Karotten statt Klamotten

Die Theatercompagnie Lion inszeniert auf dem Theaterschiff Maria-Helena „Des Kaisers neue Kleider“. Am 8. Juni ist Premiere. SZ-Redakteurin Susanne Brenner sprach mit Compagnie-Chef Frank Lion über seine Arbeit an dem Stück, das unter seiner Regie und mit Kompositionen von Wolf Giloi zum bunten Kinder-Musical wird.

 Frank Lion auf dem „goldenen Laufsteg“ des Kaisers. Im Theaterschiff ist man bei den Endproben zum neuen Stück. Am Sonntag ist Premiere. Foto: Jasmin Kaege

Frank Lion auf dem „goldenen Laufsteg“ des Kaisers. Im Theaterschiff ist man bei den Endproben zum neuen Stück. Am Sonntag ist Premiere. Foto: Jasmin Kaege

Foto: Jasmin Kaege

Haben Sie das Märchen für die Kinder von heute modernisiert? Oder war das gar nicht nötig?

Frank Lion: Die einen haben alles und davon auch noch viel zu viel, die anderen kommen mit dem, was sie haben, nicht über die Runden. Das ist die Ausgangssituation im Märchen, und die ist ja absolut aktuell. Der Kaiser ist auch in meiner Bearbeitung ein Kaiser. Die Helden sind aber keine Weber, sondern ein Paketzusteller, der für die Belieferung des Hofes mit Kleidern zuständig ist. Er verbündet sich mit einer Küchenmagd, die nichts zu tun hat, weil der Kaiser nur Klamotten im Kopf hat. Mit Hilfe von Schrotti Otti, der höfischen Schrott- und Lumpensammlerin, bauen sie eine weltallsensationelle Kleidermaschine. Es wird nicht nur die Bühne, sondern das ganze Schiff bespielt. Als Kaiser mit Klamottentick braucht man ja einen entsprechenden Laufsteg. Und der ist selbstverständlich aus Gold.

Äußerlichkeit und Prunksucht sind ja in unserer Zeit nicht mehr auf Potentaten beschränkt. Die Welt ist voller Status-Symbole und Angeberei. Sieht man das in Ihrer Bearbeitung?

Frank Lion: Der Kaiser hat u.a. einen Knitterhoseninspektor, Oberunterhemdenrat, Krawattenbinde-Oberamtsaufseher und eine Perückenschüttel-Amtmännin. Die sind alle total wichtig. Wenn die Kinder nach der Aufführung das Schiff verlassen und sich vielleicht ein paar Gedanken machen, was wichtig ist und was überflüssig, bin ich zufrieden. Mehr muss mein Theater nicht können.

Wer wird denn den eitlen Kaiser singen und spielen?

Frank Lion: Vincenzo di Rosa spielt den Kaiser. Wolf Giloi hat ihm und den anderen Akteuren wieder ein paar sehr schöne Lieder auf den Leib geschrieben. Gabriele Bernstein ist Schrotthändlerin und auch "Meister der Fynanz" der vergeblich versucht, den Kaufrausch des Kaisers zu bremsen. Marlen Ulonska spielt die Küchenmagd, die zusammen mit dem Paketzusteller (Ralf Peter) den König überlistet. Ihr Motto: Karotten statt Klamotten!

Die Compagnie Lion spielt ihre Stücke auch öfter auf Französisch. Wird auch "Des Kaisers neue Kleider" eine französische Fassung bekommen? Und werden Ihre Französisch-Angebote überhaupt genutzt?

Frank Lion: Wenn wir auch erfreulicherweise vom Kultusministerium seit vielen Jahren unterstützt werden, so sind wir doch kein hochsubventionierter Theaterbetrieb, das heißt, wir müssen wirtschaftlich orientiert arbeiten, machen also grundsätzlich nur Angebote, die auch angenommen werden. Mein erstes zweisprachiges Theaterstück habe ich vor 26 Jahren geschrieben, damit waren wir sehr viel für die Goethe-Institute in Frankreich unterwegs. Das deutsch-französische Stück "Schule der Piraten" haben wir mehr als 100 Mal aufgeführt. Vor zwei Jahren haben wir für das Festival Perspectives "Moira" produziert und viel in Frankreich und Luxemburg gespielt. "Des Kaisers neue Kleider" ist ein Stück in deutscher Sprache. Wir werden aber auch bei "reindeutschen Stücken" häufig von französischen Schulen besucht.

Premiere ist am Sonntag,

8. Juni, 15 Uhr. Das Theaterschiff liegt an der Alten Brücke. Karten: E-Mail: crew@theaterschiff-maria-helena.com,

Tel. (06 81) 6 58 17.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort