Ingenieur nennt Stadtautobahn lebensgefährlich

Saarbrücken. Auf der Saarbrücker Stadtautobahn werden "grob fahrlässig" Menschenleben gefährdet. Das wirft der Saarbrücker Ingenieur Eckart Brockmüller dem Landesbetrieb für Straßenbau vor

 Die Leitplanke der A 620 an der Alten Brücke grenzt unmittelbar an einen Pfosten. Foto: Becker & Bredel

Die Leitplanke der A 620 an der Alten Brücke grenzt unmittelbar an einen Pfosten. Foto: Becker & Bredel

Saarbrücken. Auf der Saarbrücker Stadtautobahn werden "grob fahrlässig" Menschenleben gefährdet. Das wirft der Saarbrücker Ingenieur Eckart Brockmüller dem Landesbetrieb für Straßenbau vor. Die Leitplanken an Masten und Wänden auf diesem Stück der A 620 seien stellenweise so angebracht, "dass man sie gleich weglassen könnte", sagt der pensionierte Bauingenieur, der an der Technischen Universität Berlin Straßen- und Verkehrswesen studiert hat. Brockmüller hat Anzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt unter dem Aktenzeichen 65 Js 241/09.

Brockmüller beschäftigt sich schon seit Jahren mit der Sicherheit der Stadtautobahn. Seit Jahren habe er den Landesbetrieb auf gefährliche Stellen hingewiesen. Im ein oder anderen Fall sei auch etwas getan worden. Allerdings nicht genug. Auch aus schweren Unfällen habe der Landesbetrieb keine Konsequenzen gezogen.

Ein Unfall mit einem Schwerverletzten Anfang November vergangenen Jahres am Kreisel St. Arnual in Fahrtrichtung Saarlouis habe ihn dann veranlasst, den Landesbetrieb anzuzeigen, sagt Brockmüller.

Die Verletzungen des Autofahrers wären weniger schwer ausgefallen, schreibt der Bauingenieur, "wenn die Leitplanken an der Unfallstelle so konstruiert und ausgelegt worden wären, dass ein Aufprall des Fahrzeugs auf den massiven Betonpfeiler der Brücke verhindert worden wäre".

Brockmüller hat sich die Stadtautobahn genau angesehen. Er schreibt: "Das Ergebnis war für mich haarsträubend. Neben einigen völlig ungesicherten massiven Hindernissen in Nähe des Fahrbahnrandes fiel mir vor allem auf, dass an vielen Stellen die Übergänge der frei stehenden Leitplanken zu massiven Betonbauteilen technisch so unzulänglich waren, dass genau solche Unfälle zu schwersten Personenschäden bis hin zum Tod führen konnten. Gleiches gilt für unzählige Stahlmasten der Mittelbeleuchtung, an denen die Leitplanken punktuell fast ohne Abstand vorbeiführen."

Ein schwerer Unfall im Jahr 2004 an der Malstatter Brücke sei aus seiner Sicht nur deshalb tödlich ausgegangen, weil die dort angebrachte Leitplanke das Unfallfahrzeug "praktisch gefangen und genau mit der Fahrerseite frontal vor diesen Mast geleitet" habe.

Der Landesbetrieb für Straßenbau hat sich am Freitag zu den Vorwürfen nicht geäußert. Eine SZ-Anfrage blieb bisher unbeantwortet. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Bernd Meiners, teilte gestern auf Anfrage mit: "Die Ermittlungen dauern an." Er selbst habe von der Staatsanwaltschaft keine Rückmeldung bekommen, sagt Brockmüller. "Seit fast fünf Monaten absolut Null Reaktion."

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