Im Tierheim durften sie überleben

Saarbrücken · Sie wurden ausgesetzt, schweren Herzens weggegeben oder waren nach dem Tode ihrer Besitzer unversorgt. Jetzt warten sie im Bertha-Bruch-Tierheim auf ein neues Zuhause. Wir stellen sie vor. Heute geht es um Katzen, die sich, unterstützt vom Team des Heims, nach dramatischen Unfällen trotz schwerer Verletzungen zurück ins Leben gekämpft haben.

 Michele Lang betreut Helena. Die ist drei bis fünf Jahre alt, hatte einen Beckenbruch. Fotos: Barbara Cornetz

Michele Lang betreut Helena. Die ist drei bis fünf Jahre alt, hatte einen Beckenbruch. Fotos: Barbara Cornetz

Was Liberty an Schrecklichem widerfuhr, lässt sich nur erahnen. Trotz seiner schlimmen Geschichte hatte der freundliche junge Kater Glück. Die Tierfreunde im Saarbrücker Bertha-Bruch-Heim ließen ihn nicht sterben.

Dorthin war das hilflose Kerlchen mit einem völlig zerbissenen Hinterlauf gebracht worden. Barbara Best, eine der Katzenexpertinnen im Heim, erinnert sich mit Schaudern, wie armselig ihr Schützling damals aussah. "Es blieb nur eine Amputation. Anders war ihm nicht mehr zu helfen, denn der Knochen war schon angegriffen."

Libertys Betreuer fasziniert bis heute der unbändige Überlebensdrang ihres Schützlings. "Mit seinen drei Beinen hat er sich mittlerweile ganz gut arrangiert. Er sitzt zwar noch in einem Käfig, bis alles sicher verheilt ist. Aber er ist munter und sehr, sehr verschmust." Ein Leben als reiner Stubentiger dürfte dennoch kaum das Richtige für den Kater sein.

"Da er wohl lange nur draußen gelebt hat, wäre Freigang wichtig für ihn - am besten natürlich gesichert", rät Barbara Best. Für sie steht fest: Trotz seines Handicaps kann Liberty durchaus nach draußen.

Denn: "Es gibt viele Katzen, die mit drei Beinen gut zurechtkommen." Aber auch Katzenfreunde, die ihm diesen Freigang nicht bieten können, müssen den Gedanken an ein Leben mit Liberty noch nicht verwerfen. Bei reiner Wohnungshaltung muss aber auf jeden Fall genügend Beschäftigung und Menschenkontakt vorhanden sein.



Name: Kater Liberty

Alter: geschätzt 3 Jahre

Rasse: Europäisch Kurzhaar

Kastriert: ja



Besonderheit: Hinterlauf amputiert



Kater Leopold ist ein älterer Herr, der lebhaft und freundlich ist, und das trotz seiner zahlreichen "Baustellen".

Name: Kater Leopold

Alter: mindestens zehn Jahre

Rasse: Europäisch Kurzhaar

Kastriert: ja

Besonderheit: Schmerzpatient, Schmerzmittel-Dauergabe



"Ein alter Kieferbruch behindert ihn etwas beim Fressen. Er weiß sich jedoch zu helfen und schaufelt sich unnachahmlich das Fressen mit Leidenschaft ins Mäulchen", erzählt Barbara Best über diesen Schützling. Sie fügt hinzu: "Manchmal schmerzt ihn eine alte Verletzung am Halsteil der Wirbelsäule. Dann humpelt er ein wenig." Eine Operation wäre wegen der schlechten Erfolgsaussichten viel zu teuer. Dafür profitiert Leopold von Arzneimitteln. "Die Dauergabe eines Schmerzmittels erleichtert ihm das Leben. Was ihm geschehen ist, wissen wir nicht. Vielleicht hat ihn ein Auto erfasst, vielleicht ist er gestürzt. Das werden wir wohl nie erfahren. Was wir aber wissen: Er ist ein ganz liebenswerter wunderbarer Kater, der noch ein gutes Stück Leben verdient hat."



"Angefahrene oder sonst wie verletzte Katzen kommen häufig zu uns ins Tierheim. Manchmal sind Besitzer nicht ausfindig zu machen. Oder sie können die Behandlung ihres verunglückten Tieres nicht bezahlen. Auch uns stellen diese Notfälle vor eine schwere Entscheidung: gleich einschläfern lassen oder hohe Behandlungskosten in Kauf nehmen? Das Tierheim finanziert sich aus Spenden. Da ist es klar, dass die Möglichkeiten begrenzt sind.

Patenschaften helfen oft

Da medizinisch aber heutzutage fast alles möglich ist, was auch bei der Behandlung von Menschen machbar ist, fällt es schwer, Behandlungen nicht machen zu lassen, die dem Tier das Leben retten könnten, wie die Amputation eines Beines. Manchmal helfen zweckgebundene Spenden oder Patenschaften für bestimmte Notfallkatzen bei der Finanzierung solcher Operationen. Den weitaus größten Teil aber muss der Verein aufbringen. Deshalb kommen wir finanziell an die Grenzen unserer Möglichkeiten.

Katzen, denen ein Bein amputiert werden muss, kommen später erfahrungsgemäß sehr gut zurecht. Manche klettern sogar auf Bäume. Meist ist jedoch Wohnungshaltung oder gesicherter Freigang zu empfehlen. Auch ein Hüft- oder Beckenbruch heilt in leichten Fällen ohne OP. In schweren Fällen muss operiert werden. Die Katzen genesen meist völlig. Was außerdem häufiger vorkommt, sind Kieferbrüche, Zwerchfellrisse, Beinbrüche. Dann hilft meist nur eine Operation. Die Aussichten, dass die Katzen gesund werden, sind aber gut."



Weitere Informationen gibt das Bertha-Bruch-Tierheim unter Telefon (06 81) 5 35 30, und zwar außer montags täglich von 14 bis 17 Uhr.

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