Im Bauamt lief es wie geschmiert

Saarbrücken/Riegelsberg · Der Ex-Chef des Riegelsberger Bauamtes soll von zwei Unternehmern geschmiert worden sein. Er schanzte ihnen angeblich im Gegenzug Aufträge zu. Der Korruptionsprozess gegen das Trio soll im September beginnen.

 Symbolfoto.

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Über zwei Jahrzehnte wirkte der heute 63-Jährige Architekt in Diensten der Gemeinde Riegelsberg, bis er im letzten Jahr als Bauamtsleiter vor die Tür gesetzt wurde. Der Grund: Korruptionsverdacht . Der Amtsleiter soll mit zwei "Geschäftspartnern", die größere Aufträge von der Kommune erhielten, gemeinsame Sache gemacht haben. So sieht es die Staatsanwaltschaft, die wegen Korruption Anklage gegen den Ex-Amtsleiter und den 54 Jahre alten "faktischen Geschäftsführer " einer Schreinerei sowie den 51-jährigen Chef einer Saarbrücker Firmengruppe erhoben hat. Mitte September soll dem Trio vor der Wirtschaftsstrafkammer der Prozess gemacht werden. Der Ex-Bauamtschef und der Schreiner-Gesellschafter sind Bekannte, der Unternehmer war früher Leiter der Vorprüfstelle bei der Saarbrücker Bauaufsicht.

Der Staatsanwalt, der bei seinen Ermittlungen Telefone überwachen ließ, geht wohl davon aus, dass der Bauamtsleiter kräftig "geschmiert" wurde. Nach SZ-Informationen stießen die Ermittler auf eine Tankkarte, mit der der Mann vom Amt und dessen Angehörige offenbar über Jahre den Privat-Pkw betanken konnten. Die Kosten von insgesamt 8400 Euro soll die Schreinerei übernommen haben. Auch eine Inspektion am Privat-Audi zahlte angeblich die Firma, die damals 46 Türen und Zargen für eine Kindertagesstätte lieferte. Bei der Auftragsvergabe sei getrickst und manipuliert worden, heißt es. Als Dankeschön soll auch im Haus der Geliebten des Architekten gratis ein neues Fenster eingebaut worden sein. Und für einen Messebesuch in München habe der Angestellte bei der Gemeinde Kilometergeld abgerechnet, obwohl er mit seinem Kumpel in dessen Firmenwagen reiste.

Getrickst wurde wohl auch beim Auftrag für den Kunstrasenplatz in Riegelsberg. Bürgermeister und Gemeinderat sollen getäuscht worden sein, damit eine Firma des 51-Jährigen Geschäftsführers zum Zug kam, obwohl ein Mitarbeiter des Bauamtes deren Angebot verworfen hatte. Als Gegenleistung wurden vermutlich Grünarbeiten am Haus des Ex-Amtschefs und am Anwesen der Freundin erledigt.

Günther Larsen, Anwalt des Ex-Amtschefs, kündigte eine "umfassende Erklärung" seines Mandates im Prozess an. Hans-Georg Warken, Verteidiger des Schreinerei-Chefs, sagte: "Viele der Vorwürfe basieren auf einer umfangreichen Telefonüberwachung. Sie werden sich als unhaltbar erweisen, weil sie aus dem Kontext gerissen wurden."

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