Im Zeichen des Totenkopfs

Saarbrücken · Die gefürchteten Halsabschneider aus Tortuga und Port Royal, die Seewölfe des Nordens, die Legenden der Weltmeere – der Kulturwissenschaftler Heribert Leonardy bringt sie an acht Abenden mit in den Abenteuersalon des „ Baker Street“-Pubs. Am Montag geht es los.

 Heribert Leonardy in Piratenpose. Foto: Leonardy

Heribert Leonardy in Piratenpose. Foto: Leonardy

Foto: Leonardy

Er war wohl sechs Jahre alt, als er seinen ersten Piraten begegnet ist. Das war im Apollo-Kino, erinnert sich Heribert Leonardy. Dort war er mit seinem Opa, um sich "Pipi Langstrumpf" anzuschauen. Und deren Vater wurde von Piraten gefangengehalten. Von da an interessierte sich Heribert Leonardy für Piraten. Ein Interesse, das er sein Leben lang nicht verloren hat - ebensowenig wie sein Interesse an Rittern und dem Wilden Westen und an allen großen Abenteuern.

Mit wachsendem Interesse wurden die Bilder aus der Kindheit immer kleiner. Mit den Piraten, wie wir sie aus Filmen kennen, hatten die wirklichen Freibeuter nämlich wenig zu tun, sagt Leonardy. "Vom Halsabschneider zum edlen Räuber " haben sie sich entwickelt in den Geschichten, die über sie erzählt wurden. Was die Geschichten nicht weniger spannend macht. Denn die "Kriminalgeschichte der Seefahrt ", wie Leonardy seine neue Vortragsreihe nennt, hat schon einiges zu bieten.

Das Bild, das wir uns von den Piraten machen, sei vor allem auf ein Buch zurückzuführen: "Die Schatzinsel" des schottischen Autors Robert Louis Stevenson. Als das Buch Ende des 19. Jahrhunderts veröffentlicht wurde, gab es auch eine bebilderte Ausgabe. Die dort gezeigten Helden und Bösewichte haben wenig mit der Wirklichkeit zu tun, sagt Leonardy, "aber durch sie hat sich ein bestimmtes Piratenbild in unseren Köpfen festgesetzt". Ein Bild, das in Filmen übernommen wurde: Kopftuch, Schärpe, Ohrring.

Die meisten Piraten haben nicht anders ausgesehen als Matrosen auf Handelsschiffen. Und edle Räuber waren sie eher nicht. Es gebe durchaus Forscher, die in der Piraterie "so etwas wie eine vorsozialistische Gesellschaft" sehen, erklärt Leonardy. Aber dass manche Piratengruppen schriftlich festgelegt haben, wie Beute gerecht verteilt wird, sei einfach nur clever gewesen. "Es ging nicht um ein edle Sache, es ging darum, dass man nicht übereinander herfällt", erklärt der Piratenexperte.

Wer sich einmal für die Piraterie entschieden habe, für den habe es kaum ein Zürck in die zivilisierte Gesellschaft gegeben. Mit Romantik der Seefahrt habe das nichts zu tun gehabt. Heribert Leonardy: "Ich neige dazu, über die Piraten-Romantik zu lächeln."

Aber gerade, weil sie kein Kitsch sind, seien die Legenden und die wahren Geschichten so spannend. Die Barbarossa-Brüder, Störtebeker, Sir Francis Drake, Käpt'n Kidd, Bartholomew Roberts, Blackbeard - sie alle will Leonardy im Abenteuerraum des Saarbrücker "Backer Street"-Pubs "auferstehen" lassen.

Klar sei natürlich, dass die Kriminalgeschichte der Seefahrt nicht mit den Piraten der Karibik begann. Leonardy: "Sobald der erste Mensch etwas übers Meer transportiert hat, hat mit Sicherheit ein anderer Mensch überlegt, wie er es ihm abluchsen kann."

Zum Thema:

Auf einen BlickDie Themen der Reihe: "Piraten in der antiken Welt und im Mittelalter" (9. Februar), "Von den Häfen der Barbarenküste bis zu den Schätzen der Neuen Welt" (2. März), "Englands tollwütige "Seehunde" (23. März), "Auf der Schauerbühne Westindiens" (20. April), "Fette Beute auf (fast) allen Meeren" (4. Mai), "Das goldene Zeitalter der Piraterie " (18. Mai), "Nachspiel im 18. und 19. Jahrhundert" (1. Juni), "Mythos Piraten - Vom Halsabschneider zum edlen Räuber " (29. Juni). Die Vorträge finden jeweils um 19.30 Uhr im Abenteuersalon der "Baker Street", Mainzer Straße 8, Saarbrücken , Tel. (0681) 95 81 24 54, statt. Der Eintritt zu den Vorträgen ist frei.Der Abenteuersalon ist dem Weltenbummler Heinz Rox-Schulz gewidmet. Dort sind einige der Exponate ausgestellt, die der 2004 gestorbene Globetrotter aus aller Welt mit in seine Wahlheimat Saarbrücken gebracht hat. Heribert Leonardy ist Vorsitzender des Vereins der Freunde des von Rox gegründeten und kurz nach seinem Tod geschlossenen Abenteuermuseums. ols

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