In der Frankenstraße ist es wieder ruhiger

Saarbrücken · Zwölf Familien lebten in der Malstatter Frankenstraße in zwei Häusern. Wie die Stadt mit Überbelegung umgehen soll, hat sie nun gelernt. Sie plant zudem eine Koordinationsstelle für schnelle Hilfe.

. Ratten, Müll, Lärm. Bis zum Herbst 2014 galt die Frankenstraße in Malstatt als Problem. Roma-Familien hatten in den Häusern 39/40 eine Bleibe gefunden. Wie viele konnte niemand genau sagen, vor allem an den Wochenenden, wenn noch Besuch dazukam, litten die Nachbarn unter dem Lärm. Und sie beschwerten sich. Die Polizei fuhr häufiger Streife, die Stadt richtete einen Arbeitskreis ein, lud die Anwohner zur Versammlung. Das Ziel: Verständnis füreinander.

Keine Beschwerden mehr

Seit einiger Zeit ist es ruhiger geworden in der schmalen Seitenstraße. Hat gewirkt, was Saarbrückens Bürgermeister Ralf Latz (SPD ) als "Integrationskraft von Malstatt" bezeichnete? Das lässt sich so genau nicht sagen. Sicher hingegen ist, dass die Stadt Saarbrücken sich um diese Straße ganz besonders gekümmert hat.

Beschwerden höre man keine mehr, sagte Ralf Latz jetzt im Gespräch mit unserer Zeitung. In den Häusern 39/40 wohnten inzwischen auch keine Roma-Familien mehr. Den zwölf Familien mit etwa 50 bis 60 Kindern habe die Stadt andere Wohnungen besorgt. Auch die Personen, die dort zusätzlich Unterschlupf gefunden hätten und nicht gemeldet waren, seien weg.

Die Frankenstraße - eine Erfolgsgeschichte besonnenen städtischen Handelns? Heile Welt Saarbrücken ? Nein, sagt der Bürgermeister. An der Frankenstraße habe man gelernt. Anfangs sei man von der Entwicklung geradezu überrollt worden. Dann sei es gelungen, einen "Methodenkasten" zu entwickeln. Das soll wohl heißen, dass man jetzt weiß, welche Vorgehensweise gut ist in solchen Fällen - und auch welche sich nicht eignet.

Guido Freidinger, Leiter des Amtes für soziale Angelegenheiten, ergänzt: Zuwanderung aus EU-Ländern sei anfangs unterschätzt worden, nicht nur in Saarbrücken . Es handele sich zudem nicht um ein Problem der Sinti oder Roma . "Wir müssen lernen, wie wir mit den Folgen der sozialen Spaltung in Europa umgehen." Saarbrücken steht in einer Reihe mit Dortmund, Duisburg, Offenbach, Mannheim, Frankfurt, Gelsenkirchen. Sie alle müssen sich damit auseinandersetzen. Der Deutsche Städtetag hat längst eine Arbeitsgemeinschaft eingerichtet. Man trifft sich, man spricht miteinander und lernt voneinander.

Schulen helfen Roma-Kindern

Gute Erfahrungen hat Saarbrücken mit den Schulförderprojekten für Roma-Kinder gemacht. In der Grundschule Wallenbaum, der offenen Ganztagsschule Weyersberg, der Gesamt- und Gemeinschaftsschule Ludwigspark und der Montessori-Grundschule Rußhütte gibt es diese Sprachförderung.

Derzeit ist die Stadt dabei, eine Koordinationsstelle einzurichten; Erfahrungen bündeln, Möglichkeiten ausloten, Hilfe gezielt einsetzen. Das wird auch in Zukunft nötig sein. Jetzt wisse man, sagt der Bürgermeister, dass man schnell handeln müsse, sollte noch einmal ein Haus in der Stadt so überbelegt sein, wie im vergangenen Jahr die beiden in der Frankenstraße.

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