Karg, dennoch für viele zu teuer

Saarbrücken · Eine billige Bleibe im Wohnheim? Diese Zeiten scheinen für Studenten in Saarbrücken vorbei zu sein. Das saarländische Studentenwerk kann sein vor zwei Jahren aus Brandschutzgründen geschlossenes Wohnheim D nicht sanieren und es an die Uni zurückgeben. Das Carl-Duisberg-Zentrum hat sein Wohnheim ebenfalls aufgegeben und an die städtische Siedlungsgesellschaft verkauft. Die Siedlung werde dort ebenso normale Mieten kassieren müssen wie er selbst im katholischen Wohnheim Cusanushaus, sagt dessen Chef.

 Markus Geiger in einem der Zimmer des Cusanushauses mit Blick auf die Berliner Promenade. Foto: Becker&Bredel

Markus Geiger in einem der Zimmer des Cusanushauses mit Blick auf die Berliner Promenade. Foto: Becker&Bredel

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Drei Studenten in einem Zwölf-Quadratmeter-Zimmer. Man kann das positiv formulieren: "Die Studenten aus Afrika haben gute Netzwerke und finden in Saarbrücken schnell zusammen", sagt Markus Geiger. Er ist Geschäftsführer des Cusanushauses an der Saaruferstraße in Alt-Saarbrücken und ein positiv denkender Mensch: Als Verwalter des vom katholischen Studentenwerk betriebenen Wohnheims musste er aber einschreiten.

Geiger tut nun etwas, was er eigentlich nicht mag: Er kontrolliert regelmäßig, wie viele Menschen sich in den 123 Zimmern aufhalten. Denn die Not vieler Studenten - vor allem derer aus dem Ausland - sei groß: Die Mietpreise in den Wohnheimen liegen nicht mehr deutlich unter denen, die auf dem regulären Wohnungsmarkt verlangt werden. Zwischen 240 und 340 Euro kostet ein Zimmer im Cusanushaus.

Lange Warteliste

Das werde sich auch nicht ändern, solange sich die Politik nicht entscheidet, Zuschüsse an die Betreiber der Heime zu zahlen, sagt Geiger. "Als vor zwei Jahren das Wohnheim D geschlossen wurde, gab es einen Aufschrei. Jeder hat nach studentischem Wohnraum gerufen", sagt Geiger. In den vergangenen Tagen haben Politiker aller Parteien erneut bezahlbare Studentenwohnungen angemahnt.

Solche Mahnungen helfen nicht, sagt Geiger. Nur Geld aus öffentlichen Kassen könne das Problem lösen. Beispiel Cusanushaus: Das Wohnheim sei ausgebucht, junge Leute aus 28 Nationen leben hier, sagt Geiger. Die Warteliste sei lang. "Genug Geld einzunehmen, um die laufenden Kosten zu decken und etwas für die Zukunft zurückzulegen, ist dennoch nur machbar, wenn wir alle Wohnungen zu marktüblichen Preisen vermieten", erklärt er.

Das katholische Studentenwerk ist ein Verein. Rund 300 000 Euro habe der Verein in den vergangenen fünf Jahren ins Gebäude investiert. Wenn er das Haus auf einen "modernen Stand" bringen wolle, müsse er 3,5 Millionen Euro investieren. Das Geld hat der Verein nicht. Und immer wenn es um städtische Zuschüsse oder Hilfe vom Land gehe, heiße es: Die katholische Kirche hat doch genug. "Wir sind aber nicht die katholische Kirche, wir sind ein Verein. Und wir bekommen auch von der Kirche kein Geld", sagt Geiger.

"Das Haus in einem Zustand halten, so dass man da menschenwürdig leben kann", sei also fast unmöglich. Und je schlechter der Zustand eines solchen Hauses ist, desto schlechter gehen die Studenten mit dem Haus um. Was wiederum zu Problemen führe, die noch mehr Geld erforderlich machen.

Problem für Ausländer

 Das Wohnheim D an der Uni ist bereits seit zwei Jahren geschlossen. ARchivFoto: UdS

Das Wohnheim D an der Uni ist bereits seit zwei Jahren geschlossen. ARchivFoto: UdS

Foto: UdS

Wenn die Politik nicht bald handele, werde es insbesondere für die meisten Studenten aus dem Ausland bald unmöglich sein, ein Zimmer in Saarbrücken zu finden, warnt Markus Geiger. Oder sie zahlen hohe Mieten an Leute, denen es egal ist, ob drei, vier oder noch mehr Leute in einem Zimmer leben.

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