Kindergärten, Cafés und Sprachkurse vom DRK?

Saarbrücken · Der Pfälzer Günther Batschak übergibt nach 25 Jahren die Geschäftsführung des DRK-Landesverbandes Saar an den Belgier Anton Verschaeren. Der könnte sich vorstellen, dass das Rote Kreuz neue Tätigkeitsfelder erschließt.

 Anton Verschaeren, der neue Geschäftsführer des DRK-Landesverbandes Saar (links), mit seinem Vorgänger Günther Batschak beim Besuch der SZ-Redaktion. Foto: Iris Maurer

Anton Verschaeren, der neue Geschäftsführer des DRK-Landesverbandes Saar (links), mit seinem Vorgänger Günther Batschak beim Besuch der SZ-Redaktion. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

180 Aufgabenfelder seien beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) insgesamt zu bestellen, und jeden Tag habe er es mit 20 grundverschiedenen Dingen zu tun, - da glaubt man gern, dass Günther Batschak die 25 Jahre als Geschäftsführer des DRK-Landesverbandes Saar nie eintönig empfand, wie er beim Besuch der Saarbrücker Zeitung versicherte.

Der in Zweibrücken geborene Manager ist im 63. Lebensjahr und geht dieser Tage in Altersteilzeit. Günther Batschak war schon 1972 als Ehrenamtler zu der Organisation gekommen, 1985 trat der praktische Betriebswirt in die Dienste des hiesigen Landesverbandes.

Drei berufliche Highlights? Gern: Als ob es gestern gewesen wäre, erinnert er sich an die Aktion "Ein Tag für Afrika", als das DRK - am 23. Januar 1985 - bundesweit 125 Millionen Mark für die Hungerhilfe sammelte.

1989/90 durfte er zwei Hilfstransporte in die Ukraine organisieren. 30 Lastwagen rollten von der Messehalle 1 in Saarbrücken teilweise bis in die Karpaten, um Lebensmittel direkt an die Leute zu verteilen - "ein emotionaler Höhepunkt".

Drittens schließlich die vor einigen Jahren in St. Ingbert errichtete "Rettungsarena", die eine praxisnahe Ausbildung ermögliche und das Ausbildungsinteresse wachhalte.

Die Hilfsorganisation Rotes Kreuz , die gleichermaßen auch Wohlfahrtsverband ist, sieht es generell als Basisaufgabe an, das sehr hohe Image als "Marke" zu verteidigen, auf der Angebotsseite und auch für Mitarbeiter attraktiv zu bleiben und sich Strukturen zu schaffen, die mit den Zeitläuften Schritt halten. Kinder verbringen heute viel mehr Zeit in Ganztagsschulen - was zu Lasten der Nachwuchsrekrutierung gehen könnte.

Noch hat das Rote Kreuz im Saarland sagenhafte 251 Ortsverbände. Aber wird diese Dichte bei abnehmender Bevölkerung zu halten sein? Mit diesen neuen Herausforderungen hat es nun Nachfolger Anton Verschaeren zu tun.

Der 52-jährige gebürtige Belgier, ein Betriebswirt, war zuletzt hauptamtlicher Vorstand bei einem als besonders innovativ geltenden DRK-Verband in Westfalen-Lippe. Zuvor hatte er die Kreisgeschäftsstellen in Trier-Saarburg und Kaiserslautern geleitet. Der stellvertretende Chefredakteur Peter Seringhaus konnte ihm ein paar "Wunsch-Ideen" für das Saarland entlocken: Das DRK als Kindergarten-Betreiber, konfessionslos und weltanschaulich neutral.

Das DRK als Gründer und Lenker von Integrations-Unternehmen, in denen behinderte und nicht behinderte Menschen zusammenarbeiten, etwa in Cafés, Wäschereien, Läden. Das DRK schließlich als Betreuer und Sprachförderer von Migranten.

Dass man das vorzüglich könne, sei in der Landesaufnahmestelle Lebach schon bewiesen worden. Aber bitte, sagt Anton Verschaeren, es sei erst noch genau zu schauen, ob der Bedarf da sei und ob es mit den zur Verfügung stehenden Mitteln überhaupt zu leisten sei. Um den Mitarbeitern - der Landesverband hat 265 - ein Vorbild im Fach Flexibilität zu sein, hat der neue Geschäftsführer übrigens eine Ausbildung als Notfallsanitäter nachgeschoben.

Und Günther Batschak hat sich ein E-Bike für große Touren gekauft. Er hat jetzt auch Zeit, seinem Ortsverein in Contwig als Ehrenamtler zur Verfügung zu stehen.

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