Internet ja - aber bitte richtig

Ich bin wirklich überrascht": Imma Gütschow aus Saarbrücken sieht irritiert aus, als sie dies ausspricht. Zwei Schulstunden liegen hinter ihr. Ungewöhnliche Schulstunden. Ungewöhnlich zum einen, weil sie längst keine Schülerin mehr ist

 Gemeinsam im Internet unterwegs: Imma Gütschow und Sohn Mikolai. Foto: Iris Maurer

Gemeinsam im Internet unterwegs: Imma Gütschow und Sohn Mikolai. Foto: Iris Maurer

Ich bin wirklich überrascht": Imma Gütschow aus Saarbrücken sieht irritiert aus, als sie dies ausspricht. Zwei Schulstunden liegen hinter ihr. Ungewöhnliche Schulstunden. Ungewöhnlich zum einen, weil sie längst keine Schülerin mehr ist. Zum anderen, weil sie in dieser Zeit mit ihrem Sohn Mikolai (12) viele, viele Dinge erfahren hat, die sie sogar zu dem Ausruf "Das ist ja Wahnsinn" brachten.

Rückblende: Kinder und Erwachsene haben sich vor den leise brummenden Computern platziert. Ein besonderes Angebot erwartet heute die 26 Schüler der Klasse 6a des Deutsch-Französischen Gymnasiums in Saarbrücken, etwa ebenso viele Eltern und Klassenlehrerin Marie-Luise Horf: In zwei Gruppen und Räume aufgeteilt, nehmen sie an dem Kurs "Gemeinsam online - Mama, ich erklär' dir das Internet" teil. Hier soll es vor allem um soziale Netzwerke gehen.

Genau das richtige Alter

Die Gruppe, in der Imma Gütschow sitzt, wird von Jennifer Tasch, 32, geleitet, die andere von Brigitte Tauch, 49. Beide sind freie Mitarbeiterinnen der Landesmedienanstalt Saarland. Und diese macht Kindern und Eltern regelmäßig Angebote wie dieses (siehe Artikel unten), wenn Interesse besteht. In diesem Fall initiierten Eltern die Veranstaltung. Die Sechstklässer, sagen die beiden Referentinnen, haben für derartige Informationen genau das richtige Alter: "Viele beginnen etwa mit zwölf Jahren, sich in sozialen Netzwerken im Internet zu bewegen."

"Wer hat ein Profil bei ,Wer-kennt-wen?', vielen bekannt als WKW, oder StudiVZ?", will Referentin Jennifer Tasch gleich zu Beginn wissen. Schließlich soll es heute vor allem um das richtige Verhalten in solchen und anderen sozialen Netzwerken im Internet gehen. Einige wenige kindliche Hände recken sich in die Höhe. Auch gechattet, also kommuniziert über das Internet, hat schon der eine oder andere, erfährt Tasch. Ein Film schneidet dann viele der Themen an, die in den folgenden beiden Stunden eine Rolle spielen werden: Es geht ums Chatten, um die Rechte am eigenen Bild, um das Einstellen von Handyvideos ins Internet und vieles mehr. Um Dinge, die vielen nicht so richtig bekannt sind, wie sich herausstellen wird - und darin liegt die Gefahr.

Ein Junge beispielsweise weist darauf hin, dass "man in solchen Netzwerken doch automatisch immer alle eingestellten Bilder sieht" - er weiß nicht dass es entsprechende Einstellungen gibt, die dies verhindern. Welche das sind, erklärt Jennifer Tasch wenig später. Und sagt auch, warum sie es wichtig findet, dass nicht jeder alles von sich im Internet preisgibt: "Ich muss mir immer denken: ,Was würde ich einem wildfremden Menschen von mir erzählen, den ich auf der Straße treffe?' ". Und auch nur so viele Informationen von sich solle man im Internet veröffentlichen. Denn auch wenn man scheinbar Daten gelöscht habe: "Die verschwinden nicht. Alles, was ich oder andere hochladen, bleibt." Und ein gedankenlos ins Internet gestelltes Partybild könne unter Umständen später zum Problem werden. Das ist auch der Punkt, an dem Imma Gütschow entfährt: "Das ist ja Wahnsinn".

Wie finde ich raus, was im Internet über mich zu lesen ist? Jennifer Tasch gibt den Kindern und Erwachsenen dazu zwei Adressen an: www.123people.de und www.yasni.de. Dort würden die Spuren der Internetnutzer gesammelt und sortiert, sagt Tasch. Die meisten Teilnehmer des Kurses staunen, als sie die Seiten aufrufen: "Was hier alles zu lesen ist!" Auch der zwölfjährige Mikolai, der zwar bereits im Internet, doch noch nicht in sozialen Netzwerken aktiv ist, ist irritiert: "Ganz so war mir das nicht bewusst."

Kinder sensibilisieren

Die Mienen mancher Eltern scheinen derweil angesichts all der Unwägbarkeiten auszudrücken: "Am liebsten würde ich mein Kind gar nicht ins Internet lassen." Derartige überraschte Reaktionen erleben die beiden Referentinnen öfter. Doch das, betonen die Frauen, soll nicht das Ziel sein: "Es bringt nichts, etwas Derartiges zu verbieten." Die Kinder sollen sich stattdessen ruhig im Internet bewegen können, aber sicher: "Gut ist zum Beispiel, dass die Eltern dabei sind, wenn sich der Nachwuchs bei einem sozialen Netzwerk anmeldet." Wichtig sei, dass die Eltern das Geschehen verfolgen, sich mit der Thematik beschäftigen. Dass sie das Profil, eventuell auch die Passwörter ihrer Kinder kennen. Und dass sie den Nachwuchs sensibilisieren, damit der lernt, mögliche Gefahren beim Agieren im Internet zu sehen.

Tipps, die den Erwachsenen, wie auch den Kindern nützlich sind, wie Imma Gütschow bestätigt: "Das hat uns sehr geholfen."

Hintergrund

Auf der Internetseite der Landesmedienanstalt Saarland können Eltern einen "Familien-Vertrag zur Internetnutzung" herunterladen, der zwischen Eltern und Kindern geschlossen wird. Auf weiteren Internetseiten bekommen Eltern auch Tipps zum sicheren Umgang ihrer Zöglinge mit dem Internet und mit sozialen Netzwerken. up

 Gemeinsam im Internet unterwegs: Imma Gütschow und Sohn Mikolai. Foto: Iris Maurer

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