Kaum aufzuhaltende Reisende

Wadern/Saarbrücken · Mit „Die Reise“ tritt der Landesjugendchor Saar am Wochenende auf. Am Samstag, 4. Mai, spielen die Musiker im Waderner Hochwald-Gymnasium, einen Tag später in der Alten Kirche St. Johann in Saarbrücken.

 Szenenarbeit: Diesmal sind die Sänger des Landesjugendchors auch als Darsteller gefragt. Fotos: Daniel Conrad

Szenenarbeit: Diesmal sind die Sänger des Landesjugendchors auch als Darsteller gefragt. Fotos: Daniel Conrad

Bachs berühmte "Air" schwebt geradezu durch den Raum. Die Detailarbeit an der Chorbearbeitung des Meisterwerks ist schon in den aktuellen Proben des Landesjugendchores Saar ein Fingerzeig für seinen Hunger nach klanglicher Perfektion. Doch diesmal will das Ensemble aus jungen Gesangstalenten zwischen 18 und 30 Jahren sich nicht nur musikalisch vor seinem Publikum beweisen. Mit dem Programm "Die Reise" spannt der Chor unter der Leitung von Alexander Lauer innerhalb der "Musikfestspiele Saar" ab dem kommenden Wochenende einen breiten Bogen aus Texten, Choreografien und Projektionen.

Ein Wochenende vor den ersten großen Auftritten in Wadern und Saarbrücken steht das Training für mehr Routine und viel Feintuning an. Unter den kritischen Blicken des Leitungsteams um Alexander Lauer und Anja Panse arbeitet der Landesjugendchor Saar in der Aula des Waderner Hochwaldgymnasiums an seinem jüngsten Projekt "Die Reise" - einem "musikalisch-theatralen Bilderbogen", wie der Untertitel auf den Plakaten verrät. Der Begriff "Bilderbogen" ist ganz wörtlich zu nehmen. Mit Projektionen und Aktionen auf der Bühne tauchen die Sänger in ein Abenteuer einer ganzen "Lebensreise" ein. "Reisende soll man nicht aufhalten", sagt das Sprichwort, und die Sänger sind bei den Proben kaum zu bremsen. "Dieser Chor hat eine spürbar große Kraft, das macht die Arbeit mit ihm so reizvoll", sagt die Regisseurin und Schauspielerin Anja Panse, die für das Projekt das künstlerische Team des Ensembles des Saarländischen Chorverbandes unterstützt. "Wir zeigen auf der Bühne ganz unterschiedliche Lebensphasen, Glück und Trauer, Krieg und Freude, setzen die Emotionen und Bilder auch schon mal in den Kontrast und geben so dem Zuschauer die Möglichkeit, ganz eigene Assoziationen seines Lebens und seine Erfahrungen mit dem Bühnengeschehen zu verbinden."

Beschnitten in seinem Anspruch an die hohe musikalische Qualität, für die der im Jahr 2008 gegründete Chor auch immer wieder überregional gelobt und ausgezeichnet wurde, fühlt sich Chorleiter Alexander Lauer durch die zusätzliche Arbeit an den Szenen nicht: "Ganz im Gegenteil, Anja ist eine Bereicherung. Wir haben sie uns ja ganz bewusst ausgesucht. Auch um zu schauen, wie wir gemeinsam neue Impulse für die Sänger setzen können. Wir haben uns von Anfang an besprochen, wie wir das Projekt angehen und danach Texte, Bilder und Musik ausgewählt."

Erfahrungen mit Choreografien konnten die meisten der derzeit 36 jungen Chorsängerinnen und -sänger schon machen, doch bringt Theatermacherin Panse ganz neue Ideen und den Blick für die Bühnenraumgestaltung in die kreative Arbeit des Chors ein. Sie selbst trägt bei den Aufführungen die Texte von Eichendorff, Hesse oder Andersen vor. Bildprojektionen und die szenische Darstellung erleichtern dem Publikum das Einfühlen in das Abenteuer. Diese treffen auf Musik aus verschiedenen Stilepochen. Ein besonderes Augenmerk liegt musikalisch auf zeitgenössischen Bearbeitungen von klassischen deutschen Volksliedern.

Wolfram Buchenbergs "Ach bittrer Winter" zum Beispiel entlockt der alten Weise kompositorisch ganz neue Facetten. Zusammen mit den Bildern, den Kontrasten, dem Aufeinanderprallen von Tradition und Moderne entsteht so ein schillerndes Potpourri, das auch Reize für die Zuschauer bietet, die sonst eher nicht in Vokalmusikkonzerte kommen.

Doch zum Gelingen sind absolute Präsenz und Konzentration gefordert. Schon das erste Stück des Programms Ligetis "Reggel", das die meisten der saarländischen Chöre wohl schon ohne Choreografie kaum in so kurzer Zeit erarbeiten könnten, verzeiht keine Unsicherheiten. "Diese Herausforderung, neben dem Singen auch noch gemeinsam Bilder zu erschaffen, macht Spaß" - so beschreiben es zumindest die beiden Chorvorstandsmitglieder Corinna Simon und Michael Berens recht gelassen. Und doch bleibt immer auch Zeit für das gesellige Miteinander während der Probenphasen: "Der Chor ist für uns schon eine Stütze", sagt Corinna. "Jeder Sänger bringt ja auch seine eigene Lebensgeschichte mit. Und wenn wir uns begegnen, tauschen wir uns natürlich aus und helfen uns gegenseitig." Michael Berens findet außerdem: "Inzwischen geht die persönliche Verbundenheit weit über den Chor hinaus. Einige treffen sich auch privat und können sich über ihr Hobby austauschen, was in ihrem sonstigen Umfeld nicht immer möglich ist."

Eine ganz andere Reise steht für den Chor im kommenden Jahr an. Martin Berger, der einst als Chorleiter von Merzig aus musikalisch aufbrach und nun an der Universität im südafrikanischen Stellenbosch eine Professur für Chormusik angenommen hat, hat das Ensemble zu einer Tournee durch den Süden des afrikanischen Kontinents eingeladen. Der neu gegründete Förderverein des Chores soll gerade auch dieses Projekt unterstützen.

Wer als junger Sänger die Chance haben will, bei dieser Tournee mit dabei zu sein, kann sich für ein Vorsingen bewerben. Eine E-Mail an den Chorverband genügt.



www.saarlaendischer-

chorverband.de

 Chorleiter Alexander Lauer (o.l.), Anja Panse, der Waderner Konzertorganistor Bernd Schröder, Corinna Simon und Michael Berens gehen mit Vorfreude in die Aufführungen.

Chorleiter Alexander Lauer (o.l.), Anja Panse, der Waderner Konzertorganistor Bernd Schröder, Corinna Simon und Michael Berens gehen mit Vorfreude in die Aufführungen.

Zum Thema:

Auf einen BlickDrei Auftritte mit dem aktuellen Programm sind bisher vorgesehen: Am Samstag, 4. Mai, tritt der Landesjugendchor um 19 Uhr in der Aula des Hochwald-Gymnasiums Wadern und am Sonntag, 5. Mai, um 17 Uhr in der Alten Kirche St. Johann in Saarbrücken auf. Am Samstag, 25. Mai, stehen die jungen Talente um 19 Uhr auf der Bühne des Volkshauses Bexbach. Karten für alle drei "Reise"-Konzerte zum Preis von je 10 Euro gibt es über die Musikfestspiele Saar unter Tel. (0681) 97 61 00 oder per E-Mail unter tickets@musikfestspiele-saar.de. dco

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort