Kinder werden Filmkritiker

Saarbrücken · Lebhafte Diskussionen herrschen zwei Tage lang zwischen Filmhaus, Kino achteinhalb und der Jugendherberge in Saarbrücken. Die Kinderjury des Créajeune–Videowettbewerbs aus der Großregion versammelte sich dort zum achten Mal.

 Aus drei Ländern kommen die Jury-Mitglieder des Film-Wettbewerbs Créajeune. Foto: Nicole Burkhardt

Aus drei Ländern kommen die Jury-Mitglieder des Film-Wettbewerbs Créajeune. Foto: Nicole Burkhardt

Foto: Nicole Burkhardt
 Gemeinsam diskutieren die Jury-Mitglieder im Kino über die Filme. Sie bewerten unter anderem das Drehbuch. Foto: Valentin Djemai

Gemeinsam diskutieren die Jury-Mitglieder im Kino über die Filme. Sie bewerten unter anderem das Drehbuch. Foto: Valentin Djemai

Foto: Valentin Djemai

Bereits um 8.30 Uhr müssen die Zehn- bis Zwölfjährigen im Kino sitzen. Immerhin sollen sie 21 Filme an zwei Tagen anschauen und bewerten. Nach einer Stunde gibt es eine kurze Pause, dann geht es gleich weiter. Auch nach bereits fünf Filmen herrscht noch eine überraschend konzentrierte Atmosphäre im Kino achteinhalb. Während der Vorstellungen machen sich die jungen Filmbegeisterten Notizen, danach diskutieren sie.

"Drehbuch, Licht, Ton, Schauspieler - unterschiedliche Kriterien fließen in die Bewertung ein", erklärt Nina. Sie hat voriges Jahr beim Wettbewerb mitgemacht und sitzt dieses Jahr in der Jury. Die zwei Tage seien sehr anstrengend gewesen. "Es gab viele langweilige Filme, aber natürlich auch ein paar gute", meint die Schülerin aus Luxemburg. Aus insgesamt drei Nationen kommen die 13 Jurymitglieder dieses Jahr: aus Deutschland, Luxemburg und Belgien.

"Einig waren wir uns eigentlich nie, aber wir sind immer zu einem Ergebnis gekommen", sagt Sophie. Sie wurde kurzfristig gefragt, ob sie mitmachen könne. Was auf sie zukommen würde, wusste niemand aus der Jury. Die wenigsten kannten sich vorher.

Eine bunte Mischung an Meinungen kam also bei der Bewertung der Filme zusammen. Die Gruppe hat trotzdem von Beginn an funktioniert und vorurteilsfrei zusammen gearbeitet. Dieser Austausch und der Umgang mit Kindern aus anderen Ländern machen das Festival so besonders. Die Kinderjury wurde erst vor vier Jahren ins Leben gerufen. "Kinder sehen Filme mit anderen Augen als Erwachsene. Manchmal überschneiden sich die Meinungen, manchmal nicht", das findet Adrien Promme, Mitorganisator des Festivals, besonders interessant. Zwar versuchte Promme, der die Kinder beide Tage begleitet hat, sich mit seiner Meinung einzubringen und die Diskussion weiter zu bringen, aber die Kinder haben schlussendlich die Entscheidung und lassen sich meist nicht von dieser abbringen. "Sie legen Wert auf eine lineare Geschichte mit Spannung und Action", bemerkte Promme während der zwei Tage.

Bei der Preisverleihung, die die Kinder noch nach der Bewertung am zweiten Festivaltag einüben müssen, präsentiert sich die Jury souverän. Auf Französisch und Deutsch verkünden sie die Gewinner und begründen ihre Wahl. Im Film "Die Umweltdetektive" aus Saarbrücken , wird der Müllsituation im Nauwieser Viertel genau auf den Grund gegangen. Der Preisträgerfilm des Medienkompetenzpreises "Crazy Tale" aus Luxemburg sorgt für Lachen im Publikum.

Gezeigt wird die Geschichte eines Jungen, der sich seine eigene Meinung bildet und den Einflüssen eines rauchenden Marlboromanns, einer koksenden Pippi Langstrumpf und einer kiffenden Mary Poppins widersteht. Weitere Preise vergibt die Jury für Humor und Ironie an "Dräi Detektive fir ee Fall" (Lux) und für die beste Animation an "La tranchee de la soif" (Lor).

Ganz besonders überzeugt hat aber ein Film, der den Kindern Angst eingeflößt hat und der sie erstaunte. "I see you" aus Luxemburg. Er handelt von Kindern, die in der Schule Geistern begegnen.

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