In St. Johann blüht der Buddhismus

Saarbrücken · Das Buddhistische Zentrum Saarbrücken feiert sein 20-jähriges Bestehen. Diese laienbuddhistische Gemeinschaft ist einer von deutschlandweit 160 und weltweit 640 Vereinen, die in der Tradition des Tibetischen Buddhismus praktizieren. Das Saarbrücker Zentrum zählt etwa 50 Mitglieder. Sein Pressesprecher Peter Schmitt-Egner, früher Professor für Politikwissenschaft, erklärte SZ-Redakteur Peter Wagner, was man dort lehrt und lernt.

 Das sind einige der Aktiven aus dem Buddhistischen Zentrum Saarbrücken in der Ursulinenstraße. Foto: Markus Breitenbach

Das sind einige der Aktiven aus dem Buddhistischen Zentrum Saarbrücken in der Ursulinenstraße. Foto: Markus Breitenbach

Foto: Markus Breitenbach

Herr Schmitt-Egner, was passiert im ältesten buddhistischen Zentrum des Saarlandes?

Peter Schmitt-Egner: Leib- und Magenpraxis sind die Meditationen montags und donnerstags abends. Darüber hinaus bieten wir monatlich einen Einführungsvortag an. Zu den Aktivitäten zählen auch Vorträge im VHS-Zentrum zu zentralen Themen des Buddhismus in unserer heutigen Zeit, Einführungsvorträgen in Schulen sowie in der Lehrerfortbildung im Fach Ethik/Religion.

Wer darf zu Ihnen kommen?

Schmitt-Egner: Jeder ist ohne Vorbedingungen und ohne Anmeldung willkommen und kann sich über unser Angebot informieren oder in der Meditation erfahren und testen, ob diese Praxis ihn anspricht.

Was muss man vorher wissen?

Schmitt-Egner: Eigentlich nichts. Man sollte sich nur bewusst machen, dass Buddhismus keine Glaubensreligion ist. Es gibt keinen Gott und keinen Erlöser. Buddha ist keine Person, sondern einerseits ein befreiter Zustand von Erwartungen und Befürchtungen und andererseits ein Spiegel der Möglichkeiten und Qualitäten unseres eigenen Geistes. Zentrale Aufgabe der Meditation ist es, diese Qualitäten zu aktivieren.

Welche Qualitäten?

Schmitt-Egner: Etwa die untrennbare Einheit von Mitgefühl und Weisheit, Furchtlosigkeit und von innen kommende Freude, Großzügigkeit und Geduld. Wichtig dabei ist Selbstlosigkeit als Grundeinstellung. Das heißt, man entfaltet diese Qualitäten ohne eine bestimmte Erwartung zum Nutzen aller. Sie sind zur Bereicherung des Lebens gedacht.

Wer kommt zu Ihnen?

Schmitt-Egner: Wie gesagt, grundsätzlich jeder. Bei Vorträgen und Informationsabenden hatten wir schon Hunderte Besucher, je nachdem welches Thema ansteht und welcher Lehrer kommt. Die meisten Besucher zieht natürlich der Lama an. Im Verein stark vertreten sind Menschen aus Heil- und Helferberufen, Lehrer, Psychologen. Im Allgemeinen sind es, wie auch bei anderen "religiösen Angeboten", Menschen auf Sinnsuche oder in schweren Krisen, die zu uns kommen. Sie erhoffen sich Hilfe, die sie anderswo nicht bekamen.

Wie oft kann Buddhismus helfen?

Schmitt-Egner: Schwer zu sagen, vielleicht 50 Prozent der Menschen kommen ein zweites Mal. Beim Buddhismus bekommt man ja sozusagen nichts geschenkt, keine Erlösung von irgendwas. Dafür sagt uns der Buddha nicht nur "seid nicht zornig oder eifersüchtig", sondern er gibt er uns mit den Meditationen Methoden an die Hand, dass wir mit diesen störenden Gefühlen, die die Welt vergiften, arbeiten können. Der historische Buddha will selbstständige Menschen, die für die Folgen ihres Handelns einstehen und nicht auf die Gesellschaft, die Politik oder ein Dogma abwälzen. Es geht also darum, Erfahrungen zu machen, die uns befähigen, unabhängiger von äußeren Einflüssen zu werden Und das kann dauern.

Buddhismus hat ja in der öffentlichen Wahrnehmung etwas mit Aussteigertum zu tun.

Schmitt-Egner: Ein völlig falscher Eindruck. Buddhismus ist das Gegenteil von Aussteigen, es geht darum, zufriedener mitten im Leben zu sein und um die Fähigkeit, anderen ebenso selbstlos wie wirksam zu helfen.

Können Sie Einsteigern eine Lektüre empfehlen?

Schmitt-Egner: "Wie die Dinge sind" von Lama Ole Nydahl, ein leicht verständliches Taschenbuch.
Zum Thema:
Das Buddhistische Zentrum Saarbrücken feiert am Samstag, 8. November,14 bis 18 Uhr, 20. Jubiläum mit einem Tag der offenen Tür im Zentrum, Ursulinenstraße 61, begangen. Um 14 Uhr hält Gründerin Erle Eilers einen Vortrag: "Buddhismus im Alltag". wp

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort