Im Job zählt Französischkenntnis

Großrosseln · Das Saarland soll nach dem Willen der Landesregierung zweisprachig werden. In Großrosseln, direkt benachbart zu Frankreich, ist das zum Teil schon Alltag: Handel und Dienstleister haben Kunden von beiden Seiten der Grenze.

 Französische Dekoration im Großrosseler Textilgeschäft: Die Französin Yolande Graf (links) und ihre deutsche Kollegin Sandra Groh haben „double cygnes“ (auf Deutsch: doppelte Schwäne) aus Handtüchern angefertigt. Foto: Bender

Französische Dekoration im Großrosseler Textilgeschäft: Die Französin Yolande Graf (links) und ihre deutsche Kollegin Sandra Groh haben „double cygnes“ (auf Deutsch: doppelte Schwäne) aus Handtüchern angefertigt. Foto: Bender

Foto: Bender

Das Saarland soll zweisprachig werden, dafür will sich Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) einsetzen. Französisch soll schon in Kitas und Grundschulen gelehrt werden. Großrosseln, als Kommune unmittelbar an der französischen Grenze, könnte Vorbild für ein solches Unternehmen werden. Hier scheint es selbstverständlich, dass Deutsche ihre Baguettes in Frankreich auf Französisch bestellen und die Franzosen zusammen in einem Café auf deutscher Seite sitzen.

"Bei uns sind die Zweisprachigkeit und der Austausch zwischen Frankreich und Deutschland gelebter Alltag", sagt Bernhard Alberding, und es klingt stolz. Er ist der Geschäftsführer des Modehauses Hammerschmidt in Großrosseln. "80 Prozent unserer Kunden kommen aus Frankreich", erklärt er; daher sei Zweisprachigkeit einfach notwendig.

Daran hat er auch die Auswahl seiner Mitarbeiter angepasst, von denen 60 Prozent Französisch sprechen. Yolande Graf aus Schoeneck ist eine von den ihnen, sie spricht fließend Deutsch und Französisch. Seit acht Jahren arbeitet sie nun in Großrosseln, und "sie ist eine Bereicherung für unser Geschäft", lobt Alberding. Durch die Französin ist nämlich auch französische Kultur in das Geschäft eingezogen. Zusammen mit ihrer deutschen Kollegin Sandra Groh stellt Yolande Graf typisch französische Geschenkartikel aus Handtüchern, Kerzen oder Nudeln her, die zudem noch sehr dekorativ sind. Diese sollen bei den Kunden sehr beliebt sein, "denn in Frankreich verschenkt man kaum Geld, es soll meist etwas Individuelles sein", weiß Alberding. Auch französische Praktikanten arbeiten hier immer wieder. Beim Wareneinkauf wird der Geschäftsführer ebenfalls immer von einer Französin begleitet und beraten. Das sieht man an vielen Kleidern und Taschen, die "einen Hauch Champs-Élysées" ausstrahlen.

Doch wieso haben Franzosen so großes Interesse an deutschen Läden? "Die Preise sind hier günstiger, da französische Geschäftsleute mehr Steuern zahlen müssen", sagt Alberding. So gibt es auch Stammkunden, die jede Woche kommen, zum Beispiel Kundin Sylvie Hoffmann aus Petite Rosselle. Sie schätzt an deutschen Geschäften besonders die "freundliche Beratung". "In Frankreich findet man nie einen Verkäufer", klagt sie.

Betritt man das Reisebüro John direkt gegenüber von Hammerschmidt, wird klar: Der Austausch zwischen Frankreich und Deutschland ist auch hier Alltag. Auf dem Tisch von Reiseverkehrskauffrau Natacha Margani sticht direkt ein großes Schild ins Auge. Darauf steht: "Je parle français". Sie ist Französin und weiß: "Viele Franzosen können nicht gut Deutsch." Daher sind hier auch Französischkenntnisse Einstellungsvoraussetzung. "Bei uns muss immer mindestens einer da sein, der Französisch spricht", erklärt Margani.

Ein wenig anders sieht es da auf französischer Seite aus. In der Boulangerie und Pâtisserie Huck in Petite Rosselle berichtet Rosemarie Huck: "Deutsch-Kenntnisse sind bei uns kein Einstellungskriterium. Denn viele unserer deutschen Kunden sprechen Französisch." > : Weiterer Bericht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort