Kitschig und überladen – Diplom bestanden

Saarbrücken · Heute Abend eröffnet die Absolventen-Ausstellung der Hochschule der Bildenden Künste (HBK). Kunststudenten präsentieren die Ergebnisse ihrer Diplomprüfungen. Wir haben einen von ihnen gestern vorab besucht.

 Ein weißer Crysler wird zum Kunstobjekt: Valerian Polienko in seiner Diplomarbeit. Foto: Nicole Burkhardt

Ein weißer Crysler wird zum Kunstobjekt: Valerian Polienko in seiner Diplomarbeit. Foto: Nicole Burkhardt

Foto: Nicole Burkhardt

. Nervös steht Valerian Polienko am Donnerstagvormittag vor seinem Atelier. Er wartet - wie 30 andere Absolventen der HBK Saar in diesen Tagen - auf das Ergebnis seiner Diplomprüfung. Eigenständig hat der freie Künstler seine Ausstellung organisiert, die er am Wochenende auch dem allgemeinen Publikum präsentieren wird.

"Schwer, kitschig, glänzend, vermodert, übertrieben, überladen", so beschreibt Valerian Polienko seine Arbeit. Was heißt das genau? Ein weißer Chrysler LeBaron steht mitten einem Raum, der vor kurzer Zeit noch der Arbeitsplatz von Studenten war. Die Fenster sind mit Spiegelfolie abgedeckt. Als Lichtquellen dienen ausschließlich bunte Leuchtstoffröhren, ein Bildschirm und die Lichter des amerikanischen Cabriolets aus den 80ern. Die Scheinwerfer des Autos beleuchten ein Aquarium, in dem ein Mensch liegt. "In der Prüfung wurde ich gefragt, warum ich das gemacht habe. Warum habe ich ein Auto in die Ausstellung gestellt? Warum liegt ein Mann im Aquarium und keine Frau?" Er habe nicht viel sagen können, aber die Prüfer hätten sich umso angeregter über die Arbeit unterhalten. Ein gutes Zeichen? Nach einigen, sich in die Länge ziehenden Minuten öffnen die drei Prüfer die Tür wieder. Valerian bekommt das Prüfungsergebnis, er hat bestanden.

"Eine tolle Sache, wie Valerian Polienko das Atelier verändert hat, ohne Kosten und Mühen zu scheuen", sagt Katharina Hinsberg, Professorin für konzeptuelle Malerei und Prüferin. Genau das sei die Aufgabe der Kunst: dem Betrachter das Undenkbare zu zeigen, seine Vorstellung zu sprengen. Valerian habe vorher nicht gefragt: "Darf ich das? Geht das überhaupt?", erzählt Hinsberg. Das Auto hat der Absolvent gebraucht erworben und musste das Fenster ausbauen, um das sperrige Objekt ins Atelier zu bekommen. Gute Freunde konnte er überzeugen, sich für ihn in das unkomfortable Aquarium zu legen. "Darauf arbeitet man hin im Studium. Endlich frei arbeiten zu können, endlich zu machen, was man wirklich will", betont Hinsberg zufrieden.

Eric Lanz, Professor für Video und künstlerische Fotografie spricht von einem "ganz besonderen Jahrgang". Mit "unglaublichem Engagement" haben einige Absolventen sich sogar Leerstände im Osten der Stadt organisiert. Im Fasanerieweg stellen sie jetzt einen Monat lang aus.

Die Absolventen-Ausstellung eröffnet heute, 18 Uhr, in der Hochschule der Bildenden Künste in der Keplerstraße. Die Ausstellung dort ist Samstag und Sonntag, jeweils von 14 bis 20 Uhr, geöffnet. Die Arbeiten im Fasanerieweg 15 und 17 sind bis 29. Oktober zu sehen, jeweils Freitag und Samstag, 15 bis 19 Uhr, und Sonntag, 12 bis 17 Uhr. Vernissage ist heute um 20 Uhr.

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