"In mir schlagen zwei Herzen"

Saarbrücken. Die Erinnerung an den Tag, als sie sich in ihren Mann verliebte, zaubert Rosangela Regis (39) ein mädchenhaftes Lächeln ins Gesicht. "Es war am Karneval. In meiner Heimatstadt Recife in Brasilien. Er stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ja, und es war Liebe auf den ersten Blick", erinnert sie sich

 Rosangela Regis fliegt einmal im Jahr in ihre brasilianische Heimat. In Saarbrücken betreibt sie außerdem die brasilianische Kampfkunst Capoeira. Foto: Iris Maurer

Rosangela Regis fliegt einmal im Jahr in ihre brasilianische Heimat. In Saarbrücken betreibt sie außerdem die brasilianische Kampfkunst Capoeira. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. Die Erinnerung an den Tag, als sie sich in ihren Mann verliebte, zaubert Rosangela Regis (39) ein mädchenhaftes Lächeln ins Gesicht. "Es war am Karneval. In meiner Heimatstadt Recife in Brasilien. Er stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ja, und es war Liebe auf den ersten Blick", erinnert sie sich. "Da wusste ich noch nicht, dass er Deutscher ist", sagt sie lachend.1998 verlässt Regis mit ihrer eineinhalbjährigen Tochter Brasilien und zieht nach Mainz. "Mein Mann arbeitete dort als Arzt." Seit fast drei Jahren lebt die Familie in Saarbrücken. Fast 8000 Kilometer trennen sie von ihrer Familie und der Geburtsstadt am Atlantischen Ozean.

Regis und ihre mittlerweile 15-jährige Tochter sind jetzt nicht nur brasilianische Staatsbürger, sondern auch deutsche. "Ich wollte, dass meine Tochter alle Möglichkeiten hat. Entweder bleibt sie in Deutschland oder zieht irgendwann nach Brasilien", sagt die 39-Jährige, die nun in zweiter Ehe seit 2007 mit ihrem deutschen Arzt verheiratet ist. Auf die doppelte Staatsbürgerschaft hat sie ein halbes Jahr gewartet. "Wenn ich mich hätte entscheiden müssen, wäre ich wohl Brasilianerin geblieben. Ich kann mir nicht vorstellen, nur als Touristin in meinem Heimatland zu sein. In mir schlagen zwei Herzen."

Vor fast 14 Jahren war das nicht so. "Am Anfang stand ich zwischen den Kulturen. Meine Familie fehlte mir, und das kalte Wetter schockte mich. Auch an die deutsche Mentalität musste ich mich erst gewöhnen. Die Deutschen sind viel verschlossener." Einmal im Jahr fliegt die Familie nach Recife. "Meine Tochter verbringt dann Zeit mit ihrem leiblichen Vater. Und ich wundere mich über die Brasilianer", sagt sie schmunzelnd. "Die Deutschen sind viel respektvoller im Umgang miteinander. Im Supermarkt an der Theke achtet man darauf, wer zuerst da war. In Brasilien nicht. Da drängelt sich jeder vor." Auch im Straßenverkehr herrscht das Motto, erst ich, dann die anderen, beschreibt sie. "Da fährt jeder auf dem Pannenstreifen."

Nach Brasilien zurück will die 39-Jährige, die gerade eine Ausbildung zur Kosmetikerin absolviert, nicht. "Nach fast 14 Jahren in Deutschland kann ich mir ein Leben in Brasilien nicht mehr vorstellen." Aber etwas aus der alten Heimat braucht auch sie. Seit zwei Jahren betreibt sie die brasilianische Kampfkunst Capoeira. "Eine Mischung aus Kampf, Musik und Tanz. Ich finde es schade, dass der Trainer und ich die einzigen Brasilianer im Verein ,Meninos da Mangueira' in der Mainzer Straße sind. Capoeira ist Kultur und Tradition."

 Rosangela Regis fliegt einmal im Jahr in ihre brasilianische Heimat. In Saarbrücken betreibt sie außerdem die brasilianische Kampfkunst Capoeira. Foto: Iris Maurer

Rosangela Regis fliegt einmal im Jahr in ihre brasilianische Heimat. In Saarbrücken betreibt sie außerdem die brasilianische Kampfkunst Capoeira. Foto: Iris Maurer

Rosangela Regis größte Entdeckung ist eine andere Sportart: "Ich liebe das Skifahren. Ich habe erst vor sechs Jahren damit angefangen, aber es ist das Allergrößte für mich." Dann sucht die gebürtige Brasilianerin, deren erster Schock das kalte Wetter in Deutschland war, nach der richtigen Beschreibung: "Das ist wie Fliegen", sagt sie strahlend, "aber nicht wie im Flugzeug, sondern so wie Vögel fliegen."

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