Kessler: „Wir müssen in die Köpfe der Menschen investieren“

Saarbrücken · Die Grünen haben einen Zehn-Punkte-Plan vorgelegt, mit dem sie im Saarland für bessere Bildung sorgen wollen. Das Ziel ist mehr Gerechtigkeit.

Für die Grünen im Land nimmt die Bildung in der Politik und im Wahlkampf neben der Umwelt- und Energiepolitik einen besonderen Stellenwert ein. "Wir haben diesen Schwerpunkt gesetzt, weil wir der Auffassung sind, dieses Land kann zukunftsfähig werden, wenn wir in die Bildung investieren", sagte der bildungspolitische Sprecher und frühere Bildungsminister, Klaus Kessler. "Das Land hat keine Bodenschätze, deshalb gibt es nur einen Weg: Wir müssen in die Köpfe der Menschen investieren." Und Spitzenkandidatin Barbara Meyer-Gluche, die das Positionspapier gemeinsam mit ihm vorstellte, unterstrich: "Bildung ist für uns ein ganz zentraler Punkt für Gerechtigkeit. Daran hapert es im Saarland immer noch."

Weil die Teilnahme an der frühkindlichen Bildung nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängig sein dürfe, setzen sich die Grünen für eine Gebührenfreiheit in den Krippen und Kitas ein - spätestens ab dem Jahr 2020. "Das würde das Land jährlich 62 Millionen Euro kosten", sagte Kessler, "und man muss einräumen, dass dieses Geld auf einen Schlag nicht vorhanden ist." Bis in drei Jahren mehr Mittel zur Verfügung stünden, solle daher eine einkommensabhängige Staffelung der Kita-Beiträge eingeführt werden.

Ziel der Grünen ist es zudem, die Lehr- und Lernbedingungen zu verbessern. "Man kann nur dann gute Bildung fördern, wenn auch gute Rahmenbedingungen da sind", meint Kessler. "Und da liegt im Land noch einiges im Argen." Vor diesem Hintergrund fordern die Grünen unter anderem mehr Grundschullehrer, die Studienplätze für das Lehramt der Primarstufe an der Universität von 30 wieder auf 60 aufzustocken und dauerhaft die Senkung der Eingangsbesoldung um 300 Euro abzuschaffen.

Zudem sprechen sich die Grünen für eine Gleichwertigkeit von Gymnasien und Gemeinschaftsschule, eine Ausweitung der Lehrerfeuerwehr gegen Unterrichtsausfall und neue G 9-Gymnasien neben G 8-Gymnasien aus - wobei die Anzahl und die G 9-Standorte gemeinsam von Land und regionalen Schulträgern festgelegt werden sollten. Weitere Forderung von Bündnis 90/Die Grünen: Mehr gebundene - und damit auch kostenlose - Ganztagsschulen, kleinere Klassen an allen Schulformen, feste Schulsozialarbeiter-Stellen an jeder Schule und mehr Förderschullehrkräfte für die Inklusion. Und weil es nach wie vor sehr viele marode Schulgebäude und schlecht ausgestattete Klassenzimmer gebe, sei auch eine bessere Raum- und Digital-Ausstattung erforderlich. "Das mag sich trivial anhören", so Meyer-Gluche, "aber an vielen Schulen ist das ein Riesen-Problem."

Einen Überblick darüber, was eine Realisierung all dieser Forderungen aus dem Zehn-Punkte-Plan kosten würde, haben sie nicht, räumten die beiden Bildungsexperten ein. "Aber wir wollen dies auch nicht unter dem Aspekt Kosten sehen, sondern als Investition", betonte die Spitzenkandidatin. "Es kostet heute, aber es zahlt sich morgen aus."

Eine Rangfolge bei der Wichtigkeit unter den zehn Punkten gibt es aus grüner Sicht übrigens nicht. "Wir haben keine Prioritäten", sagte Kessler. "Wir legen zehn Mal die Finger in die Bildungswunde dieser Landesregierung."

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