Im Einsatz für Tiere in Not

Saarbrücken · Sie holt verletzte Schwalben aus Dachrinnen, rettet Tauben vor dem Tod auf der Autobahn und befreit panische Rehe aus Zäunen. Das tut die Feuerwehr, weil sie die Gesetze achtet. Diese machen Einsätze zur Rettung von Tieren nicht zur Ansichtssache – sondern zur Pflicht.

 Feuerwehrmann Mark Debus mit dem an der Luisenbrücke geretteten Taubenküken. Es kam, vermittelt vom Verein „Stadttauben Saarbrücken“, in die Obhut eines Vogelkenners. Er lässt das Tier frei, wenn es erst einmal groß genug ist. Foto: Becker & Bredel

Feuerwehrmann Mark Debus mit dem an der Luisenbrücke geretteten Taubenküken. Es kam, vermittelt vom Verein „Stadttauben Saarbrücken“, in die Obhut eines Vogelkenners. Er lässt das Tier frei, wenn es erst einmal groß genug ist. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Unsicher kauerte das Federbällchen unter der Luisenbrücke, ganz nah am unablässig dahinströmenden Berufsverkehr. Das Taubenküken war in Lebensgefahr. Die Berufsfeuerwehr sperrte einen Teil der A 620, fuhr die Drehleiter aus und rettete die Jung-Taube. Der Einsatz schlug Wellen. In der Facebook-Gemeinde stellten nur wenige den Aufwand in Frage. Beispiel: "Also man kann's auch übertreiben."

Doch sagte die Mehrheit: Die Aktion war richtig. "Jedes Leben zählt." Pascal Maas nannte die Basis für den Einsatz: Das Gesetz über Brandschutz, Technische Hilfe und Katastrophenschutz im Saarland. Leitsatz: "Die Feuerwehren haben Menschen zu retten, Schaden von Menschen, Tieren, Gütern und der Umwelt abzuwenden."

Stimmt, sagt der Chef der Saarbrücker Berufsfeuerwehr, Josef Schun. Tierrettungen haben, wie er betont, eine gewichtige Basis: Unser Grundgesetz, das den Tierschutz seit 2002 als Staatsziel aufführt. "Natürlich kennen wir das Argument, wir sollten bei Tieren der Natur ihren Lauf lassen. Aber der Mensch hat in die Natur eingegriffen, Lebensräume mit Straßen, Brücken und Zäunen eingeschränkt und Probleme erst verursacht. Wissen Sie, wie ein Reh schreit, wenn es sich in einem Zaun verfangen hat? Das geht einem durch Mark und Bein. Wir befreien es." Solche Aktionen gehören zu den technischen Hilfeleistungen, nach den Krankentransporten der größte Teil der jährlich um die 16 000 Feuerwehreinsätze in Saarbrücken . Für die Leitstelle zählt: Ist, was der Anrufer meldet, noch arttypisch - zum Beispiel die Klettertour der Katze auf den Baum, den sie meist mühelos wieder verlässt? Oder ist ein Tier, weil schon verletzt, in Not? Und: Gefährdet es Menschen? Solche Einsätze seien immer kostenlos.

Die Leitstelle entscheidet

Schun: "Die Kollegen in der Leitstelle machen sich ein Bild und entscheiden, ob und womit wir anrücken." Schuns Leute tun das zum Beispiel nicht, wenn keine akute Gefahr vorliegt und wenn andere, etwa Handwerksbetriebe, die Aufgabe erledigen können.

Falls Gefahr in der Luft liegt, rückt die Feuerwehr an mit dem "Gerätewagen Tierrettung" oder einem Sprinter für kleine Einsätze. Etwa in Burbach. Stephanie Enke und Ralf Müller zeigen auf die Dachgaube. Dort nisten Wespen. Das ist, weil nicht akut für Menschen gefährlich, doch kein Fall für die Feuerwehr, wie die Beamten Raimund Speicher und Tobias Roscher feststellen. Freundlich gehen sie mit Enke und Müller durch, wer weiterhilft. Die Beratung ist kostenlos. "Die Feuerwehr, dein Freund und Helfer", sagt Ralf Müller am Ende. Die Männer vom Hessenweg überlassen dieses Kompliment gern der Polizei , freuen sich trotzdem und fahren zurück zur Wache 1. Immer bereit für den nächsten Einsatz. Denn, so betont ihr Chef Josef Schun: "Wir haben auch Tieren zu helfen. Punkt."

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