„Ich will Demokratie lernen“

Saarbrücken · Am 6. April können 21 000 Saarbrücker den Integrationsbeirat wählen. Es ist das einzige kommunale Gremium, an dem auch Saarbrücker ohne deutschen Pass teilhaben können. Acht Listen stehen diesmal zur Wahl.

 Der aktuelle Integrationsbeirat bei der Arbeit. Foto: Janek Böffel

Der aktuelle Integrationsbeirat bei der Arbeit. Foto: Janek Böffel

Foto: Janek Böffel

Mohamed Maiga ist zufrieden. Der aktuelle Vorsitzende des Saarbrücker Integrationsbeirates schaut auf die Liste, die vor ihm liegt, und blickt mit wohlmeinendem Lächeln in die Runde. "Mit unseren acht Listen stehen wir gut da." Denn so viele haben sich rechtzeitig für die Wahl des Integrationsbeirates am 6. April gemeldet. 21 000 Saarbrücker ohne deutschen Pass sind dann zur Wahl aufgerufen. Es ist das einzige kommunale Gremium, dem auch Menschen ohne deutschen Pass angehören können, auch wenn es nur Empfehlungen aussprechen kann und keine eigenen Beschlüsse fassen kann. Zur Wahl stehen viele Altbekannte, wie das Haus Afrika oder die SPD-Liste, aber auch neue Gruppen, wie Vielfalt Saarbrücken um Oumar Keita: "Viele ausländische Jugendliche haben kein Interesse an Politik. Sie fühlen sich nicht vertreten." Deshalb will er in den Rat einziehen: "Ich will hier Demokratie lernen." Mohammad Dogar, der ebenfalls antritt, will vor allem wissen, "wie es abläuft im Rat und was der Integrationsbeirat überhaupt macht."

Und auch wenn es den Listen primär um die Interessen von Menschen ohne deutschen Pass geht, wie bei Gülom Yilmaz von Türken für Saarbrücken, die "eine Stimme für die Ausländer" sein will, so spielen doch oft die Belange der einzelnen Nationalitäten eine Rolle. "Wir wollen die Interessen der russischsprachigen Minderheit", sagt Valeri Vorobets vom Kultur- und Bildungszentrum Kalinka. Ähnlich sieht es beim Verein Russisches Haus aus. Envera Basic von der Liste International geht es unter anderem um die bosnische Sprache: "Sie wird bisher nur in der Moschee unterrichtet."

Der eigentliche Wahlkampf beginnt in vier Wochen. Dann stellen sich die Spitzenkandidaten mit ihren Programmen vor. Bis dahin soll auch der Videoclip zur Wahl fertig sein, die Werbekampagne für die Wahl selbst startet Mitte März. Da die Listen nicht wie Parteien Wahlkampfzuschüsse erhalten, unterstützt der Integrationsbeirat ihre Kampagnen. Sie können Flugblätter beim Beirat beantragen, der hilft bei der Gestaltung und übernimmt die Druckkosten.

Maiga wird nach 15 Jahren im Beirat und zehn Jahren als dessen Vorsitzender nicht mehr kandidieren. Er wollte eigentlich in den Stadtrat, stellte den Einbürgerungsantrag aber zu spät. Einen Wunsch hat er aber noch: "13 Prozent Wahlbeteiligung." Vor fünf Jahren waren es 6,5 Prozent.

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