Kein Recht auf saubere „Spazierwege“ im Wald

Großrosseln · Nach dem nassen Winter hat der Forst sein derangiertes Wegenetz wieder in einen erstklassigen Zustand gebracht. Viele Zeitgenossen machen sich keine Vorstellung, dass es im Wald zwei Sorten Wege mit eigenen Aufgaben und Ansprüchen gibt. Und Trampelpfade obendrein.

 Hier stutzen Arbeiter überhängendes Grün, damit der Weg in der Sonne liegt und schnell wieder trocknen kann. Foto: Becker&Bredel

Hier stutzen Arbeiter überhängendes Grün, damit der Weg in der Sonne liegt und schnell wieder trocknen kann. Foto: Becker&Bredel

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 Ein Radlader kippt rot-grauen Schotter, sogenannten „Vorsieb“, auf einen Premiumwanderweg. Foto: Becker&Bredel

Ein Radlader kippt rot-grauen Schotter, sogenannten „Vorsieb“, auf einen Premiumwanderweg. Foto: Becker&Bredel

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"Ihr macht unsere schönen Spazierwege kaputt." Diesen Vorwurf haben sich Waldbesitzer und Förster im letzten Winter oft anhören müssen. "Unsere Mitarbeiter sind teilweise sogar beschimpft worden", erinnert sich Philipp Klapper, Leiter des Saarforst-Reviers Großrosseln , und staunt, wie oft die Qualität der forstlichen Arbeit über den Zustand der Wege definiert wird und nicht über die Vielfalt des Baumbestandes.

Sei es drum, während der letzten Holzernte (die immer in der "laubfreien" Zeit von Oktober bis März stattfindet) war es im Saarland extrem mild und nass. Mangels Frost weichten die Wege und Rückegassen auf, wurden von den Erntemaschinen und Holztransportern zerfahren, zerfurcht, verschlammt. Die Waldbesucher interpretierten das oft als frevelhaft und sahen ihr mutmaßliches Recht auf einen schönen, jederzeit begehbaren Wald verletzt. Dies umso mehr dort, wo "Premium"-Wanderwege vorübergehend in Mitleidenschaft gezogen waren.

Inzwischen sind die Gemüter beruhigt, die Wege, die übrigens selten kaputt waren, sondern nur derangiert, wurden seit April wieder hergerichtet, gereinigt und mit neuen Auflagen ergänzt. Wer in den letzten Tagen und Wochen durch die Wälder streifte, wird allerorten noch Arbeiter angetroffen haben, die diesen Waldwege-Reparaturbau betrieben. Klapper hatte in seinem Großrosselner Etat 15 000 Euro dafür reserviert. Der Saarforst insgesamt gibt jährlich über 300 000 Euro für sein Wegenetz aus. Von besonderer Bedeutung sind hierbei die Forstwirtschaftswege. Dies sind Hauptwege, die der Erschließung des Waldes dienen; sie machen ihn für alle hier Tätigen erst zugänglich und sind so breit, damit Lastwagen Holz aus dem Wald in die Sägewerke bringen können.

"Irrtümlicherweise spricht der Volksmund bei diesen gern angenommenen Wegen von Spazierwegen, was sie aber nicht sind", stellt Klapper ein verbreitetes Anspruchsdenken in Frage. Es bestehe keinerlei Recht darauf, dass ein solcher Weg ständig begehbar und sauber sei. Dennoch, so der Forstwirt, sei es für einen bürgernahen Landesbetrieb selbstverständlich, die Forstwirtschaftswege nach Abschluss solcher Maßnahmen so schnell wie möglich wieder herzurichten.

Eine zweite Sorte Weg im Wald ist der ausgewiesene Wander- und Erholungsweg. Er dient in erster Linie dem Freizeitvergnügen der Bevölkerung. Je nach Art und -verlauf sind die Wege nicht gleichzeitig Forstwirtschaftswege und daher auch nicht zwingend so breit oder gut ausgebaut. Weil hier aktiv der Verkehr eröffnet wird, besteht eine besondere Verkehrssicherungspflicht für den Waldbesitzenden oder den Träger des Weges. Da aber der Freizeitweg auch Wirtschaftsweg sein kann, gilt auch hier, dass er nicht ständig begehbar und herausgeputzt sein muss.

Die dritte Sorte Waldweg sind Trampelpfade. Oft führen sie von Häusern in den Wald und sind durch Laufgewohnheiten der Bürger entstandene Pfade durch den Waldbestand. Der Förster hält sie nicht für wünschenswert, da sie die Ruhe der Lebensgemeinschaften im Wald stören und das Wild beunruhigen. Hier bestehen keine Sicherungspflichten, die Benutzung erfolgt auf eigene Gefahr. Wenn Trampelfade zu stark benutzt werden, lässt der Waldarbeiter schon einmal Kronenholz drauf zu liegen kommen.

Was aufmerksame Waldgänger zuletzt auch beobachten konnten, waren Arbeiten an den Wegerändern. Der Forstwirt schneidet dabei die Ränder frei und schafft Lagerplatz für Holz . "Durch das Öffnen dieses sogenannten Lichtraumprofils kann der Weg durch erhöhte Sonneneinstrahlung und Windzufuhr besser abtrocknen und bleibt so ganzjährig besser befahr- und für die Waldbesuchenden angenehmer begehbar", erklärt Klapper den Hauptzweck. Dieses Aufschneiden habe außerdem zur Folge, dass Insekten und Schmetterlinge hier Lebensraum finden, es sei also der Natur dienlich und kein störender Eingriff.

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