Jugendamt bringt 1000 Kinder in Sicherheit

Saarbrücken · 32 Millionen Euro kostete im vergangenen Jahr die Betreuung von Kindern in der Obhut des Jugendamtes. Dabei soll vor allem den Jüngsten aus zerbrechenden Familien das Pflegeheim erspart bleiben.

Prellungen übersäen den Kinderkörper, und in den Augen funkelt die Angst vor dem nächsten Schlag, die Angst vor dem nächsten Tag. Das sind Bilder, die nicht aus dem Kopf gehen und zu denen sperriges Behördendeutsch wie "Gefährdung des Kindeswohls" nicht passen will. Ein Beispiel aus dem schweren Alltag eines Sachbearbeiters beim Jugendamt in der Roonstraße. Passen muss aber all das, was das Jugendamt des Regionalverbandes tut, wenn Familien vor dem Aus stehen. Es unterstützt überforderte Eltern und bringt gefährdete Kinder in Sicherheit. Das kann bei Pflegefamilien ebenso sein wie in Heimen. Der stellvertretende Leiter des Regionalverbandsjugendamtes, Armin Weppernig, verdeutlicht, wie das Amt in den vergangenen Jahren half.

Kindern unter sechs Jahren zum Beispiel damit, dass es sie, wenn möglich, immer in Pflegefamilien unterbrachte - und nicht im Heim. Das klappt aber nur, solange das Amt auf sogenannte Bereitschaftspflegefamilien zurückgreifen kann.

Die Zahl aller "Inobhutnahmen" stieg von 2010 bis 2012 von 263 auf 513. 2013 sank die Zahl auf 508. Eingerechnet in diese Zahlen sind die so genannten "unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge ".
320 in Pflegefamilien



Dabei handelt es sich um Kinder, die allein aus dem Ausland kamen oder, schon in Deutschland angekommen, von Begleitern im Stich gelassen wurden. Hier lässt sich eine ähnliche Entwicklung wie bei den Gesamtzahlen erkennen. Von 2010 bis 2012 stieg die Zahl der "unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge " von 41 auf 203, während sie 2013 auf 182 sank. 2014 wächst die Fallzahl wieder. Bis Oktober strandeten 280 junge Leute im Regionalverband . Aktuell sind um die 1000 Kinder in der Obhut des Jugendamtes. Die meisten, 680, leben in Heimen. 320 schöpfen in Pflegefamilien wieder Kraft und Zuversicht. "Im Vergleich zu den Vorjahren ist hier ein leichter Anstieg zu verzeichnen", sagt Regionalverbandssprecher Stefan Kiefer. Ebenfalls gestiegen sind die Gesamtkosten für "Inobhutnahmen".

Waren das 2010 noch 27 Millionen Euro , so musste der Regionalverband dafür 2013 schon 32 Millionen Euro aufbringen. Dabei ist zu beachten, dass das Jugendamt bis Herbst 2010 noch keine Ausgaben für "unbegleitete minderjährige Flüchtlinge " hatte. Damals war für diese Gruppe noch das Landesaufnahmelager Lebach zuständig. Erst seit dem 1. Oktober 2010 muss das Jugendamt das Geld für die Betreuung auftreiben. 2013 waren das knapp sieben Millionen Euro .
Seltener ins Heim



Ohne die Summe für "unbegleitete minderjährige Flüchtlinge " sanken die Gesamtkosten um knapp zwei Millionen Euro . Der Rückgang hat Weppernig zufolge vor allem einen Grund: Kinder kommen seltener ins Heim und profitieren nun öfter von ambulanter Hilfe. Um bald, wenn's geht, wieder zu den Eltern zu können.

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