Junge Französin will Jugendliche für ihr Heimatland begeistern

Saarbrücken · Gleich bei ihrem ersten Besuch war die Nordfranzösin Agathe Jenffer von Deutschland begeistert. Nun versuchte sie, junge Saarländer für ihr Heimatland zu interessieren. Nach anfänglicher Skepsis sei ihr das meist auch gelungen, sagt Jenffer.

 Agathe Jenffer. Foto: Iris Maurer

Agathe Jenffer. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

So stellt sich wohl keiner eine Botschafterin vor: als Studentin, 22 Jahre alt, die in sommerlicher Kleidung über den St. Johanner Markt schlendert. Was für gewöhnliche Botschafter untypisch ist, ist für Juniorbotschafter des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW) typisch. Als junge Leute sollen sie Jugendliche in Deutschland und Frankreich für das jeweilige Nachbarland begeistern. "Das funktioniert natürlich besser, wenn die Jugendlichen junge Leute vor sich haben", sagt Agathe Jenffer.

Sie ist eine von 90 Juniorbotschaftern in Deutschland und Frankreich. Einige betreuen Internetseiten, andere entwickeln Projekte für besondere Zielgruppen, zum Beispiel für Behinderte.

Agathe Jenffer gehört zur dritten Gruppe, den regionalen Juniorbotschaftern, die das DFJW in einem bestimmten Gebiet vertreten. Ihre Region ist das Saarland. "Durch die Nähe zu Frankreich ist das hier besonders wichtig", meint Agathe. Hier gibt es viele pädagogische Erlebnis-Projekte für saarländische und französische Jugendliche, etwa in Verdun. Außerdem organisiert Agathe Partys und Diskussionsrunden. Wenn sie die Projekte des DFJW in Schulen vorstellt, seien trotz der Nachbarschaft zu Frankreich viele Jugendliche skeptisch. "Sie wollen oft viel lieber etwas zum Schüleraustausch mit den USA oder Großbritannien wissen", erzählt die 22-Jährige. Meist gelinge es ihr, sie davon zu überzeugen, dass auch Frankreich interessant ist. Die Tricks dazu hat sie auf einem Wochenend-Seminar gelernt.

Mit einem Austausch hat es auch bei der gebürtigen Nordfranzösin angefangen, deren Herkunft an ihrem Akzent zu erkennen ist. In der zehnten Klasse kam sie zum ersten Mal nach Deutschland. "Ich war sofort begeistert", erzählt Agathe. Nach dem Abitur kam sie zum Studieren nach Saarbrücken : deutsch-französische Studien. Ihre Begeisterung will sie auf andere übertragen: "Erfolgreich ist meine Arbeit dann, wenn die Jugendlichen ihre Skepsis verlieren und interessiert nachfragen. Deshalb mache ich am liebsten Schulprojekte. Da sind die Erfolge sofort zu sehen." Heutzutage seien grenzüberschreitende Kontakte besonders wichtig, damit die europäische Idee eine Zukunft habe. "Ich will die positiven Seiten der EU zeigen", meint Agathe, die den Jugendlichen helfen will, "über den Tellerrand hinauszuschauen". Deshalb freut sie sich besonders, wenn sie Leute für sich gewinnen kann, die eigentlich gar nichts mit Frankreich zu tun haben. Juniorbotschafter können dazu auch eigene Projekte entwickeln. "Aber um ehrlich zu sein, hatte ich so viele Anfragen für Schulbesuche, dass ich zu so etwas gar nicht gekommen bin", gesteht Agathe.

Die Schulbesuche muss bald jemand anders übernehmen. Agathe bewirbt sich nach einem Jahr nicht um eine zweite Amtszeit, weil sie bald nach Brüssel zieht. Dort will sie weiter mit Jugendlichen arbeiten. Ihr Nachfolger für die Arbeit im Saarland sollte aus Frankreich kommen oder einen Bezug zu dem Land haben. "Auf jeden Fall muss eine Leidenschaft für Frankreich da sein."

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Hintergrund Das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) sucht neue Juniorbotschafter. Diese werben seit 2009 in Schulen, Jugendclubs und auf Messen für die deutsch-französischen Jugendprojekte des DFJW. Die Amtszeit dauert ein Jahr, kann bis zu zweimal verlängert werden und wird mit 400 Euro jährlich vergütet. Bis zum 28. August können sich Schüler, Studenten, Azubis und junge Berufstätige zwischen 18 und 30 Jahren online bewerben: www.dfjw.org/die-dfjw-juniorbotschafter . gs

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