Im Rollstuhl über den Hindernisparcours

Fraulautern · „Ganz ehrlich, das wünsche ich keinem“, sagt Cheyenne Klein und nimmt erneut Anlauf, um ihre Klassenkameradin Aurora Kiermasch im Rollstuhl den kleinen Absatz hinaufzuschieben. „Das fühlt sich echt schlimm an, allein kommt man da nicht hoch“, sagt Aurora.

 Uwe Wagner gab den Schülern in Fraulautern Tipps im Umgang mit einem Rollstuhl. Foto: Carolin Merkel

Uwe Wagner gab den Schülern in Fraulautern Tipps im Umgang mit einem Rollstuhl. Foto: Carolin Merkel

Foto: Carolin Merkel

Schließlich schaffen es die Mädchen zusammen und geben den Rollstuhl an das nächste Team, das den Parcours bestreiten wird, weiter.

Cheyenne und Aurora, Schülerinnen der Martin-Luther-King-Gemeinschaftsschule in Fraulautern, sind gesund, nicht auf einen Rolli angewiesen. Doch sie nutzen am Mittwoch die Chance, zu erleben, wie es sich anfühlt, im Rollstuhl zu sitzen. Über dieses Leben berichtet unter anderem Uwe Wagner, Leiter der Landesvertretung Selbsthilfe Körperbehinderter im Saarland, den Schülern. Seit einem Motorradunfall sitzt er im Rollstuhl, ist querschnittgelähmt. "Ich erkläre den Jugendlichen, warum ich im Rollstuhl sitze und wie mein Leben aussieht", erzählt er. Die beiden Schülerinnen haben, wie sie betonen, im Familien- und Bekanntenkreis bisher keine Kontakte zu Rollstuhlfahrern gehabt.

Noch intensiver ist am Mittwoch die Begegnung mit Eduard Dauster. Auch er will den Jugendlichen nahe bringen, was es heißt, mit dieser Behinderung zu leben. "Die Schüler hier sind alle sehr neugierig, fragen ganz genau nach, auch das Thema Sexualität interessiert sie", erzählt er. Neben Barrieren, die im Hindernisparcours überwunden werden müssen, und dem offenen Gespräch, können die Schüler bei Martin Gürth erfahren, wie man Basketball im Rollstuhl spielt. Viele merken schnell, wie anstrengend es für die Armmuskulatur ist. Dauster: "Wir wollen aufklären, Berührungsängste abbauen, aber auch sensibel machen." Die Schule, so berichtet Schulleiter Bernd Schmitz, sei zwar Pilotschule Inklusion, aber auch in den kommenden Jahren alles andere als barrierefrei.

"Doch schon unser Projekt StraßenART" zeigt Wirkung, ältere, gehbehinderte Leute freuen sich, dass endlich nicht mehr auf dem Gehweg geparkt wird."

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