In Beton geschriebener Liebesschwur hielt

Saarbrücken · Frischer Beton ist ideal, um große Versprechen zu verewigen. Zumal dann, wenn viele danach Tag für Tag sehen werden, was sich zwei Menschen gelobt haben. Eine so prominente Stelle direkt an der Saar brachte Sandra und Thomas Gross Glück.

 Sandra und Thomas Gross zeigen ihren Kindern Isabelle und Ben den Liebesschwur. Foto: Traudl Brenner

Sandra und Thomas Gross zeigen ihren Kindern Isabelle und Ben den Liebesschwur. Foto: Traudl Brenner

Foto: Traudl Brenner

Erinnern Sie sich, liebe Leserinnen und Leser? Am 1. April veröffentlichten wir eine Glosse über Liebesschwüre, am 16. September 1997 in den Beton des Saarradwegs geritzt. Die Namen: Thomas und Sandra, zufällig unter der Ostspangenbrücke entdeckt. Mit Namen, Datum und Herzchen hatten sich die beiden damals im frischen, noch feuchten Beton verewigt. Auf alle Zeit. Oder zumindest bis zur nächsten Wegesanierung. Die Glosse endete mit der Bitte: "Thomas und Sandra, wenn es Euch noch gibt - meldet ihr Euch mal. Und verratet uns, was aus Eurer Liebe geworden ist?"

Um sicher zu gehen, dass uns nicht Scherzbolde mit denselben Namen an der Nase herumführen und sich mit fremden Liebesschwüren schmücken, hatten wir statt "Ostspange" "Westspange" geschrieben.

Und, o Wunder: Die Betonkritzler haben reagiert. Dass es die echten waren, erkannten wir daran, dass sie in der Mail sofort hervorhoben: "Das haben wir an der Ostspange gemacht, nicht an der Westspange". Und ja, das Herz im Beton habe gehalten, sie seien immer noch ein Paar, hätten im Jahr nach der Beton-Gravur geheiratet. Jetzt trafen wir uns unter der Ostspangen-Brücke. Und sie kamen zu viert, weil Sandra und Thomas längst eine Familie mit zwei Kindern sind.

Wir erfuhren, dass sie damals in St. Arnual lebten, 25 und 28 Jahre alt und schon ein paar Jahre zusammen waren - und fest entschlossen, ihr Leben gemeinsam zu verbringen.

Die Idee, sich im Beton an der Saar zu verewigen, kam ihnen damals spontan beim Spazierengehen, als genau dieses Stück des Wegs unter der neuen Brücke betoniert wurde und die Masse noch weich war.

Es war aber nicht ganz einfach, die Idee in die Tat umzusetzen: Die ganze Baustelle wurde ja beaufsichtigt. Da konnte man nicht zum nächsten Zweiglein greifen und im Beton herummalen.

Also kamen Thomas und Sandra abends, bei Dunkelheit und nach dem Feierabend der Aufsicht, zurück und gravierten auf beiden Seiten des frisch betonierten Wegestücks, aber jeweils mit den Füßen auf dem Trockenen, ihre Namen fein säuberlich ein, mit Herz und Datum. 17 Jahre sind seither vergangen. Sie haben Fotos von damals mitgebracht - hübsche junge Leute, flott. Bei Sandra sind die Haare noch wie damals, die von Thomas sind jetzt deutlich kürzer und haben etwas an Volumen eingebüßt.

1998 heirateten sie. Tochter Isabelle ist 1999 geboren, Sohn Ben 2004. Sandra ist Lehrerin, Thomas Bauingenieur. Sie leben in Heusweiler. Und die Beziehung hält wie Beton.

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