Jetzt singt sie sich auch die Wut von der Seele

Die Neo-Folk-Musikerin Emily Jane White nahm mit fünf Jahren ihren ersten Klavierunterricht. Später wechselte sie zur Gitarre und begann nach Engagements in diversen Bands auf der Akustikgitarre eigene Songs zu schreiben. Das ist schon einige Jahre her, denn bereits 2007 veröffentlichte sie ihr erstes Album. Mittlerweile hat sie vier auf dem Markt. SZ-Mitarbeiter Kai Florian Becker befragte White zu ihrer Musik.

 Sängerin Emily Jane White tritt am 19. März in Saarbrücken in der „Sparte 4“ auf. Foto: Sara Sanger

Sängerin Emily Jane White tritt am 19. März in Saarbrücken in der „Sparte 4“ auf. Foto: Sara Sanger

Foto: Sara Sanger

Es war zu lesen, Ihre Stimme sei von der dunklen Seite der US-amerikanischen Kultur beeinflusst. Wie bitte ist das zu verstehen?

Emily Jane White: Meine Stimme ist von allem möglichen beeinflusst - hauptsächlich von einer inneren Verbindung zu den Gefühlsregungen Mitleid, Empathie, Traurigkeit und Melancholie. Man könnte natürlich sagen, dass diese Gefühle düster sind. Aber ich erachte sie als unerlässliche und wichtige Bestandteile, die zum menschlichen Empfinden von Vergnügen und Freude dazu gehören. Man kann das eine nicht oder das andere haben; man muss stets das Gegenstück kennen, um es in Relation setzen zu können.

Ist Düsternis im Vergleich zu Fröhlichkeit ein geeigneterer Motivator, um Lieder zu schreiben?

Emily Jane White: Noch einmal: Ich finde nicht, dass mich Düsternis dazu bewegt oder inspiriert, Songs zu schreiben. Es ist eher eine tiefer liegende Verbindung zu einer rohen emotionalen Wahrnehmung, zu Vertrautheit und zu Verwundbarkeit. Mit meinem aktuellen Album "Blood/Lines" bin ich einen Schritt weiter gegangen und habe versucht, meine Musik auf die Seele reinwaschende und leidenschaftliche Gefühle wie etwa Wut auszuweiten. Darin unterscheidet sich "Blood/Lines" von den Vorgängerwerken.

Angeblich spielten Sie früher in Punk- und Metal-Bands. Wieso dann der Wechsel zum Folk?

Emily Jane White: Haha, danach fragt mich irgendwie jeder. Aber Tatsache ist, dass ich mal in einer Noir-Surfpunk-Band sowie in einigen anderen Rockbands aktiv war. Aber Metal spielte ich nie. Ich wünschte, ich hätte es mal getan - es war aber nicht so. Irgendwie geht dieses Gerücht dennoch im Internet umher.

Jedenfalls wandte ich mich dem Folk zu, als ich begann, eigene Lieder mit poetischeren und persönlicheren Texten zu schreiben. Ich entschloss mich, diese auf der Akustikgitarre zu komponieren. Dabei erforschte ich softere und leisere Akustikklänge. Mein Sound hat sich mit der Zeit aber verändert, und ich habe verstärkt Rock- und Synthesizer-Elemente integriert - insbesondere auf meinem aktuellen Album.

Ihre ersten drei Alben waren in Europa recht erfolgreich und stiegen beispielsweise in Frankreich in die Charts ein - nicht aber in den USA. Haben Sie eine Erklärung hierfür?

Emily Jane White: Mit meinem Debütalbum feierte ich einen respektablen Erfolg - gerade in Europa. Daher lag es für mich auf der Hand, meine künstlerischen Anstrengungen in Europa zu forcieren. Ich wurde zwar auch in den USA wahrgenommen, aber die Musikmärkte unterscheiden sich deutlich. Auch das Temperament des Publikums ist ein ganz anderes. Wenn ich ehrlich bin, so habe ich in den USA bis heute noch nicht mein angemessenes Publikum gefunden. In Europa schon. Aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben und suche weiter.

sparte4.de

emilyjanewhite.com

Termin: Emily Jane White am Mittwoch, 19. März, 20 Uhr, in der "Sparte 4", Saarbrücken, Alt-Eisenbahnstraße 22.

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Hintergrund: Warum gerade die?` SZ-Musikkritiker Kai-Florian Becker interviewt regelmäßig Künstler für uns. Weshalb er diesmal mit Emily Jane White geredet hat, begründet er so: "Frauen, die Folkmusik machen, gibt es tatsächlich viele. Nur dass mal eine von diesen den Weg ins Saarland findet, das ist leider eine absolute Seltenheit. Insofern lag es auf der Hand, Emily Jane White zu interviewen, die demnächst in der "Sparte 4" gastiert. Sie wuchs im kalifornischen Fort Bragg auf und hat nach "Dark Undercoat" (2007), "Victorian America" (2009) und "Ode To Sentience" (2010) mit "Blood/Lines" im letzten Jahr ihr viertes Soloalbum veröffentlicht." kfb

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