„Kinder und Jugendliche sind ein gesellschaftliches Potenzial“

Regionalverband · Am Montag, 1. Februar, soll die Landesverteilstelle für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Tholey ihre Arbeit aufnehmen. SPD und Linke fordern, das Land solle vorher Rücksprache mit dem Regionalverband halten.

Weit über 1000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind 2015 ins Saarland gekommen, viele davon in den Regionalverband und nach Saarbrücken. Darauf weist die Saarbrücker SPD hin und warnt davor, die Jugendhilfestandards für junge Flüchtlinge zu senken. Die Saarbrücker SPD-Vorsitzende Isolde Ries erklärt: "Kinder und Jugendliche sind ein gesellschaftliches Potenzial, das wir nutzen müssen. Sie haben einen wesentlich einfacheren Zugang zu Sprache und Bildung. Die erfolgreiche Arbeit des Jugendamtes im Regionalverband Saarbrücken zeigt bereits seit Jahren Erfolge. Geräuschlos integrieren sich geflüchtete Kinder und Jugendliche in unsere Gesellschaft."

Mit der neuen, vom Sozialministerium eingerichteten Landesverteilstelle in Tholey - so kritisiert Ries - würden diese Erfolge aber in Frage gestellt: "Dass die dort betreuten Jugendlichen etwa nur Ausgang unter Sicherheitsaufsicht erhalten sollen, behindert von vornherein ihre erfolgreiche Integration." Ries fordert, dass "etwa das Jugendamt des Regionalverbands mit seiner bislang äußerst erfolgreichen Arbeit eng in die konzeptionelle Gestaltung eingebunden wird". Die Zeit dränge, denn bereits zum 1. Februar werde die neue Einrichtung eröffnet.

Die Fraktion der Partei Die Linke im Regionalverband hat die Übernahme der "vorläufigen Inobhutnahme" für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ab Februar durch das Land als beispiellose Aktion bezeichnet. In keinem anderen Bundesland würden diese Jugendhilfeaufgaben durch eine Landesbehörde "getätigt". Zu begründen sei dieses Vorgehen wohl vor allem mit Kosten, die das Land mittlerweile selbst tragen müsse. Noch in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses vom November 2015 habe der Regionalverband "über die gesetzlichen Änderungen von neu ankommenden minderjährigen Flüchtlingen und der zukünftigen Betreuung berichtet". Dazu seien auch mehrere Stellenausschreibungen vorbereitet gewesen. Man habe den Eindruck bekommen, dass die Übernahme der Verantwortung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge durch das Landesamt für Soziales ohne Rücksprache und fachliche Beratung mit den beiden betroffenen Kreisen, nämlich dem Regionalverband und dem Landkreis Saarlouis im Alleingang erfolgt sei, kritisiert Dagmar Trenz, die jugendpolitische Sprecherin der Fraktion.

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