Jagdschloss im Dornröschenschlaf

Holz · Rund um das Jagdschloss in Holz geht's nicht voran. Warum? Aus dem Heusweiler Rathaus heißt es, die Verwaltung stehe in Verhandlungen mit dem Eigentümer, dem Diakonischen Werk. Das gestalte sich schwierig.

Im Januar hatte der Holzer Ortsrat einstimmig dafür plädiert, dass der Bereich um das alte Jagdschloss in der Straße Am Hof "städtebaulich" aufgewertet werden solle. Gedacht ist an eine neue Zufahrt von der Alleestraße her. Das derzeit mit Gestrüpp zugewachsene Wiesengelände soll gerodet werden, ein Kommunikationsbereich mit Sitzbänken ist in der Planung. Auch ein paar Parkplätze könnten angelegt werden, falls sich Interessenten finanziell beteiligen. Die Mauer und die Hecken, die seit Jahren fast jede Sicht auf das Jagdschlösschen unmöglich machen, sollen wegfallen. Das dann gut sichtbare Gelände soll von der Alleestraße her leicht ansteigend angelegt werden. Entlang der Alleestraße könnten ein paar Bäume gepflanzt werden, um das Thema "Allee" wieder aufgreifen zu können. Die derzeitige Bushaltestelle soll behindertengerecht ausgebaut und mit einer gläsernen Unterstellmöglichkeit versehen werden.

60 000 Euro würde das Projekt kosten. Durch eine Beteiligung der Ausbildungs- und Beschäftigungsförderungsgesellschaft der Gemeinden Heusweiler und Riegelsberg (ABG)

die die Rodungsarbeiten auf dem Gelände erledigen würde, könnte sich der Eigenanteil der Gemeinde Heusweiler auf 40 000 Euro verringern. Der Ausbau der Bushaltestelle würde zusätzliche 20 000 Euro kosten, für die es allerdings einen Zuschuss über 15 000 Euro gäbe. Soweit die Planung, doch bisher wurde noch kein Stein bewegt und kein Pflänzchen entfernt. Ohnehin müsste erst der Gemeinderat grünes Licht geben, doch weder im Rat noch in dessen Bauausschuss stand das Thema bisher auf der Tagesordnung. Noch immer liegt das alte Jagdschloss - zumindest von der Alleestraße her - im Dornröschenschlaf.

Viele Holzer Bürger fragen sich, warum bisher noch nichts geschehen ist. "Ich glaube, es gibt Probleme mit der Pacht", erklärte der Holzer Ortsvorsteher Jan Paul auf Anfrage unserer Zeitung. Marion Vogt-Hürstel, Pressesprecherin der Gemeinde Heusweiler, bestätigte, dass die Verwaltung mit dem Eigentümer des Jagdschlosses - dem Diakonischen Werk - in Verhandlungen steht. Es sei aber noch nichts spruchreif. "Der Sachverhalt ist etwas schwieriger, und es gestaltet sich langfristiger als gedacht", erklärte die Pressesprecherin.

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HintergrundDer Holzer Hof: 1615 gehörte der Holzer Hof - das Gelände um die heutige Straße Am Hof - zum Quierschieder Hof. Im 30-jährigen Krieg (1618-1648) wurde er vollständig zerstört und fiel 1716 an die Fürsten von Nassau-Saarbrücken. Fürst Friedrich Wilhelm ließ den Holzer Hof Mitte des 18. Jahrhunderts neu aufbauen: Zunächst entstand 1750 ein Jägerhaus, in dem der fürstliche Oberjäger amtierte. Ab 1761 wurde der Holzer Hof in altem Stil mit Hofwohngebäude, Stallungen, Scheuer und Schäferei neu erbaut. Ältere Holzer Bürger erinnern sich an diese Gebäude noch als Bauernhof der Familie Schampel. Mittlerweile ist aber längst alles abgerissen, nur noch das Jagdschlösschen blieb erhalten. Einst wurde es vom Fürsten gerne genutzt, um seiner Jagdleidenschaft zu frönen, er zog dann mit Gefolge vom Saarbrücker Schloss nach Holz, die Alleestraße runter, die damals mit hohen Bäumen bepflanzt war. Nach dem Ende der Kaiserzeit fiel das Jagdschloss an die Kreissynoden Saarbrücken, St. Johann, die dort 1926 ein Waisenhaus einrichteten. Noch heute wird das Haus im Volksmund "Waisenhaus" genannt. Es steht unter Denkmalschutz und dient bis heute dem Diakonischen Werk als Einrichtung zur Betreuung von Kindern und Jugendlichen. dg

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