In vielen Kneipen wird gequalmt

Saarbrücken · Saarbrücken. Zigarettenrauch wabert wie Nebelbänke durch eine Kneipe im Nauwieser Viertel. Aus einer Ecke kommt Musik, aus den anderen Ecken mischt sich das Stimmengewirr der Gäste hinein. Sie trinken Bier und rauchen. Kneipen-Flair, als sei das absolute Rauchverbot im Saarland vom 1. April 2011 nie in Kraft getreten

Saarbrücken. Zigarettenrauch wabert wie Nebelbänke durch eine Kneipe im Nauwieser Viertel. Aus einer Ecke kommt Musik, aus den anderen Ecken mischt sich das Stimmengewirr der Gäste hinein. Sie trinken Bier und rauchen. Kneipen-Flair, als sei das absolute Rauchverbot im Saarland vom 1. April 2011 nie in Kraft getreten. Wobei Gastronomen, die in einen separaten Raucherraum investiert hatten, eine Übergangsfrist bis zum 1. Dezember 2011 bekamen. Seitdem darf in Gaststätten und Restaurants überhaupt nicht mehr geraucht werden. Im Nauwieser Viertel löst das Stichwort Rauchverbot meist Achselzucken aus - oder schroffe Ablehnung. "Das ist ein ganz großer Schwachsinn", sagt Tjorven S., bevor er an seiner Zigarette zieht. "Ich wäre froh, wenn sich die Politiker sinnvollere Gesetze einfallen lassen würden", schimpft der Raucher. Und wie es scheint, stört sich - Verbot hin oder her - in der gut besuchten Kneipe niemand an dem Qualm.

Es wird weiter geraucht

Auch in anderen Kneipen wird weiter geraucht, als habe es das Nichtraucherschutzgesetz nie gegeben. Und das nicht nur nachts, wenn die Raucher sozusagen "unter sich" sind. Nein, schon in den Abendstunden paffen die Gäste nach Herzenslust. "Dass in Restaurants, wo Leute essen, nicht mehr geraucht wird, das sehen, glaube ich, die meisten Raucher ein. Aber zu einer Kneipe gehört das einfach dazu", sagt Markus R. Geschätzte 20 Kneipen gibt's im Saarbrücker Kultviertel. "Dieses Gesetz ist doch nur gemacht worden, damit die Grünen Ja zur Jamaika-Koalition sagen. Und was hat es gebracht? Gar nix. Warum passt sich das Saarland nicht den meisten Bundesländern an. Dort darf in Kneipen noch geraucht werden", sagt Markus R.

Kneipenbesitzer können mit dem strikten Rauchverbot meist nichts anfangen. Zudem: "So gut wie keiner der nichtrauchenden Gäste stört sich an dem Zigarettenqualm. Es ist sogar oft so, dass Nichtraucher mit vor die Tür gehen, wenn ihre rauchenden Freunde im Freien in der Kälte rauchen müssen", sagt ein Kneipenchef.

Und was unternimmt die Stadt Saarbrücken, damit alle Kneipen das Nichtraucherschutzgesetz einhalten? Eine flächendeckende Kontrolle in ganz Saarbrücken ist nach Aussage des Stadtpressesprechers Thomas Blug mit dem Personal des Ordnungsamtes nicht zu stemmen. "Wir gehen nur dann raus, wenn Gäste sich bei uns beschweren. In zwei Fällen war das im Nauwieser Viertel schon der Fall", sagt Blug, der auch die Strafen kennt.

"Der rauchende Gast muss 50 Euro zahlen, der Kneipenbesitzer 150 Euro. Im Wiederholungsfall kostet es den Kneipenbesitzer 500 Euro, beim dritten Mal 1000 Euro. Beim vierten Mal ist die Konzession weg", erklärt der Pressesprecher der Landeshauptstadt.

Gut möglich, dass die neue Landesregierung das umstrittene Gesetz nach der Wahl wieder lockert. Bis dahin sollte in den Kneipen im Saarland allerdings die Zigarette aus bleiben, sonst kann es teuer werden. Für Wirt und Gast.

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