„Ich verlor das Sicherheitsgefühl“

Saarbrücken · Zwei Mitarbeiterinnen eines Saarbrücker Altenheims sind erwischt worden, als sie eine Bewohnerin bestahlen. Die Frauen wurden entlassen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen sie. Die Polizei sagt, dass die Diebstahlszahlen in Seniorenheimen steigen. Aber nicht hinter jedem Gegenstand, der in Seniorenheimen verschwindet, steckt eine Straftat.

. "In den letzten beiden Jahren ist die Zahl der Diebstähle in Saarbrücker Seniorenheimen deutlich angestiegen", sagt Georg Himbert , der Sprecher des Landespolizeipräsidiums. Mit 34 Fällen in den 48 Seniorenheimen im Regionalverband Saarbrücken in diesem Jahr habe man schon Ende September fast das Vorjahresniveau von 35 Fällen erreicht. Für 2013 seien 25 Fälle verzeichnet. Die Zahlen seien allerdings nur ein "Anhaltswert", da sie durch ein grobes Suchraster ermittelt worden seien. Und festzuhalten sei auch, dass solche Delikte in Heimen nur einen kleinen Teil aller Diebstähle ausmachten.

Welche schlimmen Folgen solche Taten dennoch haben können, zeigt ein aktuelles Beispiel. "Ich habe das Sicherheitsgefühl verloren." Dieser Satz steht am Ende eines langen Gesprächs mit der Bewohnerin eines Saarbrücker Heimes, der vor kurzem Schmuck aus dem Zimmer gestohlen worden ist. Die Aussage macht deutlich, dass es bei Diebstählen in Altenheimen nicht nur um materielle Verluste geht. Bei einem Kaffee spricht die Seniorin über die für sie traumatische Erfahrung. Auf ihren Wunsch wird ihr Name hier nicht genannt. Mit dem Schmuck verband sie Erinnerungen an einen früheren Lebenspartner, erzählt die Frau und nimmt einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse. "Ich glaube noch immer an das Gute im Menschen." Was solle sie auch machen, fragt die weißhaarige Frau achselzuckend.

"Ich bin noch nicht darüber weg", sagt ein weiteres Diebstahlsopfer aus derselben Einrichtung. Ihr sei ebenfalls Schmuck aus der Wohnung entwendet worden, als sie im Krankenhaus war. Aus Angst vor weiteren Taten gehe sie jetzt nachts nicht mehr raus.

Nach SZ-Informationen gibt es noch mindestens vier weitere Opfer im selben Haus. Alle erstatteten Anzeige gegen unbekannt. In allen Fällen soll es keine Einbruchsspuren gegeben haben.

Möglicherweise sind die meisten Taten geklärt. Wie erst jetzt bekannt wurde, hat die zuständige Polizeiinspektion bereits im Frühjahr dieses Jahres zwei Frauen dabei erwischt, als sie nachts in das Zimmer einer Bewohnerin eindrangen und sie in ihrer Abwesenheit bestahlen. Aber sie wurden beobachtet. Die Tochter der Frau hatte nämlich in Absprache mit ihrer Mutter und der Heimleitung eine Kamera im Wohnzimmer aufgestellt, die half, die Täterinnen zu identifizieren: zwei Mitarbeiterinnen des Hauses. Die beiden Frauen wurden sofort entlassen und gelten nun als Verdächtige.

Mittlerweile hat die Polizei die Ermittlungen an die Staatsanwaltschaft abgegeben. Die beschäftigt sich nur vereinzelt mit solchen Fällen. "Es werden nur selten Täter ermittelt", erklärt Bertram Stoll, Leiter des Ermittlungs- und Servicedienstes (ESD) der Polizeiinspektion St. Johann. Die Spurenlage sei oft schlecht.

Außerdem sei die Zahl der möglichen Täter sehr groß und reiche von Mitarbeitern über Besucher bis hin zu Leuten, die gar nichts mit dem Heim zu tun haben. Aus allen drei Gruppen seien schon Täter überführt worden, sagt Stoll.

Nicht immer waren Diebe da

Und oft gab es gar keine Tat. Ein ehemaliger Mitarbeiter eines Saarbrücker Heimes gibt zu bedenken, dass so manches "Diebstahlsopfer" einen Gegenstand nur verlegt habe. Es gebe mindestens genauso viele vermeintliche wie echte Fälle.

Der SZ berichtet der ehemalige Mitarbeiter aber auch von diversen aufgeklärten Diebstählen und von Tätertypen, die im Heim Beute machen wollten. Einmal habe sich ein Dieb als Heizungsmonteur ausgegeben, einmal habe ein Enkel auf Besuch Bewohner bestohlen, und ein weiteres Mal sei es die kaufsüchtige Schwesternhelferin gewesen.

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Auf einen BlickTipps für Heimbewohner gegen Diebstähle:Türen verschließen, Wertsachen an verschiedenen Stellen im Zimmer oder im Haus deponieren.Personal um Registrierung der Wertsachen bitten, Safes und Tresore verwenden, verdächtige Personen dem Heimpersonal melden, in Absprache mit der Heimleitung können Kameras aufgestellt werden. Der Heimbeirat kann bei Konflikten mit dem Personal vermittelnQuellen: Polizei ; Jürgen Bender, Saarländischer Pflegebeauftragter rob

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