Joja Wendt verbindet gekonnt Klassik mit Jazz und Rock

Seine aktuelle Tournee steht unter dem Motto „Mit 88 Tasten um die Welt – Die Reise geht weiter“. Im Rahmen derer wird Joja Wendt seine persönliche musikalische Reise durch die Genres Klassik, Jazz und Rock antreten. SZ-Mitarbeiter Kai Florian Becker sprach mit dem Hamburger Pianisten.

 Joja Wendt. Foto: Christian Barz

Joja Wendt. Foto: Christian Barz

Foto: Christian Barz

Ihr Erfolg ist nicht von der Hand zu weisen: Im letzten Jahr gaben Sie allein in Hamburg drei Zusatzkonzerte. Ist Erfolg einfach nur schön oder auch anstrengend?

Joja Wendt: Erfolg ist eine Bestätigung dafür, dass das, von dem man selbst so überzeugt ist und macht, sehr gut bei den Leuten ankommt. Ich habe nichts gegen Erfolg. Ich bin aber mit den Jahren auch nicht mehr so furchtbar abhängig davon. Ich bin ja jetzt kein wirklich prominenter Musiker, dass ich unter meinem Erfolg zu leiden hätte. Eigentlich werde ich nur für das erkannt, was ich eigentlich bin: ein Pianist, der die Leute niveauvoll unterhalten kann. Damit habe ich keinerlei Probleme und freue mich drüber.

"Mit 88 Tasten um die Welt "-- die Frage mag Ihnen blöd erscheinen, aber: Haben Sie Lieblingstasten bzw. -töne?

Wendt: Das ist überhaupt keine blöde Frage. Ich hatte gestern Studenten an der Musikhochschule gelehrt. Die hatten mich gefragt, wie ich mir damals die Harmonielehre und all die Akkorde draufgeschafft hatte. Bei mir war es tatsächlich so, dass ich Lieblingsakkorde oder -tonarten hatte, die ich besonders gern spielte.

Spielen Sie auf der Bühne lieber allein oder mit einem Partner bzw. weiteren Musikern?

Wendt: Das ist eine sehr schwierige Frage. Es gibt Momente, in denen ich sehr gerne allein spiele. Denn das gibt einem eine viel größere Freiheit. Man kann vor dem Auftritt schon mal kurzfristig das Repertoire umstellen oder Stücke und Soli spontan anders arrangieren. Das Zusammenspielen hat natürlich eine ganz andere Qualität. Mit Partnern entstehen Dinge, die solo so nicht zustandegekommen wären. Beides hat seine positiven Seiten.

Sie waren vor vielen Jahren mit Chuck Berry auf Tournee. Wie war es, mit einer solchen Ikone zu spielen?

Wendt: Ich war damals Teil der quietschfidelen Hamburger Szene und spielte jeden Abend in einer Kneipe, in der auch Udo Lindenberg und Otto Walkes Stammgäste waren. Ich war immer der Pianist, der da saß und spielte. Und damit auch immer der erste, der gefragt wurde, wenn ein Weltstar nach Hamburg oder auch nach Deutschland kam und Musiker benötigte. So war das auch im Fall von Chuck Berry. Er engagierte mich und ging davon aus, dass jeder seiner Musiker all seine Songs in- und auswendig kannte. So gingen wir vor Tausenden Besuchern ohne eine einzige Probe auf die Bühne. Ich wurde da als junger Musiker ins kalte Wasser geworfen. Das war in dem Moment eine tolle Erfahrung und für meine weitere Karriere absolut prägend.

Sie engagieren sich für musikalische Früherziehung und waren bis vor zwei Jahren Juror bei der TV-Castingshow "Dein Song". Warum sind Sie nicht mehr dabei?

Wendt: Die Sendung hatte sich in eine Richtung entwickelt, die mir nicht mehr gefiel. Fernsehen ist ein mühsames Medium und wird von Menschen gesteuert, die nicht so in der Musik drin sind. Das hat vier Jahre lang extremen Spaß gemacht. Doch dann war der Zeitpunkt gekommen, das Feld anderen Leuten zu überlassen, die mit dem Medium Fernsehen besser klarkommen. Es war schade, aber unter den Voraussetzungen wollte ich nicht mehr. Ich finde, man merkt es der Sendung jetzt auch leider an, dass sie etwas kälter geworden ist.

Joja Wendt live am Montag, 12. Mai, um 20 Uhr in der Congresshalle in Saarbrücken.

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