Keine kühle Blonde

Saarbrücken · Frech, frisch und mit schöner Stimme: Herdís Anna Jónasdóttir ist ein Neuzugang am Saarländischen Staatstheater, der Freude macht. Aktuell gibt sie eine sehenswerte Serpetta in der „Gärtnerin aus Liebe“ und zeigt dabei großes komödiantisches Talent.

 Dass Herdís Jónasdóttir ursprünglich mal Schauspielerin werden wollte, merkt man, wenn sie auf der Bühne steht. In der „Gärtnerin aus Liebe“ spielt sie mit viel Talent eine schnippische Dienerin. Unser Foto zeigt das gesamte Ensemble dieser bunten Inszenierung. Herdís Jónasdóttir ist die Vierte von links. Foto: Thomas M. Jauck

Dass Herdís Jónasdóttir ursprünglich mal Schauspielerin werden wollte, merkt man, wenn sie auf der Bühne steht. In der „Gärtnerin aus Liebe“ spielt sie mit viel Talent eine schnippische Dienerin. Unser Foto zeigt das gesamte Ensemble dieser bunten Inszenierung. Herdís Jónasdóttir ist die Vierte von links. Foto: Thomas M. Jauck

Foto: Thomas M. Jauck

Island ist größer als man denkt, und so dünn besiedelt, dass jeder sich entfalten kann und will. "Jeder Isländer hat ein Talent, und jeder singt", sagt die Sopranistin Herdís Anna Jónasdóttir, die seit November letzten Jahres dem Opernensemble des Saarbrücker Staatstheaters angehört. Den chorerprobten Isländern gelingen auch Partygesänge mehrstimmig oder als Kanon.

Jónasdóttir fiel trotzdem auf. Sie entstammt einer Musikerfamilie, spielte Geige und Klavier und sang, von der Mutter am Klavier begleitet, mit Freunden schon früh vor Publikum. Das Gesangsstudium war zunächst zweite Wahl, nach Musical und Schauspiel. Beim Studienaufenthalt in Salzburg wurde deutlich, dass Oper eigentlich ideal ist - wenn man es mit ihr aufnehmen kann - "man verbindet Gesang und Schauspiel."

Als sehr fordernd erwies sich die renommierte Hanns Eisler Musikhochschule in Berlin, eine harte Schule hin zu Professionalität und mehr Selbstsicherheit. Den Erwartungen unterschiedlicher Lehrer gerecht werden zu müssen, eine Gratwanderung, die der jungen Sängerin half, die eigene Mitte zu finden, auch "für mich zu singen."

In Berlin "war alles möglich, die besten Sänger der Welt in der Staatsoper zu erleben", oder auch unkonventionelle Opernprojekte in Supermärkten. Man kann sich gut vorstellen, wie Herdís Jónasdóttir frei, furchtlos und natürlich mit viel Humor in der großstädtischen Kreativszene mitmischt.

In Saarbrücken ist sie jetzt in Mozarts Frühwerk "Die Gärtnerin aus Liebe " zu sehen. In der sehr witzigen, unterhaltsamen Inszenierung von Tom Ryser spielt sie die kesse Dienerin Serpetta. Und zeigt dabei ein ausgesprochen komödiantisches Talent. Versteckten Humor, feine Hinweise auf Tieferliegendes, auch dafür bewundert sie Mozart. Eine ihrer Lieblingsopern aber ist Richard Strauss ' "Rosenkavalier". Von Strauss' Musik heißt es, sie ziele immer ins Helle. Das Gleiche lässt sich sicher auch von der Musikerin mit der nordisch-kühlen Heimat sagen. Im ebenfalls aus Island stammenden Kollegen Olafur Sigurdarson hat sie am Staatstheater eine heimwehdämpfende Ersatzfamilie gefunden.

Die letzte Vorstellung der "Gärtnerin aus Liebe " in dieser Spielzeit ist am morgigen Donnerstag, 19.30 Uhr. Die Oper wird in der Spielzeit 2014/2015 wieder aufgenommen, und zwar am 8. Oktober. Karten und Infos an der Theaterkasse, Tel. (06 81) 30 92-486.

 Himmelblau und weizenblond: Für die Fotografin nimmt Herdís Jónasdóttir in einem der blauen Liegestühle beim St. Johanner Markt Platz. Foto: Astrid Karger

Himmelblau und weizenblond: Für die Fotografin nimmt Herdís Jónasdóttir in einem der blauen Liegestühle beim St. Johanner Markt Platz. Foto: Astrid Karger

Foto: Astrid Karger

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Zur PersonHerdís Jónasdóttir wurde in Isafjördur, Island, geboren und studierte an der Isländischen Universität der Künste in Reykjavík, am Mozarteum in Salzburg und an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler " in Berlin. Neben Konzerten und zahlreichen Liederabenden - u.a. mit Uraufführungen neuer isländischer Musik - sang Jónasdóttir u.a. an der Berliner Staatsoper Unter den Linden, der Komischen Oper , an der Neuköllner Oper und an der Isländischen Staatsoper. Bevor sie nach Saarbrücken kam, war Jónasdóttir Mitglied des Internationalen Opernstudios am Opernhaus Zürich. In ihrer Heimat Island wurde die Sängerin jüngst für den Isländischen Musikpreis als "Sängerin des Jahres" nominiert. red

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