„Keine Angst vor Veränderungen“

Saarbrücken · Soraya Moket, Geschäftsführerin des in Saarbrücken ansässigen Vereins „Ramesch - Forum für interkulturelle Begegnung“, gibt ihre Aufgabe schweren Herzens auf. Die aus Marokko stammende promovierte „Soziologin aus Leidenschaft“ hat zum Abschied im Gespräch mit SZ-Redakteur Peter Wagner Freundliches zu berichten.

 Soraya Moket.

Soraya Moket.

Foto: M. Massad

Frau Moket, Sie waren zehn Jahre hauptamtliche Geschäftsführerin von "Ramesch". Wie fällt Ihr Fazit für dieses Jahrzehnt aus?

Soraya Moket: Die Menschen hier sind sehr offen, neugierig und herzlich. Sie bemühen sich aufrichtig, andere Kulturen zu verstehen und willkommen zu heißen. Das sagen mir gerade jetzt auch viele Syrer. Allenfalls eine kleine Minderheit wirkt diskriminierend, so etwas ist aber in jeder Kultur in allen Ländern zu beobachten.

Ramesch wurde ja schon 1991 gegründet, aber die vielen Flüchtlinge der letzten Monate dürften die Arbeit beeinflusst und beflügelt haben, oder?

Soraya Moket: Ja, die Nachfrage nach Fortbildung, Vorträgen, Information und Begegnungen stieg sehr an. Wenn es ein Fazit meiner Arbeit gibt, dann heißt es: Diese Arbeit muss weitergehen. Man darf sich nicht zurücklehnen. Auch im Saarland hat es seit 2013 einen großen Anstieg an politisch motivierten Straftaten gegeben. In den sozialen Medien kommt eine aggressive Form der Agitation - häufig mit bewusst falschen Darstellungen von Asylbewerbern und Geflüchteten - zum Ausdruck. Deswegen muss im Mittelpunkt Aufklärung stehen, um Akzeptanz und Integration von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und Kultur auf der Basis der Gleichwertigkeit aller Menschen sowie des friedlichen und gleichberechtigten Miteinanders in unserer Gesellschaft zu fördern.

Wie würden Sie Ihr zentrales Anliegen auf den Punkt bringen?

Soraya Moket: Keine Angst vor Veränderungen, wobei der Mensch immer im Mittelpunkt stehen soll und nicht eine Kultur oder eine Religion. Die Annahme, dass Kulturen und Religionen homogen sind, ist ein Fehler. Wenn wir genauer hinschauen, ist jede Kultur vielfältig und heterogen. Nur durch den Austausch und die Begegnung können wir Ängste abbauen, Neugier und Interesse wecken und folglich diese Diversität der Kulturen als Bereicherung und Chance für unsere hiesige Gesellschaft sehen.

Sie verlassen das Saarland ohne Groll in Richtung Berlin?

Soraya Moket: Ja, in bestem Einvernehmen, und zwar aus rein familiären Gründen. Ich habe mir vorgenommen, in Berlin eine Art "Botschafterin" des Landes zu bleiben. Ich fühle mich inzwischen selbst als Saarländerin.

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