Information über Streik kam zu spät

Völklingen · Eltern können richtig Probleme bekommen, wenn Mitarbeiter von Kindertagesstätten streiken. Ein Vater schildert sein Dilemma – und wünscht sich eine bessere Kommunikation unter den Verantwortlichen.

Als Hans Schmitt (sein richtiger Name ist der Redaktion bekannt) am Montag voriger Woche von der Arbeit nach Hause kam, ließ die wohlverdiente Ruhe noch auf sich warten. Unannehmlichkeiten mussten plötzlich aus dem Weg geräumt werden: Die Gewerkschaft Verdi hatte zum Streik aufgerufen, gleich am folgenden Tag, und davon war auch die städtische Kita betroffen, die sein zweijähriges Kind besucht. Schmitt musste "auf den letzten Drücker Ersatz suchen" für die Betreuung der Kleinen und ärgerte sich sehr. Nicht, weil er in seiner Kita die Schuldige sah, sondern wegen der mangelnden Kommunikation. Erst am selben Nachmittag habe man dort der Schwiegermutter gesagt, dass am nächsten Tag gestreikt werde, und die Türen geschlossen blieben. Und dann habe in der Zeitung etwas von Not-Kitas gestanden, zu denen man für den Streiktag seine Kinder bringen könne - diese wollten aber nichts davon gewusst haben (wir berichteten).

"Bei allem Verständnis für den Streik", meint Schmitt, sollten die Beteiligten beim nächsten Mal besser kommunizieren. Denn nicht nur er, auch andere Eltern hätten seines Wissens großes Geschick und Kreativität an den Tag legen müssen, um eine Lösung für ihre Kleinen zu finden.

Stefan Schorr von Verdi Saar, der den Begriff der "Not-Kitas" in den Raum geworfen hat, zeigt sich verwundert über diese Beschwerde. "Es ist das erste, das ich an Klagen höre", sagt er und verweist auf Saarbrücken, wo 24 von 28 Kitas am vorigen Dienstag geschlossen blieben. Auch aus Neunkirchen sei ihm kein Missmut zu Ohren gekommen. Schorr versteht das mit den Kitas so, dass die wenigen offenen in Notfällen, sollte also jemand partout sein Kind nicht unterbringen können, diese Kinder aufnehmen. So sei das auch 2008, 2009 und 2012 gewesen. Eine offizielle Notdienstvereinbarung mit der Stadt habe es nicht gegeben. Aber "fernmündlich" habe man über Wichtiges gesprochen, jedoch nicht über die Kitas im Speziellen, sagt Schorr: "Das klären die unter sich, und da muss ich ja nicht eingreifen."

Stadtpressesprecher Uwe Grieger kann sich an keine Absprachen mit Verdi erinnern. Die Gewerkschaft teile mit, dass gestreikt werde, dann überlege die Stadt, wo eine Notbesetzung laufen müsse: Feuerwehr, Standesamt (wegen der Sterbefälle) und so weiter. Das lege man dann nicht mehr Verdi vor. Und Kitas? Deren Belange landen in der Verwaltung bei Norbert Weinand auf dem Tisch, und der weiß auch nichts von Notversorgung. "Hätte sich aber ein Elternteil bei der Stadt gemeldet, dann hätte ich nach Lösungen gesucht - auch wenn man ein Kind nicht einfach so von A nach B schieben sollte." Aber niemand habe nachgefragt, sagt er. Auch bei den beiden geöffneten Kitas in der Schubertstraße und in Ludweiler habe sich nicht einer gemeldet. Das bestätigen beide Einrichtungen. Und wundern sich, wie man angesichts der dünnen Personaldecke auf die Idee kommen könnte, dass hier zusätzliche Kinder Platz fänden - wenn auch für einen Tag. Weinand ergänzt, dass in den anderen Kitas Plakate auf den Streik aufmerksam gemacht hätten. Sie hingen, sobald der Streik in der Einrichtung feststand, sagt Weinand; das war allerdings erst am Montag der Fall.

Verdi-Mann Schorr jedenfalls verspricht, beim nächsten Mal das Kita-Problem mit der Stadt als Träger gesondert durchzugehen. Jetzt sei er dafür sensibilisiert. Vielleicht gibt es dann auch eine angenehme Lösung für Schmitt. Diesmal hat es bei ihm doch noch funktioniert. Die Schwiegermutter hatte Zeit.

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