Jazz, Klassik und das Gefühl von Fernweh

Saarbrücken · Jazz, Klassik, Neue Musik und Theater erwarten die Besucher der Sommermusik 2016. Das Festival präsentiert mehr als 40 Konzerte, unter den Protagonisten finden sich in diesem Jahr auch einige Neulinge.

 Das InZeit-Ensemble eröffnet die Sommermusik. Foto: Alexa Kirsch

Das InZeit-Ensemble eröffnet die Sommermusik. Foto: Alexa Kirsch

Foto: Alexa Kirsch

"Mit solch einem exzellenten Programm kann Saarbrücken kulturpolitisch wuchern", sagte Kulturdezernent Thomas Brück am Donnerstag bei der Vorstellung der Saison 2016 der "Saarbrücker Sommermusik". Vom 27. Juli bis 25. September und bei einem ausgedehnten Epilog ("Herbstmusik") vom 18. November bis 2. Dezember präsentiert das Festival mehr als 40 ausschließlich eintrittsfreie Konzerte an unterschiedlichsten und, so Brück, "spannenden Spielorten" in der Landeshauptstadt.

Der außergewöhnlichen, Genre- und Sparten-übergreifenden Ausrichtung der Sommermusik zwischen Klassik, Jazz , Neuer Musik und Theater bescheinigte Brück eine "avantgardistische Ausstrahlung". Hauptzweck der traditionsreichen Veranstaltungsreihe sei "die Förderung unserer freien Szene", erläuterte Thomas Altpeter, künstlerischer Leiter und Organisator vom Kulturamt. Um die Künstler besser "mitzunehmen", habe er in diesem Jahr den Epilog stark ausgebaut. "Ich werde geh'n ins fremde Land" wählte Altpeter als literarisches Jahrgangsmotto. Das Zitat stammt von dem Dichter Adelbert von Chamisso (1771 bis 1838), der in seiner Zeit vor allem als Botaniker bekannt war und in dieser Funktion die ganze Welt bereiste.

Die Themen "Fernweh" und "Reisen" spielen eine zentrale Rolle bei der Sommermusik 2016. Hinzu komme die "Fluchtthematik", so Altpeter, da Chamissos aus Frankreich stammende Familie vor der Französischen Revolution aus dem Land fliehen musste. Hierzu passende Komponisten im Sommermusik-Fokus sind Felix Mendelssohn-Bartholdy und Théodore Gouvy. Der weitgereiste Mendelssohn-Bartholdy (1809 bis 1847), dessen Rezeption bis heute unter den Vorurteilen der Nazizeit leidet, ließ Reiseerinnerungen in viele seiner Werke einfließen. In den letzten Jahrzehnten (wieder)entdeckt wurde der Komponist Théodore Gouvy (1819 bis 1898): Aus Saarbrücken-Schafbrücke (damals "Goffontaine") stammend, blieb Gouvy zeitlebens ein Wanderer zwischen den verfeindeten Kulturen Deutschlands und Frankreichs.

Neben dem Komponisten-Schwerpunkt setzt die Sommermusik einmal mehr "instrumentale Akzente": diesmal auf Streicher, Klavier und Gesang. Neue Spielstätten des an Uraufführungen und Neubearbeitungen reichen Festivals sind die Kirche Elijah in der Hellwigstraße 15 (Performance "Songez au solide!" mit einem Ensemble um Élodie Brochier; 2. September, 20 Uhr) und die neue Trauerhalle des Hauptfriedhofs (Konzertperformance Liquid Penguin Ensemble, 12. August, 20 Uhr). Als Startpunkt einer Expedition in Form eines Waldspaziergangs ("Kraut und Klang", Ini Art-Ensemble; 7. August, 15 Uhr) dient die Bushaltestelle "Rotenbühl Ende" in der Scheidterstraße.

Neben Sommermusik-bekannten lokalen, überregionalen und internationalen Protagonisten wie Little Big Band, Martin Tchiba, Oliver Strauch, Kammerorchester Ricercare, Undertone Project, Duo Kreutzer und Ro Gebhardt gibt es auch Debüts: Erstmalig beim Festival mit von der Partie sind etwa die Mainzer Stimmkünstlerin Silvia Sauer (mit Uwe Oberg, Klavier, Stadtgalerie; 11. August, 20 Uhr), die aus Südkorea stammende Pianistin Da Ha Kim (Rathausfestsaal; 13. August, 20 Uhr), das Berliner Duo Unruh ("Wandertrieb" im Rathausfestsaal; 14. August, 17 Uhr), das Kölner Duo Interstellar ("Aus dem Leben gegriffen"; 25. August, 20 Uhr, Theater im Viertel) und die Streicher des neu formierten "Saarquartetts" (Synagoge; 4. September, 17 Uhr). Im Rathausfestsaal, dem diesmal meistfrequentierten Spielplatz, geht am Mittwoch, 27. Juli, um 20 Uhr das Sommermusik-Eröffnungskonzert mit dem "InZeit Ensemble" über die Bühne: "Streicher und Stimme". Eintritt frei.

Infos: Tel. (0681) 905 4903

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