Intonationssicher und emotionsgeladen

Bous · In der Bouser Pfarrkirche fand ein beachtenswertes Konzert zur deutsch-französischen Aussöhnung statt. Es musizierten das Landesakkordeonorchester und der „Choeur de l'Atelier“ aus Metz unter Leitung von Alexander Flory. Das Konzert war zugleich eine Hommage an den französischen Komponisten Gabriel Fauré.

 Das Landesakkordeonorchester und der „Choeur de l'Atelier“ aus Metz. Foto: Thomas Seeber

Das Landesakkordeonorchester und der „Choeur de l'Atelier“ aus Metz. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Im Sommer 2014 jährt sich der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Ein grenzüberschreitendes Konzert, das der Saarländische Akkordeonverband veranstaltete, erinnerte an die Aussöhnung nach den zwei Weltkriegen und den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag. Erstmals sang der Metzer "Choeur de l'Atelier" (Leitung: Gérard Heitz) mit einem Akkordeonorchester.

Die symphonische Musik von Fauré war dazu umgeschrieben worden. Neu war vor allem die zum Teil staccatoähnliche Spielweise, die sich von den lang gezogenen Klangbändern abhebt. Atmosphärenwechsel, leidenschaftliche Gestik und die hervorragende Interpretation der Werke Faurés, wegen seiner unverwechselbaren Tonsprache der beliebteste Komponist Frankreichs, öffneten neue "Hörgänge". Dazu kam die ungewohnte Kombination, das Zusammenspiel von Akkordeon und Chorgesang.

Die erste sinnliche Verführung geschieht mit der "Cantique de Jean Racine". Die Faszination des Liedes liegt in den farblichen Zwischentönen, der poetisch-konzentrierten Ruhe und dem zärtlichen Flair. Ebenso intonationssicher und emotionsgeladen gelingt die "Pavane op. 50".

Sowohl das Orchester als auch der in allen Registern stimmlich gut aufgestellte Chor beeindrucken. Weder schnelle rhythmische Passagen noch die ruhigen, melancholischen Sequenzen scheinen ein Problem zu sein. Der Cellist Jonathan Flory, 13, begeistert mit der "Elégie op. 24" und überrascht mit sicherer Technik und guter Interpretation.

Allein die Umsetzung von Faurés Requiem für ein Akkordeonorchester ist eine kleine Sensation. Was Fauré hier an melancholisch-schwebender Grazie, atmosphärischer Zartheit und Gelöstheit schuf, sucht seinesgleichen. Mit Ausnahme des kleinen Abschnitts im "Libera me" ignoriert diese wesentlich vom Chor getragene Totenmesse das von Rache und Höllenqual schreiende "Dies irae". Fauré besingt das ewigen Frieden und Erlösung verheißende "Dona eis requiem". Während Fraide Roché-Rémy (Sopran) im "Pie Jesu" in mittleren und hohen Lagen glänzt, überzeugt Gérard Heitz im "Offertoire" und "Libera me" mit zartem, weichem Legato. Sein umfangreicher Bariton erfreut im Klang durch viril-kernige Direktheit. So entrückt werden die von allen irdenen Beschwernissen befreiten Verstorbenen "in paradisum" geführt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort