Kampf um die Macht in der Stadt

Saarbrücken. Stadtmitte am Fluss, Stadionumbau, Messe: Die Stadt Saarbrücken steht in den nächsten Jahren vor wichtigen Entscheidungen. Wer wird dann im Rathaus das Sagen haben? Darüber entscheiden die Bürger voraussichtlich am 23. Oktober, wenn sie den Oberbürgermeister oder die Oberbürgermeisterin wählen

Saarbrücken. Stadtmitte am Fluss, Stadionumbau, Messe: Die Stadt Saarbrücken steht in den nächsten Jahren vor wichtigen Entscheidungen. Wer wird dann im Rathaus das Sagen haben? Darüber entscheiden die Bürger voraussichtlich am 23. Oktober, wenn sie den Oberbürgermeister oder die Oberbürgermeisterin wählen. Amtsinhaberin Charlotte Britz (SPD, Foto: Becker&Bredel) rechnet sich gute Chancen für die Wiederwahl aus. Sie muss nicht mehr fürchten, dass die Linke ihr viele Stimmen wegschnappt. Denn die Partei hat entschieden, keinen Kandidaten aufzustellen. Vize-Landeschef Professor Heinz Bierbaum, dem sie ein gutes Ergebnis zugetraut hätte, darf nach dem Kommunalen Selbstverwaltungsgesetz nicht antreten, weil die neue Amtszeit erst 2012 beginnt und er dann schon 65 Jahre alt ist. Deshalb sagt die Linke jetzt: Lieber keinen Kandidaten, als irgendeinen aufstellen, der ein schlechtes Ergebnis einfährt. Eine Wahlempfehlung will die Linke erst aussprechen, wenn es zur Stichwahl kommen sollte. Trotzdem dürfte die Absage der Linken der Oberbürgermeisterin nutzen. Das größte Problem für die SPD wird sein, ihre Wähler an die Urne zu bekommen. Viele könnten jetzt glauben: Die Britz gewinnt sowieso.Das will CDU-Fraktionschef Peter Strobel (Foto: CDU) verhindern. Der Unternehmer aus Fechingen versucht, vor allem mit Wirtschaftsthemen zu punkten. Bei der Stadtmitte am Fluss hält er eine Bürgerbefragung jetzt für verfrüht. Erst müsse klar sein, wie viel Geld aus Berlin und Brüssel fließt. Grundsätzlich ist er für das Projekt. Auch Britz will die neue Stadtmitte, über den Tunnel müsse aber erst 2013 entschieden werden, wenn die Zuschüsse klar sind, sagt sie.

Schlecht für Strobel: Die FDP hat ihm nicht den Gefallen getan, auf einen Kandidaten zu verzichten. Friedhelm Fiedler (Foto: FDP) drängt mit Macht nach vorne. Er wird die Stadtmitte am Fluss und den Tunnel zum großen Wahlkampfthema machen. Dass er gegen den Tunnel ist und fordert, die Planungen dafür sofort einzustellen, ist kein Geheimnis. Fiedler malt bereits jetzt das große Verkehrschaos an die Wand, wenn das Stadtmitte-Projekt umgesetzt werden sollte. Er will die Projektgegner auf seine Seite ziehen und die Oberbürgermeisterwahl zur Abstimmung über das 370 Millionen-Projekt machen. Karin Nehl holte 2004 für die Liberalen 4,2 Prozent der Stimmen. Das will Fiedler mit seiner Anti-Tunnel-Strategie deutlich übertreffen.

Mit grünen Themen wie Verkehr und Klimaschutz will Claudia Willger (Foto: Becker&Bredel) punkten. Sie ist wahlkampferfahren und trat bereits 2001 für ihre Partei an. 5,9 Prozent holte sie damals. Seitdem hat sich viel verändert. Willger ist eine Stütze der Jamaika-Landesregierung und sitzt gleichzeitig im Stadtrat. Dort muss sie für Rot-Rot-Grün kämpfen. Ein Widerspruch? Willger will sich nun als Vermittlerin zwischen Stadt und Land profilieren - gerade bei Streitthemen wie der Stadtmitte am Fluss. Doch unter den Saarbrücker Grünen-Anhängern sind viele "Jamaika-Kritiker". Dass die alle für Willger kämpfen, ist zumindest fraglich. Deshalb läuft es wohl auf den Zweikampf Britz gegen Strobel hinaus.

Und was machen die Freien Wähler? Bernd Richter zögert noch. Fest steht: Auch er ist ein klarer Gegner des Stadtmitte-Projekts angesichts des Schuldenbergs von einer Milliarde Euro. Die NPD will offenbar einen Kandidaten aufstellen.

> Weiterer Bericht: Seite B 3

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