Keine Busse vor fünf und nach 21 Uhr?

St Wendel · Trotz Abstrichen während der Randzeiten früh morgens und spät abends sagt Landrat Udo Recktenwald zum Angebot des Privatunternehmers Behles: „Es deckt die Grundversorgung.“ Die SPD sieht Einsparpotenzial bei Subventionen für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) auch in einer Neuausschreibung.

Was ändert sich für Buskunden im St. Wendeler Land, sollte das Weiskircher Unternehmen Behles den Zuschlag erhalten, ab 2016 alle Routen zu bedienen? Dann wird es vor 5 Uhr und nach 21 Uhr keine Verbindungen mehr geben. Ausgenommen: Nachtbusse am Wochenende. Laut Landrat Udo Recktenwald (CDU) nutzten so wenige Bürger diese Fahrten, dass es sich nicht rentiere, diese weiterhin von Staats wegen zu subventionieren. Erst recht könne der Privatanbieter Behles die Strecken nicht aufrechterhalten, weil er eigenwirtschaftlich fahren, ohne Zuschüsse auskommen will. Die beliefen sich bisher auf 1,2 Millionen Euro. Den Betrag teilten sich das Saarland zu 50 Prozent, die Gemeinden (40) und Landkreis (zehn). Trotz der Einschränkung im vorgelegten Liniennetz ist Recktenwald überzeugt: "Der Behles-Plan entspricht der Grundversorgung im Nahverkehrsplan." Dieser wird landesweit von der Verkehrsmanagement-Gesellschaft Saar (VGS) organisiert und genehmigt. Sie ist es, die über St. Wendels Angebot entscheidet. Bis 19. Mai haben Kommunen und Kreis Zeit, ihre Empfehlung Pro oder Kontra mitzuteilen. Bindend ist sie für die VGS nicht.

Recktenwald glaubt, dass die Staatskasse mit dem Behles-Angebot auf alle Fälle spare. Auch wenn defizitäre, aber nötige Strecken nachträglich ausgeschrieben werden müssten, die im jetzigen Plan nicht drin sind. Beispielsweise nach Roschberg. Hier sei vorgesehen, den Ort mit Schulbussen anzubinden. Knackpunkt: Ferienzeit, wenn keine Schüler unterwegs sind, die Busse im Depot bleiben.

SPD-Oppositionsführer im Kreistag, Magnus Jung, kann den finanziellen Optimismus des Landrats indes nicht teilen. "Uns konnte Behles keine Liste über diejenigen Linien vorlegen, die wegfallen. Das bedeutet: Wir haben ein Angebot zum Nulltarif plus X. Und das X steht noch nicht in Ansätzen fest." Das bedeutet für Jung: Die Höhe der Zuschüsse X für weitere Strecken abseits des eigenwirtschaftlichen Behles-Angebots stünden noch gar nicht fest. Darum geht Jung davon aus, dass sich der Kreistag während seiner Sitzung am kommenden Montag, 5. Mai, noch nicht entscheidet. "Wir kaufen doch nicht die Katze im Sack."

Vielmehr habe der Kreis nun die Möglichkeit, mit Blick auf ein optimiertes Liniennetz erneut auszuschreiben. "Das muss dann nicht teurer sein als das jetzige Angebot mit zusätzlichen Ausschreibungen für die von Behles nicht bedienten Strecken", ist Jungs Meinung.

Recktenwald rechnet nichtsdestotrotz mit einer einvernehmliche Empfehlung seitens des Kreistags, zumindest der beiden großen Parteien CDU und SPD. Zudem Behles zugesagt habe, Fahrer der bislang flächendeckend arbeitenden Saar-Pfalz-Bus-Gesellschaft zu übernehmen. Er verstehe die Sorgen der Busfahrer, die zurzeit für die Saar-Pfalz-Bus arbeiten. "Doch das ist das Privatisierungsproblem." Auch hier kontert Jung; "In einer Neuausschreibung könnten bessere Sozialstandards gefordert werden."

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