Ist die Saarbrücker Feuerwehr überfordert?

Saarbrücken · Saarbrücken hat genug Feuerwehrleute, um die Sicherheit in der Stadt zu gewährleisten, sagt der Chef der Berufsfeuerwehr, Josef Schun. Die Gewerkschaft Verdi sieht das ganz anders. Die Feuerwehr sei „unterbesetzt“ und „die Sicherheit nicht mehr gewährleistet“.

Die Landeshauptstadt Saarbrücken gefährdet nicht nur die Sicherheit ihrer Einwohner, sie spiele auch mit dem Leben ihrer Feuerwehrleute . Das wirft Thomas Müller , der Geschäftsführer des Verdi- Bezirks Region Saar Trier der Saarbrücker Stadtverwaltung vor. Der Stadtrat müsse endlich handeln und den Brandschutzbedarfsplan einfordern, der im Saarland seit 2007 gesetzlich vorgeschrieben ist.

Hauptziel sei es dabei, "die Sicherheit der Bevölkerung und ortsansässiger Unternehmen oder Institutionen zu gewährleisten". Darüber hinaus solle "die Bedarfs- und Entwicklungsplanung die Einsatzfähigkeit der Feuerwehren sicherstellen". Man werde dabei zu dem Ergebnis kommen, dass die Stadt zu wenig Berufsfeuerwehrleute hat, glaubt Müller.

Denn es komme immer wieder vor, dass Löschtrupps der Berufsfeuerwehr nicht komplett besetzt sind. Das führe dazu, dass keine Feuerwehrleute bereitstehen, die erst dann zum Einsatz kommen, wenn die Kollegen, die in ein brennendes Haus hineingegangenen sind, selbst Hilfe brauchen. Saarbrücken sei die einzige Kommune im Saarland, die noch keinen Brandschutzbedarfsplan vorgelegt hat, sagt Müller.

Das ist dann auch der einzige Punkt, in dem ihm Josef Schun, der Leiter des städtischen Amts für Brand- und Zivilschutz, zustimmt. Es existiere in Saarbrücken "derzeit in der Tat kein Plan, mit dem Titel ,Bedarfs-und Entwicklungsplan für den Bandschutz'", sagt er. Doch bereits 1995 habe die Feuerwehr eine "Ermittlung der organisatorischen und personellen Grundlagen für die Bereiche Brandschutz und technische Hilfe in der Feuerwehr Saarbrücken " erstellt. "Diese Planungen gehen deutlich über die Anforderungen der reinen Brandschutzbedarfsplanung hinaus", sagt Schun.

Um dem Gesetz Genüge zu tun, arbeitet aber auch die Berufsfeuerwehr, übrigens die einzige im Saarland, an einem Brandschutzbedarfsplan. Seit seinem Amtsantritt 2011 sammle man alle dazu erforderlichen Daten, sagt Schun. Weil es unsinnig sei, die Arbeit von weniger als fünf Jahren zu untersuchen und zur Grundlage für Planungen zu machen, daure die Analyse bis Ende dieses Jahres. Der Stadtrat, dessen Sicherheitsausschuss sich in diesem Jahr bereits mit dem Thema befasst hat, könne also 2016 beschließen.

Seit 1995 sei die Arbeit für die Feuerwehr allerdings nicht umfangreicher geworden, im Gegenteil. Seit 1995 hat sich die Einwohnerzahl um etwa zehn Prozent verringert. Die Zahl der Feuerwehreinsätze sei um etwa 30 Prozent zurückgegangen. 2282 waren es 1995, 1579 2014. Das liege unter anderem daran, dass es weniger Industriebetriebe in der Stadt gibt und die Brandschutzvorschriften für Betriebe und öffentliche Gebäude deutlich verschärft worden sind.

181 Berufsfeuerwehrleute hat Saarbrücken , sagt Schun. 179 Stellen seien besetzt, für zwei sei man im Auswahlverfahren. Etwa 20 Mitarbeiter kommen für die Feuerwehrverwaltung dazu. Das sei genug Personal, sagen Schun und sein Stellvertreter Stefan König. Zumal es ja auch noch die freiwillige Feuerwehr gibt.

Es komme durch Krankheitsfälle zwar immer mal wieder zu Engpässen. Sei das Personal mal wirklich extrem knapp, dann fahren nur drei statt vier Fahrzeuge in einem Löschzug raus. Zurückbleibe das Tanklöschfahrzeug. Es transportiere 2000 Liter Wasser, das aber bei den meisten Einsätzen nicht gebraucht wird, weil Hydranten zur Wasserversorgung vor Ort sind. Was nie vorkomme, sei, dass keine Kollegen zur Sicherung der Kollegen dabei sind, sagen Schun und König.

Die Berufsfeuerwehr zeigt an diesem Samstag, 19. September, von 10 bis 17 Uhr, beim Tag der offenen Tür in der Feuerwache im Hessenweg, was sie kann.

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