Kinder stürzen durch Völklinger Turnhallendach

Völklingen · Gebäude und Mauern mit turnerischem Können überwinden, komme was wolle: Vor allem unter Jugendlichen gilt das als Trendsport. Zwei Mädchen aus Völklingen erlitten nun beim sogenannten Parkour Brüche und Kopfverletzungen.

 Zwei Mädchen stürzten beim unerlaubten Klettern durch dieses Oberlicht. Dachdecker Daniel Adams begutachtet den Schaden . Foto: B&B

Zwei Mädchen stürzten beim unerlaubten Klettern durch dieses Oberlicht. Dachdecker Daniel Adams begutachtet den Schaden . Foto: B&B

Foto: B&B

Bei Kletterversuchen auf einer Völklinger Turnhalle sind zwei Mädchen im Alter von elf und zwölf Jahren am Dienstagabend durch ein Dachfenster fast vier Meter in die Tiefe gestürzt. Dabei erlitten sie Brüche und Kopfverletzungen, wie die Polizei gestern mitteilte. Eine Frau hörte die Hilferufe der beiden und alarmierte die Rettungskräfte, die sie in Krankenhäuser brachten. Eine zehn Jahre alte Freundin stieg nach Angaben der Polizei unverletzt vom Dach und rannte in Panik nach Hause.

Die Mädchen übten an der Turnhalle in der Gatterstraße die so genannte Trendsportart Parkour (auf deutsch: Ablaufen). Dabei waren sie aus einem Fenster in einen Lichthof geklettert und dort in ein Oberlicht eingebrochen. Beim Parkour machen sich vor allem Jugendliche in Städten einen Sport daraus, möglichst effizient architektonische Hindernisse zu überwinden, wie Mauern oder komplette Gebäude. Oft filmen sie sich beim Rennen, Klettern und Springen und stellen die Videos ins Internet.

Die verunglückten Kinder öffneten nach Angaben des Vorsitzenden des Turnvereins Völklingen, Ex-Oberbürgermeister Hans Netzer, ein Fenster im ersten Stock der Halle und gelangten so in einen Lichthof auf dem Dach. Weil die Plexiglasscheibe des Oberlichts zerbrochen ist, geht er davon aus, dass die Kinder darauf gestanden haben müssen bevor sie in den darunter liegenden Vorratsraum stürzten. "Die Mädchen hatten schon zwei Mal Hausverbot , weil sie auf den Garagendächern oder dem Vordach der Halle herumturnten", sagte Netzer, der in Kontakt mit den Eltern steht.

"Wir können die Halle nicht abschließen. Mehrere Trainingsräume sind ganztags belegt durch unterschiedliche Gruppen. Die Halle ist ein offenes Haus", erläutert Netzer die Sicherheitsproblematik vor Ort. Zugänge müssten als Fluchtwege offengehalten werden. Gitter und Absperrungen seien deshalb tabu. Das Lichthoffenster werde man künftig verriegeln. Netzer zufolge sind die Mädchen in den vergangenen Wochen beim Suchen von "Spielplätzen" zum Üben von Parkour mehrfach gesehen und gestört worden. Der Turnvereins-Chef hält Parkour für "ein lebensgefährliches Hobby". Der Verein sei froh, dass den Ärtzten zufolge keine Lebensgefahr mehr für die beiden Mädchen bestehe und auch keine bleibenden Schäden zu erwarten seien.

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