Kaum Platz für Rollstuhlfahrer

Regionalverband · Ein Rollstuhlfahrer wollte sich ein Fußballturnier in der Joachim-Deckarm-Halle ansehen. Aber er musste feststellen, dass es dort keinen Behindertenparkplatz gibt, dafür eine Menge Treppen. Ähnliche Erfahrungen machte er in der Riegelsberghalle.

Rollstuhlfahrer Juhani Schwanengel aus Völklingen ist Fan des Fußballvereins SV Röchling. Der 24-Jährige, den alle "Carlos" rufen, unterstützt seine Mannschaft am liebsten vom Fanblock aus, gemeinsam mit den schwarz-rot gekleideten Freunden. Während die meisten Stadien das wegen ihrer Weitläufigkeit erlauben, gibt es in den oft engen Sporthallen Probleme mit der Barrierefreiheit. Jedenfalls im Saarland. "Carlos" berichtet unserer Zeitung, dass er kürzlich an einem Donnerstag mit dem Vater zur Joachim-Deckarm-Halle nach Saarbrücken fuhr, um sein Team beim Hallenturnier von Saar 05 anzufeuern.

Er habe die (städtische) Halle vorher nicht gekannt, sei aber davon ausgegangen, dass ein Gebäude, das nach dem schwerst behinderten Handball-Idol Jo Deckarm benannt sei, den Bedürfnissen von Gehandicapten entgegenkommen sollte - ein Fehler.

"Es gab nicht einmal einen Behindertenparkplatz, und in der Halle nichts als Treppen. Den Völklinger Block habe ich nicht ausmachen können. Da mit Rundum-Bande gespielt wurde und kaum Bewegungsfreiheit war, kam ich auch im unteren Teil nicht voran", so der Fan, der nur dank Improvisationskunst etwas vom Turnier mitbekam.

"Samstags darauf war ich noch mal dort, und es war dasselbe. Ich war an dem Tag genervt, weil es so eng war und ich ständig Hilfe suchen musste, um irgendwo hinzukommen", so die ernüchternde Bilanz.

Beim Hallenturnier in Riegelsberg am 18. Januar dann ein erneuter Tiefschlag für den Röchling-Fan: In der Zwischenrunde gab es für ihn vom Parkplatz keinen Zugang zur Riegelsberghalle.

Mit ihm hatte man nicht gerechnet. "Carlos" will nicht klagen oder Vorwürfe machen, auch nicht gegen die Verantwortlichen vor Ort, "die ja nicht viel für mich machen konnten". Wenn es beim nächsten Mal aber besser läuft, dann würde er sich allerdings freuen.

In anderen Bundesländern jedenfalls habe man sich deutlich besser auf die Bedürfnisse von Schwachen eingestellt als im Saarland, so hat der weit gereiste Schlachtenbummler festgestellt.

Den Tipp für diesen Artikel bekamen wir von SZ-Leser-Reporter Juhani Schwanengel aus Völklingen.

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saarbruecker-zeitung.de/le

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