Im Saarland fehlen Musiklehrer

Saarbrücken · Es mangelt an ausgebildeten Musiklehrern, beklagt der Präsident des Bundesverbandes Musikunterricht. Auch das Saarland ist betroffen, vor allem an Grund- und Gemeinschaftsschulen fehlen Musikpädagogen.

 Gemeinsames Singen hilft jungen Menschen – hier Schüler des Cusanus-Gymnasiums in St. Wendel – bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit und der Bildung sozialer Kompetenzen. Archivfoto: B&K

Gemeinsames Singen hilft jungen Menschen – hier Schüler des Cusanus-Gymnasiums in St. Wendel – bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit und der Bildung sozialer Kompetenzen. Archivfoto: B&K

Angesichts eines akuten Nachwuchsmangels schlagen Musiklehrer Alarm. Unmittelbar vor dem heute in Koblenz beginnenden "Bundeskongress Musikunterricht ", an dem bis Sonntag rund 1300 Musiklehrer aus ganz Deutschland teilnehmen, hat Ortwin Nimczik, Präsident des Bundesverbandes Musikunterricht (BMU), kritisiert, dass das Schulfach Musik zunehmend ins Abseits gerate. "In Sonntagsreden betonen Politiker die große Bedeutung des Musikunterrichts. Aber am Montag fehlt die Wertschätzung in der Praxis", äußerte sich Nimczik gegenüber der Deutschen Presseagentur. Diese Aussage kann Christian Rolle, Präsident des BMU-Landesverbandes Saar, nur unterstreichen. "Auch im Saarland ist die Situation nicht gut - vor allem an Grundschulen und Gemeinschaftsschulen fehlen Musiklehrer ", erklärt der Direktor des Instituts für Musikpädagogik an der Uni Köln, der bis vor anderthalb Jahren an der Hochschule für Musik Saar für die Lehrerausbildung zuständig war.

Warum hierzulande der Lehrermangel besonders an Grund- und Gemeinschaftsschulen zutage tritt, erklärt Rolle so: "Es gibt im Saarland erst seit 2012 überhaupt wieder eine Ausbildung für Grundschullehrer. Da können jetzt einfach noch nicht allzu viele ausgebildete Musiklehrer herauskommen." Daher werde an den meisten Grundschulen fachfremd unterrichtet. Von Lehrern also, die das Fach Musik nicht studiert haben, "es aber irgendwie mit unterrichten - viele sehr bemüht, aber dennoch nur mehr oder weniger gut". Ähnlich an Gemeinschaftsschulen : "Insbesondere an den ehemaligen Realschulen gibt es zu wenige ausgebildete Musiklehrer . Anders als an den Grundschulen ist hier in Zukunft auch keine Abhilfe in Sicht, da im Saarland in diesem Bereich gar nicht oder kaum ausgebildet wird." Hier müsse "unbedingt etwas getan" werden, sieht der Musikpädagoge die Landesregierung sowie die Hochschule in der Pflicht.

Anders stellt sich die Situation an den saarländischen Gymnasien dar. Hier gibt es keinen Mangel an Musiklehrern. Der Hauptgrund dafür ist nach Ansicht des Professors der, "dass es an der Musikhochschule Saarbrücken schon immer eine Ausbildung für Musiklehrer an Gymnasien gab". Dazu komme, dass Musiklehrer am Gymnasium "ein attraktiver Beruf ist, während er an Gemeinschaftsschulen für Studienbewerber nie so interessant erschien, weil man da als Lehrer schlechter bezahlt wird". Darüber hinaus werde Musik an vielen Gymnasien - nicht nur an den "Musikgymnasien" wie dem Saarbrücker Schlossgymnasium - einfach deutlich mehr wertgeschätzt als an manchen Gemeinschaftsschulen , wo zwar über kulturelle Teilhabe entschieden werde, was aber für viele Eltern keinen so hohen Stellenwert habe.

Dabei ist Musikunterricht für Kinder nach Ansicht Rolles extrem wichtig. "Musik ist ein ganz wichtiger Bereich des Lebens - schon für Kinder und Jugendliche", erklärt Rolle. "Musik kann zu einem guten und erfüllten Leben beitragen. Sei es als Hörer ins Konzert zu gehen oder selbst Musik zu machen, ein Instrument zu spielen, im Orchester zu spielen. Denn gerade das gemeinsame Musizieren birgt ja enorme Potenziale hinsichtlich der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und von sozialen Kompetenzen." Das werde jedoch so nicht immer wahrgenommen: "Ein Fach wie Musik ist gerade in Zeiten, wo sich alle fast ausschließlich auf Naturwissenschaften konzentrieren, immer in Bedrängnis."

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