„Investition in Bildung lohnt sich“

Saarbrücken · Kinder aus Hartz-IV-Familien haben schlechtere Chancen aufs Abitur als Gleichaltrige aus Familien mit höheren Einkommen. So steht es im zweiten Bildungsbericht des Regionalverbandes. Unterstützung der Eltern von Anfang an sei deshalb ebenso wichtig wie Ganztagsschulen.

 Eine gute Ausbildung der Erzieher, hier eine Szene aus einer Krippe in Mainz, ist sehr wichtig für eine gute Bildung der Kinder, sagt der Regionalverband. archivfoto: dpa

Eine gute Ausbildung der Erzieher, hier eine Szene aus einer Krippe in Mainz, ist sehr wichtig für eine gute Bildung der Kinder, sagt der Regionalverband. archivfoto: dpa

Das Armutsrisiko ist im Regionalverband deutlich höher als im Rest des Saarlandes - und das wirkt sich auch auf die Bildungschancen dieser Kinder und Jugendlichen aus. So steht es im zweiten Bildungsbericht des Regionalverbandes, den die Verwaltung gestern im Regionalverbandsausschuss vorstellte.

Zwar ist der Regionalverband das Wirtschaftszentrum des Landes. Gleichzeitig konzentrieren sich hier die sozialen Probleme. In der Region leben deutlich mehr Hartz-IV-Bezieher als in den anderen Landkreisen. Jedes vierte Kind lebt hier von Hartz IV. "Die materielle Armut geht oft mit Bildungsarmut einher", erklärte Martha Rosenkranz von der Stabsstelle Bildungsmanagement des Regionalverbandes.

In dem Bericht steht auch: Wo viele Hartz-IV-Bezieher wohnen und die Eltern keinen Abschluss oder einen Hauptschulabschluss haben, wechseln weniger Kinder aufs Gymnasium als in Gegenden, wo Familien mit höherem Bildungsabschluss wohnen. Die wollten unbedingt, dass ihre Kinder Abitur machen. "Nach wie vor haben Kinder, die in Völklingen wohnen, deutlich geringere Chancen auf einen Übergang ins Gymnasium, als die Kinder mit Wohnsitz in Riegelsberg", schreibt der Regionalverband in dem Bericht. Um Armut entgegenzuwirken, sei eine "Präventionskette" wichtig, betonte Rosenkranz. Dazu zählen das Angebot "Frühe Hilfen" für Eltern mit Babys genauso wie Kinderhäuser und Hilfen im Jugendalter in den Stadtteilen sowie Ganztagsangebote in den Schulen. Rosenkranz: "Der Aufwand lohnt sich."

Einen interessanten Aspekt haben die Autoren des Berichts bei der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ausgemacht: So haben 15 Prozent dieser Gruppe in Saarbrücken keinen Schulabschluss, aber deutlich mehr haben Abitur . "Hier müssen wir also differenzierter hinschauen", sagte Jan Schluckebier, Leiter der Stabsstelle Bildungsmanagement. Ein Fünftel der Einwohner im Regionalverband sind Einwanderer . Der Bildungsbericht sagt aber auch, dass weiter viele junge Migranten ohne Abschluss die Schule verlassen und deutlich weniger Abitur machen im Vergleich zu den deutschen Jugendlichen. Die Autoren machen sich zudem für einen "massiven Ausbau der Sprachförderung" in den Kindertagesstätten stark, um Jungen und Mädchen mit Migrationshintergrund zu fördern. Zwar habe die Zahl dieser Kinder in den Kitas zugenommen, der Anteil sei aber immer noch um rund 10 Prozent geringer verglichen mit deutschen Kindern.

Die Zahl der Krippenplätze sei gegenüber dem ersten Bildungsbericht, der sich auf die Daten aus 2010 stützte, um über 40 Prozent gestiegen, während die Zahl der Kindergartenkinder zwischen drei und sechs Jahren seit 2008 stagniere. Letzteres liege auch am Bevölkerungsrückgang.

Der Bedarf an Krippenplätzen sei nach einer Erhebung des Deutschen Jugendinstituts in den Regionalverbandskommunen aber unterschiedlich groß. Insgesamt komme das Institut auf einen Betreuungsbedarf im Regionalverband von 38,3 Prozent aller Kinder im Krippenalter. Aber selbst die anvisierte 35-Prozent-Quote sei noch nicht erreicht. Im Juni gab es 2038 Krippenplätze in Tagesstätten und bei Tagesmüttern und -vätern im Regionalverband, ergänzte Sprecher Stefan Kiefer vor der Ausschuss-Sitzung. Mitte 2015 solle die Betreuungsquote in Saarbrücken auf 40 Prozent steigen. Schluckebier wies darauf hin, je früher die Förderung der Kinder beginne, desto besser. "Es geht hier aber nicht nur um den Krippenausbau, sondern auch um die Qualifizierung der Erzieher."

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