Klagen über Bürokratie und Nachwuchsmangel

Saarbrücken · Ehrenamtliche Helfer gehören zu den Stützen der Gesellschaft – trotzdem gibt es einige Dinge, die ihnen ihre Arbeit unnötig schwer machen. Darauf wies die FDP-Stadtratsfraktion mit einer Podiumsdiskussion hin.

"Bürokratie und Kosten behindern das Ehrenamt" - um diese provokante These ging's bei einer Podiumsdiskussion, organisiert von der FDP-Stadtratsfraktion am Dienstagabend im Bistro Malzeit in der Scheidter Straße.

"Wir wissen alle, dass das ehrenamtliche Engagement in der öffentlichen Hand liegt", erklärte FDP-Fraktionschef Friedhelm Fiedler zum Start der Veranstaltung. Das Ehrenamt - so glaubt Fiedler - sei immer schwieriger zu bewältigen. Der Dschungel an Vorschriften und Bestimmungen, aber auch die Kostensituation für gemeinnützige Vereine seien eine große Hürde. Die FDP hatte Ehrenamtler aus verschiedenen Vereinen und aus der Feuerwehr ins Bistro Malzeit eingeladen. Dazu kamen Saarbrückens Umweltdezernent Thomas Brück und Gerd-Rainer Damm vom Innenministerium. Die Ehrenamtler schilderten ihre Erfahrungen und die zahlreichen Schwierigkeiten, mit denen sie sich bei ihrer Arbeit konfrontiert sehen.

Der Präsident der Landesarbeitsgemeinschaft Pro Ehrenamt e.V., Hans Joachim Müller, verwies auf ein weiteres Problem: Der demographische Wandel, in dem sich die Gesellschaft zurzeit befinde, belaste die Ausübung des Ehrenamtes. Vorstandspositionen seien unterbesetzt, es gebe nicht genügend junge Ehrenamtler.

Günter Simon, Vizepräsident des Verbandes saarländischer Karnevalsvereine, betonte ebenfalls das Nachwuchsproblem innerhalb der Vereine. Jedoch müsse der Vorstand dafür sorgen, dass es zu keiner Unterbesetzung komme - wichtige Positionen müssten rechtzeitig wiederbesetzt werden.

"Das Ehrenamt ist gefährdet", stellte Gerd-Rainer Damm, Leiter der Abteilung für Landes- und Stadtentwicklung im Innenministerium, fest. Nicht die Bürokratie, sondern Gesetze und Vorschriften seien eine Blockade für ehrenamtliches Engagement.

"Man ist an Gesetze gebunden. Auch, wenn man Vereine unterstützen will", erklärte hingegen Thomas Brück, städtischer Dezernent für Umwelt, Migration und Recht.

Des Weiteren verwies Tony Bender, Brandinspekteur im Regionalverband Saarbrücken, auf die Erwartungshaltung der Bevölkerung: Bestimmte Ereignisse wie die Love-Parade in Duisburg haben die Einstellung der Menschen gegenüber gewissen Schutzrichtlinien verändert.

"Sind die Erweiterungen nach Duisburg sinnvoll?", hinterfragte allerdings Thomas Escher, stellvertretender FDP-Fraktionsvorsitzender: "Sicherheitspersonal wird verlangt, das vorher nicht verlangt wurde. Größere Kosten sind entstanden."

Wie kann man Bürokratie und Kosten innerhalb des gemeinnützigen Engagements auf ein Minimum reduzieren? Thomas Brück erklärte, die Stadt Saarbrücken stelle Unterstützung im Veranstaltungsbereich zur Verfügung, um Ehrenamtler durch den Vorschriften-Dschungel zu führen. Escher betonte, die FDP setze sich im Stadtrat dafür ein, dass gemeinnützige Vereine finanziell weniger belastet werden.

Die Landesarbeitsgemeinschaft Pro Ehrenamt sei eine Servicestation, die als Anlaufstelle bei Fragen rund um das Ehrenamt dient, erklärte Hans Joachim Müller: "Kommen Sie auf uns zu, die Arbeit im Ehrenamt kann damit erleichtert werden."

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