wirtschaftliche Entwicklung nicht zu den Menschen kommt, werden diese zur wirtschaftlichen Entwicklung kommen." Sprich, sie werden auswandern und flüchten.

Wirtschaftliche Entwicklung geht nicht ohne mehr Energie, spinnt der Nachhaltigkeitsexperte den Faden weiter: "Globale Märkte sind globale Energiemärkte." Hier könne Deutschland eine wichtige Rolle spielen. Töpfer: "Unsere Aufgabe als Hochtechnologieland ist es, einen Beitrag dazu zu leisten, dass erneuerbare Energien kostengünstiger werden." Die Energiewende als künftiger Exportschlager. Töpfer: "Wir müssen dazu beitragen, dass diese Länder ihre Wirtschaftsstrukturen entwickeln können, ihre Energie nutzen können, ohne die gleichen Fehler zu machen wie wir früher." Also ohne zunehmende Zerstörung der Umwelt. Sein Fazit: "Dann kann ein Prozent der Weltbevölkerung dazu beitragen, dass wir friedlich zusammenleben."

Kleine Unternehmen als Trumpf

In diesen Überlegungen spielt die regionale Wirtschaft für Töpfer eine wichtige Rolle. Denn hier sitzen für ihn die Unternehmen, die diese Aufgabe leisten können, die heimlichen Champions, so genannte hidden Champions. Das sind kleine bis mittelständische Unternehmen, die in ihren Arbeitsfeldern Marktführer sind, teilweise sogar weltweit. "Das ist die Stärke der deutschen Wirtschaft", ist sich Töpfer sicher.

Diese Firmen sind aber in ihren Regionen groß geworden. Und dort verwurzelt. Was für Töpfer ein wichtiger Standortfaktor ist: "Die Menschen haben Sehnsucht nach Heimat. Es gibt eine Renaissance der regionalen Identität." Das sei keine Gefühlsduselei, sondern die Grundlage, die ökonomische Basis weiterzuentwickeln und den ländlichen Raum attraktiv zu halten. Die Attraktivität des St. Wendeler Landes unterstrich Landrat Udo Recktenwald in seiner Begrüßung anhand einer Reihe von Zahlen. So lebten im Landkreis 32 000 Erwerbstätige, gebe es 4000 Unternehmen und Freiberufler. Die Arbeitslosenquote liege bei vier Prozent. Das Wirtschaftswachstum zwischen 2005 und 2011 bei knapp 15 Prozent. Hans-Josef Scholl, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft, griff in seiner Rede, das Thema erneuerbare Energien auf: "Wir sind davon überzeugt, dass die Energiewende eine regionale Aufgabe ist."

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Auf einen BlickProfessor Klaus Töpfer war von 1987 bis 1998 in der CDU-geführten Bundesregierung. Von 1987 bis 1994 war er Bundesumweltminister, dann Bauminister. Anschließend war er Exekutivdirektor des Umweltprogrammes der Vereinen Nationen in Nairobi und Unter-Generalsekretär der Vereinten Nationen (1998 bis 2006). Heute ist er Exekutivdirektor des Institutes for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam. Von 1971 bis 1978 arbeitete Töpfer als Abteilungsleiter in der saarländischen Staatskanzlei, von 78 bis 85 als Staatssekretär und später als Umweltminister in Rheinland-Pfalz. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft St. Wendeler Land gibt es seit zehn Jahren. Sie ist eine gemeinsame Gesellschaft von Landkreis, allen kreisangehörigen Kommunen, der Kreissparkasse, den Volksbanken der Region und der Landesbank Saar. Geschäftsführer ist seit 2009 Hans-Josef Scholl, zuvor war es Armin Fechler. Vor der Gründung der Gesellschaft gab es seit 1983 das Amt für Wirtschaftsförderung des Landkreises. vf

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