Kinder sehen die Welt durchs Objektiv

Saarbrücken. "Die Idee, einen Fotoworkshop anzubieten, hatten nicht wir Erzieher, sondern eines der Kinder", erklärt Andrea Alff, Erzieherin in der "Inklusiven Kita der Lebenshilfe". Schnell war die passende Workshop-Leiterin gefunden: Die Fotografin und Mutter Silke Brenner (32)

Saarbrücken. "Die Idee, einen Fotoworkshop anzubieten, hatten nicht wir Erzieher, sondern eines der Kinder", erklärt Andrea Alff, Erzieherin in der "Inklusiven Kita der Lebenshilfe". Schnell war die passende Workshop-Leiterin gefunden: Die Fotografin und Mutter Silke Brenner (32). "Ich fand die Idee spannend, Kindern die Fotografie als Ausdrucksmittel zu vermitteln", erinnert sich Brenner bei der Ausstellungseröffnung am Mittwochabend im Saarbrücker Rathaus.Unter dem Titel "Ich sehe was, was du nicht siehst" zeigen die kleinen Künstler zwischen vier und sechs Jahren nun ihre Welt. Aus dem Workshop im September hat sich mittlerweile der "Knipsclub" formiert.

Sechs Kinder mit und ohne Unterstützungsbedarf sind inzwischen "leidenschaftliche Fotografen", sagen die beiden Betreuerinnen Alff und Breuer. Etwa 50 Fotos sind in der Flurgalerie des Rathauses ausgestellt. "Eine kleine Auswahl, die die Kinder selbst getroffen haben", erklärte die Fotografin.

Wer nun glaubt, dass Kinder ihren Blick erst heben, weil da immer ein Erwachsener steht, der ihnen die Welt erklärt, irrt. "Es war erstaunlich, dass alle sechs Kinder erst einmal ihre Digitalkamera nach unten richteten und ihre Füße fotografierten", erinnert sich Brenner. Dem beliebten Bildmotiv ist eine große Collage gewidmet: viele Kinderfüße aus der Vogelperspektive fotografiert. "Noch immer", sagt Brenner lachend, "sind Füße und Beine sehr beliebt."

Aber es gibt auch viele andere Motive. Sie spiegeln ihre Welt wider: Spielsachen, Gebrauchsgegenstände, Ausschnitte aus dem Kindergarten, aus Innenräumen oder der Welt draußen. Manchmal sind es nur Detailansichten von Steinen oder Schatten. Aber es gibt auch Porträts der Spielkameraden im Kindergarten.

Der fünfjährige Krystian fotografierte einen Jungen, der eine Kletterwand hochkraxelt. Neben dem Foto lehnt ein kleineres Bild, das Krystian zeigt, wie er sein Motiv auslotet. Er liegt auf dem Boden, positioniert seine Kamera auf festen Grund und drückt den Auslöser. "Die Bilder habe ich gemacht, um die Arbeitsweise der Kinder zu dokumentieren", sagt Brenner. Der Fünfjährige hat gelernt: Wer wackelt, kriegt ein unscharfes Bild. Einen Tag verbrachten die sechs Kinder auf ihrer Motivsuche auch im Saarbrücker Rathaus. Eingeladen hatte sie Bürgermeister Ralf Latz.

Dem fünfjährigen Leon gefiel Latz' Büro besonders. Der Bürgermeister ist auf den Bildern aber nicht zu sehen. Stattdessen zeigen sie den großen Schreibtisch, die Fenster und die Decke. "Es gab auch Bilder mit mir", sagt Latz schmunzelnd, "aber in die Ausstellung habe ich es dann nicht geschafft." Die Bilder kann man kaufen. Der Erlös kommt der Inklusiven Kita der Lebenshilfe Saarbrücken zugute.

Ausstellung "Ich sehe was, was du nicht siehst", "Knipsclub" der Inklusiven Kita der Lebenshilfe, bis Mittwoch, 8. Februar, im Rathaus Saarbrücken, erste Etage.

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