„Ich putze mir immer noch die Zähne, bevor ich rausgehe“

Saarbrücken · Fans der BBC-Adaption der schwedischen TV-Serie „Wallander“ kennen höchstwahrscheinlich Emily Barker. Die Australierin steuerte für die britische Version mit Kenneth Branagh in der Rolle des Kommissars Kurt Wallander den Titelsong „Nostalgia“ bei. Da Barker im Dezember durch Deutschland tourt und auch in Saarbrücken gastieren wird, sprach SZ-Mitarbeiter Kai Florian Becker mit der 35-jährigen Singer-Songwriterin.

 Emily Barker Foto: Ben Morse

Emily Barker Foto: Ben Morse

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Sie treten mal mit Ihrer dreiköpfigen Begleitband The Red Clay Halo auf, mal alleine. Gibt es zwischen beiden Konzert-Typen einen großen stilistischen Unterschied?

Emily Barker: Es gibt tatsächlich einige Lieder, die ich alleine nicht spiele. Sie sind für The Red Clay Halo gedacht, da sie eine bestimmte Instrumentierung verlangen. Andere Songs spiele ich sowohl mit Band als auch solo. Im letztgenannten Fall aber in einer anderen Version. Solo kann ich etwas mehr mit der Dynamik experimentieren. Ich muss auch nicht auf andere Musiker und deren Tempo achten. Ich bin freier.

Sie hatten vor einigen Jahren einen ganz besonderen Auftrag erhalten: einen Song basierend auf dem tausend Seiten umfassenden Susanna-Clarke-Roman "Jonathan Strange And Mr. Norrell" zu schreiben. Fiel Ihnen das leicht?

Barker: (lacht) Das Komponieren war nicht schwierig. Aber das komplette Buch zu lesen, das war eine Herausforderung. Nicht falsch verstehen: Es ist ein fantastisches, mitreißendes Buch - aber sehr umfangreich. Der Song war für eine TV-Adaption des Romans gedacht. Als ich von dem Auftrag erfuhr, kannte ich das Buch allerdings nicht. Ich ging also in einen Buchladen und sah zum ersten Mal, was mir bevorstand. Dass der Song letztlich nicht genommen wurde, war auch keine große Enttäuschung. Es hat dennoch Spaß gemacht. Auch weil "Beneath The Skin Of England" das erste Lied war, das ich in Eigenregie aufgenommen habe. Zudem bin ich dankbar, dass ich dadurch dieses wundervolle Buch entdecken konnte.

Ist es im Allgemeinen leicht für Sie, Enttäuschungen wegzustecken?

Barker: Ich bin von Natur aus ein sehr positiv eingestellter Mensch. Ich kenne Künstler, die traurigerweise sehr darunter leiden und regelrecht desillusioniert werden. Enttäuschungen fallen jedem schwer. Dennoch versuche ich mich auf die positiven Dinge zu konzentrieren.

Positiv war sicherlich Ihre Erfahrung mit "Nostalgia". Inwiefern hat Ihr Beitrag zu der BBC-Serie "Wallander" ihrer Karriere genützt?

Barker: Das war unglaublich. Ich bin Henning Mankell und allen Beteiligten unendlich dankbar. Die Serie ist nicht nur in Großbritannien sehr bekannt und war nicht nur dort erfolgreich. Der Song veränderte meine Karriere. Plötzlich nahmen mich viel mehr Menschen wahr, kauften meine Alben und kamen zu meinen Konzerten. Zudem hatte ich im Nachhinein weitere Angebote, Songs für Serien und Filme beizusteuern.

Haben Sie irgendwelche Rituale, um sich in Stimmung zu bringen, bevor Sie auf die Bühne gehen?

Barker: Ich putze mir immer noch die Zähne, bevor ich rausgehe (lacht). Das ist tatsächlich kein Scherz. Ansonsten wärme ich meine Stimme auf und spiele etwas Gitarre, um meine Finger zu lockern. Es kommt ganz auf meinen Gemütszustand an. Manchmal muss ich etwas kämpfen und mich in das Konzert reinarbeiten. Es hilft gewiss, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren.

Termin: 11. Dezember, 19 Uhr, Theater "Blauer Hirsch", Saarbrücken

emily-barker.com

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Zur PersonEmily Barker wurde am 2. Dezember 1980 in Australien geboren. Seit einigen Jahren lebt sie im Südwesten Englands. Dort gründete sie die Band The-Low-Country, ehe sie unter ihrem eigenen Namen oder als Emily Barker & The Red Clay Halo (mit Anna Jenkins, Gill Sandell und Jo Silverston) weiter Musik machte. 2009 wurde ihr "Wallander"-Titelsong im Rahmen der Verleihung der "Royal Television Society"-Awards ausgezeichnet. Auf ihrer anstehenden Solotournee durch Deutschland wird sie Songs ihres aktuellen Albums "The Toerag Sessions" sowie neuere Kompositionen vorstellen. kfb

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