Kein Wahlkampf für Lutze

Sulzbach/Quierschied · Marlies Krämer, Vorsitzende der fusionierten Linkspartei Sulzbach/Quierschied zeigt dem Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl, Thomas Lutze, die rote Karte. Der Saarbrücker ist hier unerwünscht.

Seit drei Monaten macht die Linkspartei in Sulzbach und Quierschied gemeinsame Sache. Die beiden Ortsverbände sind fusioniert (SZ vom 31. Mai). Und haben kürzlich einen eisernen Entschluss gefasst: Thomas Lutze, Ende Juni als Spitzenkandidat der Landesliste für die Bundestagswahl 2013 nominiert, braucht sich bei ihnen erst gar nicht blicken zu lassen. Denn wie die SZ erfuhr, wurde beim letzten Vorstandstreffen des Ortsverbandes Sulzbach klar gemacht, dass man für Lutze keinen Wahlkampf machen werde. Auf Nachfrage erklärte die Sulzbachererin Marlies Krämer, die gemeinsam mit dem Quierschieder Dietmar Frisch die Doppelspitze des fusionierten Ortsverbandes bildet, dass der Ärger vom Landesparteitag am 30. Juni herrührt. In einer Kampfabstimmung hatte sich der Saarbrücker Bundestagsabgeordnete gegen seine Kollegin Yvonne Ploetz aus Blieskastel durchgesetzt. Diese war als Favoritin von Oskar Lafontaine ins Rennen gegangen (SZ vom 1. Juli). Die Kür der Mitglieder war der zweite Versuch, einen Spitzenkandidaten zu finden. Denn bei der ersten Abstimmung am 5. Mai war es zu Unregelmäßigkeiten gekommen. Ploetz war damals in der Versammlung zur Siegerin erklärt worden. Bei einer notariellen Nachzählung stellte sich jedoch heraus, dass Lutze sieben Stimmen mehr als Ploetz erhalten hatte. Turbulenzen gab es auch bei der Wahlwiederholung. Beide Lager hatten ihre Anhänger mobilisiert. Mehrere Sonderbusse steuerten so die ATSV-Halle in Saarbrücken an. Erst reichten die Wahlzettel nicht aus, dann gab es unterschiedliche Angaben zur Zahl der Wahlberechtigten. Und Lafontaine, der mit der Kandidatin Yvonne Ploetz Schiffbruch erlitt, verließ vorzeitig den Chaos-Parteitag. "Ende gut - alles gut" stand zum Schluss auf einem Transparent, das auf den Sieger Thomas Lutze gemünzt war.

Die 76-jährige Stadträtin Marlies Krämer, die seit Jahrzehnten eine glühende Anhängerin von Oskar Lafontaine ist, sieht kein gutes Ende. "Infame Niedertracht" habe den Parteitag geprägt. Bei dem Ansinnen, Lafontaine zu demontiern, mache sie, Krämer, nicht mit. Und deshalb verweigere die fusionierte Linkspartei in Sulzbach und Quierschied dem Spitzenkandidaten Lutze die Gefolgschaft. Der soll nun für die saarländischen Linken gewinnen. Und besucht, wie die Konkurrenz aus anderen Parteien, diverse Veranstaltungen. Als er, wie in der Linkspartei hinter vorgehaltener Hand gemunkelt wird, am 10. Juli mit seiner Frau zur Vorstandssitzung in Sulzbach kam, fragte ihn die Vorsitzende, was er hier wolle; man habe ihn nicht eingeladen. Daraufhin verließ Lutze samt Anhang die Lokalität mit der Feststellung, er wisse nun, dass für ihn hier kein Wahlkampf gemacht werde. Saarländer Lafontaine macht derweil Wahlkampf für Lebensgefährtin Sahra Wagenknecht in NRW.

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