Katastrophenalarm auf dem Handy

Saarbrücken · Das Saarland informiert ab sofort seine Bürger mit dem Warnsystem „Katwarn“ und gibt Verhaltenshinweise bei Katastrophen. Die Warnungen können per App, aber auch per SMS und E-Mail empfangen werden.

 Die Notfall-App „Katwarn“ kann weltweit kostenlos installiert werden. Alternativ erfolgt die Warnung über SMS.

Die Notfall-App „Katwarn“ kann weltweit kostenlos installiert werden. Alternativ erfolgt die Warnung über SMS.

Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

"Das Innenministerium informiert: Kerntechnischer Unfall; radioaktive Stoffe sind freigesetzt worden. Die Bewohner der Gemeinden X und Y werden aufgefordert, umgehend Häuser aufzusuchen sowie Fenster und Türen zu schließen. Schalten Sie Rundfunk und Fernsehen ein. Achten Sie auf weitere Informationen." So könnte in Zukunft eine Warnmeldung aussehen, die Bürger im Falle einer Katastrophe im Akw Cattenom auf ihrem Handy erhalten, sofern sie bei "Katwarn" angemeldet sind. Ziel des Warnsystems ist es, die Bevölkerung bei Unfällen in kerntechnischen Anlagen, bei Naturkatastrophen oder Terroranschlägen rasch und umfassend zu informieren.

"Solche schweren Unglücksfälle sind zum Glück selten. Doch wir müssen uns auf sie vorbereiten, um auch im unwahrscheinlichsten Fall die Sicherheit der Menschen im Saarland zu gewährleisten", sagte Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) gestern, als "Katwarn" im Saarland offiziell in Betrieb gegangen ist. Sie selbst habe die kostenlose App bereits auf ihrem Handy installiert.

Das System wurde vom Fraunhofer-Institut für offene Kommunikationssysteme (Fokus) im Auftrag der öffentlichen Versicherer entwickelt und ist seit 2011 in Betrieb. Bislang ist es auf Landesebene in Berlin, Hamburg und Rheinland-Pfalz im Einsatz. Auch während des Amoklaufs in München wurden offizielle Warnungen über das System verschickt. "In den sozialen Medien kursierte sehr viel Unsinn. Mit ,Katwarn' gibt es geprüfte Informationen, denen die Menschen vertrauen können", betonte der Leiter des Fraunhofer-Instituts Fokus, Manfred Hauswirth.

Die Kosten für die Installation von "Katwarn" im Saarland beliefen sich auf einmalig 15 000 Euro, pro Jahr fielen fürs Land rund 3000 Euro zur Pflege des Systems an, sagte Kramp-Karrenbauer. Die technische Plattform, also die Rechenzentren, finanzieren die öffentlichen Versicherer - im Saarland sind dies die Saarland-Versicherungen.

"Mit ,Katwarn' schaffen wir ein weiteres Stück Sicherheit für die Bürger ", sagte Saar-Innenminister Klaus Bouillon (CDU ). Sein Haus ist verantwortlich für das Senden der Warnungen. In der Führungs- und Lagezentrale der Polizei (FLZ) sowie in der Integrierten Leitstelle auf dem Winterberg in Saarbrücken wird "Katwarn" zum Einsatz kommen. Von dort aus können Warnungen auch über Großbrände und Hochwasser verschickt werden - wenn das FLZ grünes Licht gibt.

Der Deutsche Wetterdienst verbreitet über "Katwarn" zudem Unwetterwarnungen gebietsgenau. Denn "Katwarn" warnt nur diejenigen Menschen, die sich zum Zeitpunkt der Gefahr im Gefahrengebiet aufhalten oder diesen Bereich explizit ausgewählt haben, etwa weil Familienangehörige dort leben. Bis zu sieben Postleitzahlengebiete können Nutzer angeben, um von dort Infos zu erhalten. ",Katwarn' ist datenschutzkonform", sagte Ortwin Neuschwander vom Fraunhofer-Institut. Die App erstelle weder Datenanalysen noch Bewegungsprofile, da sie weder GPS noch Google Earth nutze, so Neuschwander.

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Auf einen Blick Die "Katwarn"-App steht weltweit kostenlos zur Verfügung für Smartphone-Nutzer von iPhone, Android und Windows. Alternativ können die Warnungen auch per SMS und E-Mail empfangen werden. So geht's: SMS an die Nummer (01 63) 7 55 88 42 mit dem Text: "KATWARN 12345 mustermann@mail.de" (statt 12345 die eigene Postleitzahl einfügen sowie optional die eigene E-Mail-Adresse). ukl

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